Für die Ferrari-Fans wurde der Große Preis von Italien zum Freudenfest. Charles Leclerc verteidigte nicht nur seine Pole, sondern sicherte sich am Ende auch den Sieg. Seit 2010 hatte kein Ferrari-Pilot mehr im Autodromo in Monza ganz oben auf dem Podest gestanden.
Wolff wittert Ferrari-Bonus
Ganz unumstritten war sein Sieg jedoch nicht. Mehrere Manöver des Monegassen sorgten bei Mercedes für Irritationen. In Runde 23 hatte Leclerc Weltmeister Lewis Hamilton bei der Anfahrt zur zweiten Schikane ins Gras gedrückt, in Runde 37 kürzte Leclerc dann die erste Schikane ab und verteidigte sich laut Hamilton anschließend mit mehrmaligen Spurwechseln.
In beiden Situationen behielt der Ferrari-Pilot die Führung und entging einer Strafe. Die Rennkommissare verwarnten Leclerc lediglich mit der schwarz-weißen Fahne.
Für Sebastian Vettel spielte all das keine Rolle. Nach seinem Dreher und der darauffolgenden Strafe war das Rennen für ihn ohnehin frühzeitig gelaufen. Nach dem Rennen zeigte er sich selbstkritisch.
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SPORT1 fasst die Stimmen von Sky, RTL, Pressekonferenz und aus der Boxengasse zusammen.
Charles Leclerc (Ferrari, Rang 1): "Was für ein Rennen! Ich war noch nie so ausgelaugt. Ich habe ein paar Fehler gemacht, am Ende aber trotzdem gewonnen. Ich bin sehr glücklich, muss aber aufpassen, nicht zu viele Fehler zu machen. Heute hat mich keiner von ihnen eine Position gekostet."
zur Bedeutung seines Sieges: "Wenn du einen Grand Prix mit Ferrari gewinnen musst, dann Italien. Ich habe nie zuvor von so etwas auch nur geträumt. Es steht über allem, was ich mir in meiner Karriere je vorgestellt habe." (Teamwertung der Formel 1)
zum Kampf mit Mercedes: "Es war extrem schwierig. Sie waren sehr schnell, schneller als wir. Und sie hatten zwei Autos, um mit uns zu kämpfen. Wir haben das Rennen gut gemanagt. Ich bin sehr froh, den Sieg heim geholt zu haben."
Valtteri Bottas (Mercedes, Rang 2): "Ich finde, wir hatten eine gute Strategie. