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Der Wrestler, der Alis Vorbild war

Der schillernde Gorgeous George war der erste große Showman des Wrestling, inspirierte dabei auch Muhammad Ali und Bob Dylan. Er selbst stürzte privat ab.
Gorgeous George zog 2010 posthum in die WWE Hall of Fame ein
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© Imago
mhoffmann
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Muhammad Ali nannte ihn als Vorbild. Bob Dylan und Soul-Legende James Brown vermerkten in ihren Autobiografien, dass er sie inspiriert hatte.

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Wrestling-Fans, die Hulk Hogan für den ersten Star halten, die die Grenzen zwischen Showsport und Entertainment eingerissen, ahnen nicht, wie viel früher ein gewisser Raymond George Wagner dran war. Und was für eine immense kulturelle Bedeutung dieser Wrestler hatte, der als Gorgeous George bekannt werden sollte.

Gorgeous George stand für erste goldene TV-Ära des Wrestling

Der heute vor 57 Jahren, am zweiten Weihnachtsfeiertag 1963 verstorbene Wagner, war in der Nachkriegszeit eine der bekanntesten und schillerndsten Persönlichkeiten der USA, auf Du und Du mit Stars wie Bob Hope und Burt Lancaster, denen er aus dem Ring nach Hollywood gefolgt war, wie nach ihm Hogan, Dwayne "The Rock" Johnson, Batista und John Cena.

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In einer Zeit, in der das Medium Fernsehen jung war, war Wrestling - wie auch bei späteren Innovationen der Medienwelt - eine der Unterhaltungsformen, die sich dort am schnellsten etablierte: Es war einfach und mit geringen Kosten produziert und sorgte für gute Quoten, weil es effektiv die Aufmerksamkeit der Zuschauer band. Vor allem, wenn Gorgeous George darin auftauchte.

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Wagner, geboren am 24. März 1915 als Malersohn in Butte, Nebraska, war ein Ringer und Rummelplatzkämpfer, der früher als andere erkannte, welches Potenzial in Showkampf-Branche steckte, wenn das Element "Show" auch wirklich betont wurde.

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Vorbild auch für "Macho Man" Randy Savage

Ein Schlüsselerlebnis soll seine Hochzeit mit Ehefrau Betty gewesen sein, die er im Ring vollzog - und dann an diversen unterschiedlichen Standorten wiederholte, als er gemerkt hatte, dass sie mehr Zuschauer anlockte als die Kämpfe an sich.

Wagner soll fortan umso aufmerksamer registriert und umgesetzt haben, womit er die Aufmerksamkeit und die Emotionen der Fans packen konnte: Er inszenierte sich als Glamour Boy mit platinblond gefärbten Haaren, der mit aufwändig geschneiderten Roben, pompöser Musik und einem Diener zum Ring marschierte. Der streute ihm Rosen vor die Füße, hielt ihm einem Spiegel zur Bewunderung seines guten Aussehens vor und besprühte den Ring gründlich mit Desinfektionsspray, auf dass sich der großartige George sich keine Krankheiten von den schmutzigen Händen der einfachen Leute holte.

Im Ring provozierte George die Fans dann weiter, indem er sich als Großmaul und weichlichen Betrüger inszenierte, der seine Gegner beschimpfte, verspottete und mit unfairen Tricks aufs Kreuz legte.

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Gorgeous George war die Blaupause für unzählige Showmänner und Schurken nach ihm, die "Nature Boys" Buddy Rogers und Ric Flair, den "Macho Man" Randy Savage (der von George unter anderem die Einlaufmusik "Pomp and Circumstance" übernahm) und unzählige andere. Praktisch jeder heutige Wrestling-Star wandelt bewusst oder unbewusst auf den Pfaden, die Gorgeous George angelegt hat.

Gorgeous George bescherte Muhammad Ali Aha-Erlebnis

Wagner wirkte aber weit über seine (vermeintliche) Nische hinaus: 1961 traf er bei einer Radioshow einen jungen Profiboxer namens Cassius Clay, der beeindruckt war, wie Wagner ihn mit seinen Worten fesselte, als der einen anstehenden Fight mit Prahlereien und Beleidigungen seines Gegners promotete.

"Ich saß da und dachte mir: 'Mann, ich will diesen Kampf sehen'", blickte der Mann, aus dem Muhammad Ali werden sollte, in seiner Biografie zurück: "Die Halle war ausverkauft, als Gorgeous George kämpfte, ich war auch da. Und da habe ich mich entschlossen: Wenn ich auch mehr so reden würde, wäre nicht auszumalen, wie viele Leute Geld dafür bezahlen würden, mich kämpfen zu sehen."

Vorbild Gorgeous George sollte nicht mehr erleben, wie Cassius Clay seine Taktik vor dem ersten großen WM-Kampf gegen Sonny Liston am 25. Februar 1964 gekonnt kopierte.

Sonny Liston (r.) und Cassius Clay alias Muhammad Ali beim Wiegen
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WWE nahm Wagner 2010 in die Hall of Fame auf

Knapp zwei Monate vor Ali vs. Liston war Wagner 48-jährig verstorben, er hatte an Heiligabend 1963 einen Herzinfarkt erlitten, dessen Folgen er zwei Tage später erlag. Der dem Alkohol verfallene und zweifach geschiedene Wagner starb verarmt in Los Angeles, er hatte das Millionen-Vermögen, das er verdient hatte, mit seinem Lebenswandel durchgebracht.

Auf das Vermächtnis des großen Showmanns beriefen sich nicht nur Ali und WWE - die Wagner 2010 in ihre Hall of Fame aufnahm, obwohl die Liga erst nach seinem Tod formiert worden war -, sondern auch andere Entertainment-Größen.

Songwriter-Ikone und Literaturnobelpreisträger Dylan wuchs wie Altersgenosse Clay mit Gorgeous George auf und verewigte eine für ihn prägende Begegnung in seinen "Chronicles".

"Ohne seinen Schritt zu verlangsamen, sah er mich an, und in seinen Augen blitzte das Mondlicht", dichtete Dylan über einen Auftritt der "Human Orchid" in New York: "Er blinzelte, und es sah aus, als formten seine Lippen den Satz: 'Du machst die Musik lebendig.' Ob er das wirklich gesagt hat, ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass ich dachte, ich hätte es gehört, und ich habe es nie vergessen."