Räikkönen - Iceman und Fanliebling
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Geburtstag: 17.10.1979
Geburtsort: Espoo (Finnland)
Formel-1-Debüt: Großer Preis von Australien 2001
WM-Titel: 1 (2007)
Grand-Prix-Siege: 21
Bisherige Rennställe: Sauber, McLaren, Ferrari, Lotus, Alfa Romeo Racing
Startnummer: 7
Viele Jahre galt Kimi Räikkönen als "Mr. Unbekannt" in der Formel 1. Zwar schien man alles über ihn zu wissen - seine Alkoholeskapaden und sein Party-Lifestyle waren in aller Munde -, aber niemand wusste etwas Genaues. Es wurde immer nur vermutet und gemunkelt. Der Finne selbst hatte sich zu den Gerüchten nie geäußert. Erst seine 2018 erschienene Biografie "The Unknown Kimi Räikkönen" brachte Licht ins Dunkel. Wobei Räikkönen den Hype um das Buch in der Öffentlichkeit nicht verstehen kann.
"Ich weiß nicht, warum man davon ausgeht, dass da jetzt Geheimnisse gelüftet werden. Ich habe mich dazu entschlossen, weil ich finde, dass es keine große Sache ist. Ich habe das alles erlebt und jetzt steht es in einem Buch. Das meiste ist bekannt - vielleicht nicht alles. Ich finde nicht, dass es einen großen Unterschied macht", so der Finne.
Aber Räikkönen war sowieso nie ein großer Freund der Öffentlichkeit. Erst seit Januar 2018 hat er einen Instagram-Account, eine Seltenheit in einer Sportart, die vom Glanz und Glamour ihrer Protagonisten lebt. Auch bei den Medien war der Finne nicht gerade für seine offene Art bekannt. Als er nach seinem Formel-1-Comeback 2013 gefragt wurde, was das Beste daran sein, ein Formel-1-Fahrer zu sein, antwortete der "Iceman" ganz undiplomatisch: "Bestimmt nicht mit den Medien zu sprechen. Ich bin kein großer Fan beschissener Fragen!"
Trotz seiner Verschlossenheit und oftmals ruppigen Art, lieben die Fans den Finnen genau. Egal, wo der Formel-1-Zirkus seine Zelte aufschlägt, die Sympathien fliegen dem Räikkönen zu. Zumal er seine Art auch mit sportlichen Erfolgen untermauert hat.
Räikkönen - der Spätzünder
Im Alter von neun Jahren stieg Kimi Räikkönen in den Kart-Sport ein und blieb diesem zehn Jahre lang treu. Im Vergleich zu seinen jetzigen Formel-1-Kontrahenten wechselte er damit erst relativ spät in den Formel-Bereich.
Aber dafür feierte er zahlreiche Erfolge im Kart. In seinem dritten Jahr gewann er die finnische Mini-Serie und ließ nur ein Jahr später den Titel in der Klasse Raket Junior folgen. Ab 1995 startete er dann in der finnischen Klasse A, wo er den Doppeltitel 1997 und 1998 feierte.
Erst 1999 wagte Räikkönen den Sprung in den Formel-Sport.
1999: Durchmarsch in die Formel 1
Es schien fast so, als wollte Räikkönen die verlorene Zeit wieder aufholen: Die Winterserie der britischen Formel Renault gewann er auf Anhieb. Den Erfolg wiederholte er 2001 mit beeindruckenden sieben Siegen aus zehn Rennen.
Danach setzte er seinen Siegeszug auch in der Formel Renault 2.0 Eurocup fort. Die ersten beiden Rennen entschied er direkt für sich. Als Belohnung dafür lud ihn Formel-1-Teamchef Peter Sauber zu Testfahrten nach Mugello ein. Ein Cockpit für die Saison 2001 war nämlich noch zu besetzen.
2001: Premiere in der Königsklasse
Nach gerade einmal 23 Rennen im Formel-Bereich hatte der Finne einen Fuß in der Tür zur Königsklasse des Motorsports. Aber noch waren nicht alle Hürden genommen. Der Sponsor des Sauber-Teams sprach sich entschieden gegen Räikkönen als Fahrer aus. Peter Sauber beharrte allerdings auf seiner Entscheidung und boxte das junge Talent durch.
Die zweite Hürde konnte Räikkönen nur selbst aus dem Weg räumen. Wegen seiner geringen Erfahrung erteilte die FIA die nötige Superlizenz nur für vier Rennen auf Bewährung. Räikkönen hatte also maximal vier Rennen Zeit, um die Funktionäre von seiner Befähigung für die Formel 1 zu überzeugen.
Und wie er sie überzeugte. Gleich in seinem ersten Rennen beim Großen Preis von Australien fuhr er auf Rang sechs und sammelte damit seine ersten WM-Punkte. Nachdem er dieses Ergebnis bei den folgenden Starts bestätigte, war die Erteilung der unbefristeten Superlizenz nur noch eine Formsache. Räikkönen hatte es geschafft: Mit 21 Jahren und der Erfahrung von nur 23 Autorennen war er in der Königsklasse des Motorsports angekommen.
2002: Karrieresprung und Pannenserie
Auf Anraten seines Landsmanns Mikka Häkkinen kaufte das McLaren Räikkönen 2002 aus dem Sauber-Vertrag heraus und nahm ihn als Stammfahrer unter Vertrag.
