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AC Mailand: Rassismus-Debatte nach dem Suizid von Seid Visin

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AC Mailand: Rassismus-Debatte nach dem Suizid von Seid Visin

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Suizid heizt Rassismus-Debatte an

Der Suizid eines früheren Jugendspielers des AC Mailand heizt in Italien eine Diskussion um den Rassismus im Land an. Claudio Marchisio wählt radikale Worte.
Seid Visin im Trikot des AC Mailand
Seid Visin im Trikot des AC Mailand
© Twitter/AC Milan Youth Sector
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Der italienische Fußball weint um einen früheren Jugendspieler des AC Mailand - doch für den früheren Nationalspieler Claudio Marchisio sind es teilweise falsche Tränen.  

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Wie der Corriere della Sera aufdeckte, hat sich Seid Visin am Freitag das Leben genommen, weil es der 20 Jahre alte Mann äthiopischer Herkunft offenbar nicht mehr ertrug, wie er in seiner Wahlheimat behandelt wurde.

Die Zeitung druckte einen Brief von Visin, den dieser bereits 2019 an seine Freunde und seinen Psychotherapeuten geschickt hatte. Darin beklagte er sich darüber, wie sein Leben in Italien zur Hölle gemacht wurde. 

"Ich erinnere mich, dass mich alle liebten. Wo immer ich war, wo immer ich hinging, jeder begegnete mir mit Freude, Respekt und Neugierde", schrieb er zunächst über seine Kindheit in Äthiopien.

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"Es scheint, als ob alles auf den Kopf gestellt ist"

Nach seiner Adoption habe sich sein Leben radikal geändert. "Es scheint, als ob alles auf den Kopf gestellt ist. Ich hatte es geschafft, einen Job zu finden, den ich verlassen musste, weil zu viele Leute, vor allem ältere Menschen, sich weigerten, von mir bedient zu werden. Und, als ob ich mich nicht schon unwohl fühlte, wurde ich auch noch dafür verantwortlich gemacht, dass viele junge (weiße) Italiener keine Arbeit finden konnten."

Etwas habe sich in ihm verändert, schrieb Seid. "Als ob ich mich schämte, schwarz zu sein, als ob ich Angst hatte, für einen Immigranten gehalten zu werden, als ob ich den Leuten, die mich nicht kannten, beweisen musste, dass ich wie sie war, dass ich Italiener, weiß war."

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Anmerkung der Redaktion: Wenn Sie sich selbst von Depressionen und Suizidgedanken betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (http://www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in zahlreichen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

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Der AC Mailand, bei dem Visin als Jugendspieler unter Vertrag stand, schickte Worte des Mitgefühls an seine Angehörigen und Freunde. "Es gibt keine Worte, um einem Jungen mit 20 Jahren Lebewohl zu sagen. Unsere Gedanken gehen an seine Familie und an diejenigen, die ihn mochten", schrieb Milan bei Twitter.

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Von den Reaktionen auf Visins Tod ist die von Marchisio die heftigste - und sie richtet sich direkt gegen den latenten Rassismus in seinem Land. 

Marchisio: "Wir haben versagt. Wir alle"

"Wir haben versagt. Wir alle. Aus der Mitte, von rechts, von links", holt der jetzige TV-Experte auf Instagram zum Rundumschlag aus. "Wir sind das Land der Integration, wenn ein junges Talent in einem wichtigen Spiel das entscheidende Tor schießt. Und dann weigern wir uns, im Restaurant von einem Schwarzen bedient zu werden. Wir sind das Land der Integration, wenn der Sportler bei den Olympischen Spielen eine Medaille gewinnt. Wir sind das Land der Integration, das nach unwahrscheinlicher italienischer Herkunft sucht, wenn die Schauspielerin, die uns begeistert, den Oscar gewinnt, das aber die Nase rümpft, wenn in der Klasse seiner Kinder schwarze Kinder sind."

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Marchisio, der die meiste Zeit seiner Karriere bei Juventus Turin unter Vertrag stand und 2019 die Fußballschuhe an den Nagel hing, fordert seine Landsleute zum Umdenken auf.  

"Denken Sie daran, wenn Sie Ihre schwachsinnigen Witze machen, wenn Sie dumme und zynische Reden über Gummiboote und Hautfarbe halten, besonders in den sozialen Netzwerken."