Der Profiboxer Manuel Charr wurde offenbar in der Nacht auf Mittwoch in einem Imbiss in Essen niedergeschossen. Als die Polizei und der Notarzt zum Tatort kamen, war der 30-Jährige ansprechbar. Als er anschließend in das Uniklinikum gebracht wurde, verschlechterte sich Charrs Zustand allerdings, sodass eine sechsstündige Notoperation nötig wurde. Lebensgefahr besteht aktuell nicht.
Charr nach Schüssen notoperiert
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Die Essener Polizei hat eine Mordkommission eingerichtet. Am Mittwochmorgen um 9.30 Uhr stürmte eine Spezialeinheit eine Wohnung in der Nähe des Tatorts, um den mutmaßlichen Täter dort zu stellen. Der Mann war jedoch nicht vor Ort, nach einer halben Stunde zogen die Beamten wieder ab. Die Hintergründe der Tat sind noch unklar, angeblich ging es um eine Beleidigung bei Facebook.
"Das war eine Provokation, er hat Stress mit einem Mann aus Essen, wollte ihm sagen: Guck, ich bin in deiner Stadt, wir klären das. Dann hat der Typ Manuel zu dem Imbiss bestellt, aber das war eine miese Falle", sagte ein Bekannter des Boxers der Bild.
Zuvor am Abend hatte der bekannte Rapper Kay One, der laut eigenen Angaben allerdings nicht dabei war, ein Video seines Freundes Charr aus einer Shisha-Bar gepostet, das er später aber wieder löschte. Dort sagte Charr, dass er in Essen sei und alle vorbeikommen sollten. Nachdem Kay One von dem Vorfall erfahren hatte, zeigte er sich bei Facebook "hardcore geschockt".
Charr bestritt in seiner Boxkarriere bisher 32 Kämpfe, von denen er 28 gewinnen konnte. Im Kampf um den WBC-Titel verlor er 2012 gegen Witali Klitschko. 2014 musste sich Charr Alexander Powetkin geschlagen geben. Den letzten seiner Profikämpfe verlor er am 22. August gegen den Letten Mairis Breidis durch K.o. in der fünften Runde.
Charr war früher bereits in eine Messerstecherei verwickelt gewesen. Im August 2006 hatte der Deutsch-Libanese mit einem Trainingskollegen auf dem Berliner Kurfürstendamm mit rohen Eiern auf Passanten geworfen. In der Folge war es zu einer Schlägerei gekommen, bei der ein Mann mit einem Messer schwer verletzt wurde.
Charr wurde wegen des Verdachts des versuchten Totschlags angeklagt, aus Mangel an Beweisen aber von einem Gericht freigesprochen. Aus dem Sauerland-Boxstall, der ihn ein Jahr zuvor verpflichtet hatte, flog Charr jedoch raus.