Die erste Saison im neuen Auto lief alles andere als befriedigend. Gleich elfmal schied Räikkönen wegen technischer Defekte aus. Aber in den sechs Rennen, in denen er die Ziellinie erreichte, zeigte er mit vier Podestplätzen seine Klasse.
Ab dem zweiten Jahr bei McLaren lief es endlich. Am Ende der Saison musste er sich mit 91:93 Punkten nur ganz knapp Michael Schmumacher geschlagen geben. Bis zum letzten Rennen fightete er um den Titel.
2005 kam dann der endgültige Durchbruch: Ganze sieben Siege und zwölf Podestplätze hat der Finne am Ende auf dem Konto. Eigentlich die Bilanz eines Weltmeisters - aber wieder spielte ihm die Technik einen Streich. Zu oft musste er wegen Problemen im Qualifying oder Rennen auf wichtige WM-Punkte verzichten - erneut blieb nur die Vize-Weltmeisterschaft.
2007: Bei Ferrari zur Unsterblichkeit
Nach dem Rücktritt von Michael Schumacher wurde 2007 das begehrteste Cockpit in der Formel 1 frei. Die Interessenten standen Schlange. Aber den Zuschlag bekam der schnelle Finne. Er sollte die Lücke nach dem Karriereende von Schumacher schließen und nach zwei Jahren den Fahrer-Titel wieder nach Maranello holen.
Räikkönen ging also mit einer schweren Bürde in die Saison. Eine Bürde, die sich fast als zu schwer erweisen sollte. Nach sieben Rennen schien er in der Fahrer-WM fast schon aussichtslos zurückzuliegen. Ganze 26 Punkte Rückstand hatte er auf Lewis Hamilton, 16 waren es auf Fernando Alonso.
Aber dann legte Räikkönen eine Aufholjagd sondergleichen hin. In den letzten zehn Rennen fuhr er fünf Siege ein, insgesamt stand er neun Mal auf dem Podest. In den letzten beiden Rennen holte er schier unmögliche 17 Punkte auf. Am Ende lag er einen Zähler vor den punktgleichen Hamilton und Alonso (110:109) und sicherte sich seinen ersten und bislang einzigen Weltmeistertitel. Damit war der Finne im Olymp des Motorsports angekommen.
2009: Krise und Formel-1-Pause
2009 reichte es für Räikkönen bei der WM nur zu Platz drei. Im folgenden Jahr konnte der Ferrari-Pilot nicht mehr frühere Erfolge anknüpfen, mit dem Kampf um den WM-Titel hatte er nichts zu tun. Frustriert von den schlechten Ergebnissen erklärte er daher 2009 seinen Rücktritt, um in der WRC anzutreten.
Aber auch hier kam er über Mittelmaß nicht hinaus. Zwar fuhr er regelmäßig in die Punkteränge, große Erfolge blieben aber aus.
2012: Formel 1-Comeback und zweite Ferrari-Zeit
2012 ermöglichte ihm Lotus die Rückkehr in die Formel 1. Der "Iceman" zeigte, dass er nichts verlernt hatte. Im unterlegenen Lotus fuhr er sensationell auf den dritten Rang in der Gesamtwertung - nur Sebastian Vettel und Fernando Alonso musste er sich geschlagen geben.
Nach zwei Jahren folgte aufgrund von ausstehender Gehaltszahlungen die Trennung von Lotus. Bei Ferrari erinnerte man sich an den schnellen Finnen, der den bis dahin letzten Titel für die Scuderia eingefahren hatte und holte ihn zurück nach Maranello.
Doch eine Wiederholung des Triumphs von 2007 war nicht möglich. Nicht nur, dass Ferrari insgesamt eine unterirdische Saison ablieferte, Räikkönen verlor auch noch das teaminterne Duell mit Fernando Alonso haushoch.
Auch in den Jahren danach, als Sebastian Vettel ab 2015 für Ferrari fuhr, war Kimi Räikkönen immer klare Nummer zwei. Er sollte Vettel dabei unterstützen, den Fahrer-Titel zu erringen und genug Punkte sammeln, um auch die Konstrukteurs-Wertung zu gewinnen. Dies gelang aber nicht, woraufhin der Finne 2019 zu Alfa Romeo Racing wechselte.
Räikkönen, der Fanliebling
Trotz der ausbleibenden Erfolge in den letzten Jahren verehren die Fans den Finnen noch immer. Gerade seine Art, die Formel 1 nicht zu ernst zu nehmen und sich nicht den Mund verbieten zu lassen, lieben seine Anhänger an ihm.
Dazu haben die zahlreichen Geschichten, die um den Finnen kursieren, das Bild des harten Lebemanns mit Benzin im Blut geschürt. Damit wirkt Räikkönen für die meisten Fans wie ein Relikt aus den guten alten Tagen der Formel 1 - als in den Boliden noch harte Männer saßen, die bei jedem Rennen ihr Leben riskierten und daher zwischen den Rennen das Leben feierten, als wenn es kein Morgen gäbe.
Eine der wildesten Geschichten besagt, dass Räikkönen 2012 vor dem Spanien-Grand-Prix 16 Tage lang betrunken gewesen sei - um dann in Barcelona auf den dritten Rang zu fahren. Räikkönens lapidarer Kommentar zu dieser Geschichte: "Es hat meiner Karriere nicht geschadet. Ich habe halt auch noch für die anderen getrunken. Heute bin ich nicht mehr hinter dem Alkohol her. Und ich sitze auch nicht bloß da und warte, dass meine Karriere vorbei ist, damit ich wieder zu trinken anfangen kann. Ich habe genug gesoffen."