Auch lange nach der ersten Ausfahrt im Ferrari war Mick Schumacher von den Eindrücken überwältigt.
Schumacher 2. beim ersten Test
"Ich lächle immer noch", sagte der 20-Jährige in einer eher kleinen Presserunde zum Abschluss des mit Spannung erwarteten Testtages in Bahrain, der mit der zweitschnellsten Zeit endete: "Ich habe es genossen, besonders die letzten Runden. Es macht auf jeden Fall sehr viel Spaß."
Vater Michael hatte vor zwölf Jahren und vier Monaten sein letztes Rennen für die Scuderia absolviert - nun schloss sich ein Kreis. Schumacher absolvierte bei seiner Premiere 56 Runden und staunte über die Leistung des Autos. "Es marschiert auf jeden Fall gut auf der Geraden. Man kann wirklich nicht beschreiben, was man spürt, wenn man aufs Gas geht. Das ist echt cool."
Die mit Spannung erwartete Reise in die Vergangenheit begann um 9.10 Uhr, als die Mechaniker den Sichtschutz vor der Ferrari-Box zur Seite zogen. Beinahe im Zeitlupentempo steuerte Mick Schumacher den SF90 auf die Strecke und gab den zahlreichen Fotografen damit die Möglichkeit, diesen denkwürdigen Moment zu verewigen.
Schumacher-Test soll zur Ferrari-Trendwende beitragen
Als Nachwuchsfahrer der Ferrari Driver Academy bekam Schumacher drei Tage nach seinem Formel-2-Debüt die Chance, erste Erfahrungen in der Königsklasse des Motorsports zu sammeln - und hatte gleich eine verantwortungsvolle Aufgabe zu erfüllen. Nach dem enttäuschenden Rennwochenende für Sebastian Vettel und Charles Leclerc sollen die Daten der Testfahrten zur Trendwende beitragen.
Bis zu einem Regenguss am Vormittag spulte Schumacher sein Programm konzentriert ab, auch wenn seine Zeiten zunächst nicht an die der F1-Stammpiloten heranreichten. Nach der Pause sah das anders aus.
Schumacher setzte in 1:30,238 Minuten die Bestzeit und verbesserte diese noch auf 1:29,976. Kurz vor Schluss zog aber der Niederländer Max Verstappen vorbei (1:29,379) und lag mehr als eine halbe Sekunde vor dem am Ende zweitplatzierten Schumacher, der allerdings als einziger Fahrer mit der weichsten Reifenmischung unterwegs war. "Ich habe den ganzen Tag neue Sachen gelernt und die am Ende des Tages angewendet", so Schumacher, "dementsprechend sah es doch sehr positiv aus."
Brawn wartet vor überzogenen Erwartungen
Ross Brawn, langjähriges "Superhirn" bei Ferrari und kongenialer Begleiter des Rekordweltmeisters Schumacher, hatte vor überzogenen Erwartungen gewarnt. "Ich habe Mick oft gesehen, und er erinnert mich stark an Michael", sagte er. Ihn in der Formel 1 zu sehen "wäre wundervoll, aber es lastet so viel Druck auf dem Jungen."
Schumacher kennt sich jedoch längst mit den Hype aus, den sein Name mit sich bringt - vor allem in Verbindung mit der Marke Ferrari. Er ist Teil seiner Entwicklung, ob als junger Kartfahrer oder in der Formel-3-Europameisterschaft, die Schumacher im vergangenen Jahr gewann. Sein Debüt in der Formel-2-Serie für das italienische Prema-Team in Bahrain verlief mit den Plätzen acht und sechs solide, mehr Aufmerksamkeit zog am Wochenende jedoch kein anderer Pilot der Nachwuchsklasse auf sich.
"Ich hatte die Zeit und die Chance, da hineinzuwachsen", sagte Schumacher: "Viele Leute haben mir auf diesem Weg geholfen." Allen voran Mutter Corinna, die am Dienstag die Testfahrten vor Ort beobachtete. Und natürlich Vater Michael, der seit seinem Skiunfall im Jahr 2013 nicht mehr in der Öffentlichkeit aufgetreten ist. "Er hat in der Formel 1 mehr erreicht als jeder andere. Es ist etwas, zu dem ich aufschaue. Ich bin glücklich, dass er mein Vater ist."
Am Mittwoch steht der zweite Teil des Formel-1-Crashkurses auf dem Programm, dann steigt Schumacher in den von einem Ferrari-Motor angetriebenen Alfa Romeo. In Erinnerung bleiben wird jedoch besonders die erste Ausfahrt mit dem roten Renner - als eine denkwürdige Reise in die Vergangenheit der Formel 1.