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Das "Derby della Capitale" zwischen Lazio und AS spaltet ganz Rom

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Das "Derby della Capitale" zwischen Lazio und AS spaltet ganz Rom

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Lazio gegen AS: Das "Derby della Capitale"

Seit jeher verbindet Lazio Rom und die AS Rom ein Gefühl tiefen Hasses. Das "Derby della Capitale" gilt nicht umsonst als eines der heißesten Stadtduelle.
Bei Spielen zwischen Lazio und AS Rom herrscht stets eine besondere Brisanz
Bei Spielen zwischen Lazio und AS Rom herrscht stets eine besondere Brisanz
© Getty Images
Gabriel Skoro
Gabriel Skoro
von SPORT1

Ein Derby alleine ist bereits ein Spektakel, ein Stadtderby kann eine Stadt teilen - doch über alledem steht ein Hauptstadtderby.

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Zu den bekanntesten der Welt zählt zweifelsohne das "Derby della Capitale" in Italien zwischen der AS Rom und der S.S. Lazio Rom. Besondere Brisanz erhält das römische Duell durch die Fan-Rivalität beider Vereine. Ihnen geht es nicht nur darum zu gewinnen, es geht um die Demütigung des Gegners.

Während die Roma traditionell im politisch linken Arbeiterviertel Testaccio im Süden der Stadt beheimatet ist, hat Lazio seinen Ursprung im politisch rechten, wohlhabenden Parioli im Norden Roms. Doch die Spannungen beider Klubs gehen bereits vor die Gründung der AS zurück.

1927: Mussolini verhindert beinahe Entstehung des Derbys

Denn wäre es nach dem früheren Diktator Benito Mussolini gegangen, würde es das "Derby di Roma" - wie das Duell auch genannt wird - in dieser Form überhaupt nicht gegeben. In seinem Traum von einem neuen römischen Imperium wollte er, dass die Hauptstadt auch im Fußball all ihre faschistischen Kräfte bündelt.

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BUENOS AIRES, ARGENTINA - OCTOBER 01: Ignacio Fernandez of River Plate fights for the ball with Ivan Marcone of Boca Juniors  during the semi final first leg match between River Plate and Boca Juniors as part of Copa CONMEBOL Libertadores 2019  at Estadio Monumental Antonio Vespucio Liberti on October 1, 2019 in Buenos Aires, Argentina. (Photo by Amilcar Orfali/Getty Images)
Supporters of Boca Juniors light flares
FBL-LIBERTADORES-RIVER-BOCA
2012 lassen sich die River-Plate-Fans etwas Besonderes zum Derby einfallen: ein überdimensionales aufgeblasenes Schwein im Dress der Boca Juniors steigt empor - und wird dann symbolisch zu Fall gebracht
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Die heißesten Derbys der Welt

Um diese gegen die damals vorherrschenden norditalienischen Vereine wie CFC Genua, Inter und AC Mailand, Juventus Turin oder SG Pro Vercelli zu bündeln, schlug der damalige Präsident von Fortitudo-Pro Roma Italo Forschi daher 1927 vor, Fortitudo, die S.S. Alba-Audace Roma und den Foot Ball Club di Roma mit der bereits im Jahr 1900 gegründeten Società Sportiva Lazio zu einem starken Klub zusammenzuschließen.

Dies wusste der einflussreiche General und glühende Lazio-Anhänger Giorgio Vaccaro allerdings zu verhindern. Dennoch fusionierten die drei Vereine schließlich am 22. Juli ohne Lazio zur Associazione Sportivia Rom. Als Vereinsfarben wurden Gelb und Rot (Giallorossi) vom FC Rom übernommen.

1931: Erste Auseinandersetzung bereits im zweiten Derby

Bis zum ersten von bislang 189 Aufeinandertreffen (71 Siege AS Rom, 53 Siege Lazio) beider Vereine sollte es dennoch noch zwei Jahre dauern, ehe es am 8. Dezember 1929 soweit war. Rodolfo Volk erzielte in der 73. Minute das erste Tor in der Geschichte des "Derby della Capitale" und zugleich den 1:0-Endstand für die AS. Bis zum ersten Sieg der Weiß-Himmelblauen (Biancocelesti) von Lazio sollte es dagegen noch drei weitere Jahre dauern.

Die erste Massenschlägerei zwischen Anhängern beider Lager gab es hingegen schon beim zweiten Aufeinandertreffen im Mai 1931. Nachdem General Vaccaro Roma-Verteidiger Mario de Micheli beim Stand von 2:2 bei einem Einwurf in der Schlussphase den Ball aus der Hand geschlagen hatte, ließ sich dieser zu einer Ohrfeige hinreisen.

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Im Anschluss kam es zunächst zu Tumulten auf dem Platz, welche sich dann auf die Tribünen des Stadion della Rondinella ausweiteten. Erst 200 berittene Polizisten konnten die Situation schlussendlich wieder unter Kontrolle bringen.

1979: Feindschaft der Klubs fordert erstes Todesopfer

Ab 1940 teilten sich beide Klubs dann eine gemeinsame Heimspielstätte. Zunächst war dies das Stadio Nazionale del PNF, nach dem Bau des späteren Olympiastadions 1953 fanden die beiden Rivalen dann dort ihre neue Heimat. Die Fans von Lazio versammeln sich dort traditionell in der Curva Nord (Nordkurve), die Roma-Fans haben ihren Stammplatz in der Curva Sud (Südkurve).

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Die Fans beider Lager sind es auch, die zu einem Großteil der bestehenden Brisanz des Derbys beitragen. Während die Ultras von Lazio hauptsächlich aus der rechten Szene stammen, haben die AS-Ultras ihren Ursprung im politisch linken Lager. Inzwischen ist aber auch deren Kurve politisch und sozial stark durchgemischt.

Insbesondere die gefürchteten Gruppierungen "Irriducibili Lazio" und die "AS Rom Ultras" liefern sich seit Jahren einen erbitterten Kampf, der längst weit über eine rein sportliche Rivalität hinausgeht. So starb 1979 der Lazio-Fan Vincenzo Paparelli, nachdem er von einer aus der Roma-Kurve abgefeuerten Leuchtrakete am Auge getroffen wurde.

Rechte Botschaften beider Fanlager im "Derby della Capitale"

Zudem kommt es immer wieder zu rassistischen Eklats während des Derbys. Für den vielleicht größten Skandal in der Geschichte sorgten die 7.000 Mann starken "Irriducibili" im Jahr 1999. Damals begrüßte die Curva Nord die Roma-Fans mit einem 18 Meter langen Banner mit der Aufschrift "Auschwitz ist eure Heimat, die Öfen euer Zuhause". 

Später bezeichnete man die Roma wegen ihrer dunkelhäutigen Spieler wie Cafu, Aldair, Jonathan Zebina oder Emerson als "Squadra de negri", zu deutsch: Neger-Mannschaft.

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Als Miroslav Kose seine Karriere zwischen 2011 und 2016 bei den Biancocelesti ausklingen ließ, tauchte in der Nordkurve ein Doppelhalter auf, auf dem in SS-Runenschrift die Nazi-Losung "Gott mit uns" in "Klose mit uns" umgeschrieben stand. Vor dem Rückspiel im Pokal-Halbfinale 2019 zog eine Gruppe von rund 60, teils vermummten Lazio-Fans mit einem Transparent, auf dem "Ehre für Mussolini" geschrieben war, durch die Stadt, einige von ihnen zeigten zudem den Hitler-Gruß. 

Jedoch sind auch die Anhänger der Roma alles andere als Engel. Bei einem Ligaspiel gegen den FC Livorno enthüllten sie 2006 ein Spruchband auf dem "Lazio und Livorno - dieselben Initialen, derselbe Ofen" stand. 

Mit diesem geschmacklosen Banner sorgten die Fans der AS Rom in Spiel gegen Livorno für Aufsehen
Mit diesem geschmacklosen Banner sorgten die Fans der AS Rom in Spiel gegen Livorno für Aufsehen

2004: Spielabbruch und Schlägereien überschatten Derby

Wie groß der Einfluss der beiden Fanlager ist, zeigte auch ein Spiel im März 2004. Nachdem das Gerücht, ein Junge sei vor dem Stadion von einem Polizeiauto überfahren worden, die Runde gemacht hatte, stürmten drei AS-Ultras auf den Platz und verlangten von den beiden Kapitänen Francesco Totti (AS Rom) und Sinisa Mihajlovic (Lazio Rom) einen Spielabbruch.

Nach einer Unterbrechung von 20 Minuten und einem Telefonat zwischen Schiedsrichter Roberto Rosetti und Ligapräsident Adriano Galliani wurde das Spiel schlussendlich vier Minuten vor der Halbzeit tatsächlich abgebrochen. Anschließend kam es rund um das Olympiastadion zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern beider Klubs und der Polizei. 

Auf Druck der Ultras beider Vereine wurde das Derby im Jahr 2004 vorzeitig abgebrochen
Auf Druck der Ultras beider Vereine wurde das Derby im Jahr 2004 vorzeitig abgebrochen

Die Meldung über den Tod des Jungen stellte sich anschließend als falsch heraus.

2010: Lazio versaut Roma die Meisterschaft

Als die Roma in der Saison 2009/2010 die Chance auf die erste Meisterschaft seit neun Jahren hatte, traf Lazio drei Spieltage vor Saisonende auf deren Titelrivale Inter Mailand. Laien wie Experten gewannen bei diesem Spiel den Eindruck, als hätten die Weiß-Himmelblauen beim 0:2 mit Absicht verloren, nur um dem verhassten Rivalen den Titel zu versauen.

Roma-Präsidentin Rosella Sensi sprach anschließend von einer "Schande", Sportdirektor Gian Paolo Montali sagte nach dem Spiel "der Sport trägt Trauer". Allerdings konnte man den Spielern von Lazio kaum einen Vorwurf machen. In den Tagen vor der Partie gegen Inter hatten ihnen die eigenen Ultras unmissverständlich mit Konsequenzen gedroht, sollte das Spiel nicht verloren gehen. 

Während des Spiels wurden dann Paraden des eigenen Torwarts ebenso ausgepfiffen, wie Angriffsversuche der eigenen Mannschaft. Bei den Toren der Mailänder jubelte hingegen beinahe das ganze Stadion. Vereint standen beide Fanlager zusammen, die "Irriducibili" verbindet eine enge Freundschaft zu den "Boys San" von Inter.

Di Canio und Totti: Die prägenden Spieler des Derbys

Eine wichtige Rolle nehmen immer wieder auch einzelne Spieler ein. Das bekannteste Beispiel auf Seiten Lazios ist mit Sicherheit der frühere Kapitän Paolo Di Canio. Nach Abpfiff des Derbys in der Saison 2004/2005 lief er - früher selbst Mitglied der "Irriducibili Lazio" - in Richtung der Curva Nord und reckte seinen Arm, auf dem er eine Tätowierung mit dem Wort "Dux" (lateinisch. Führer) trägt, zum "Saluto romano" (römischer Gruß), welcher dem Hitlergruß ähnelt.

Paolo di Canio reckte seinen Arm nach dem Derby gegen die AS Rom in der Saison 2004/2005 zum römischen Gruß
Paolo di Canio reckte seinen Arm nach dem Derby gegen die AS Rom in der Saison 2004/2005 zum römischen Gruß

Als Vertreter von Lazio Francesco Totti im Alter von 13 Jahren anwerben wollte, jagte seine Familie diese aus dem Haus. "Il Capitano", wie er bei der Roma nur genannt wird, spielte in seiner ganzen Karriere lediglich für die AS und ist mit 44 Einsätzen Rekordspieler des Derbys. 

Der Schwede Arne Selmosson ist bis heute der einzige Spieler, der für beide Vereine in einem Derby getroffen hat. Er spielte von 1955 bis 1958 für Lazio, danach lief er bis 1961 für die Roma auf.

"Derby della Capitale": Eines der heißesten Stadtduelle der Welt

Jaap Stam, Anfang der 2000er bei Lazio unter Vertrag, mutmaßte einmal, dass wohl nur beim Römer-Derby Taxifahrer die Spieler dazu animieren würden, ihre Gegenspieler vorsätzlich zu verletzten. So sei es ihm selbst einmal geschehen.

Der frühere Roma-Profi Christian Panucci erkläre, er "habe Derbys in Mailand, Madrid und London gespielt", aber nirgends sei es "so intensiv, wie in Rom".

Das "Derby della Capitale" gilt nicht umsonst als eines der heißesten auf der Welt.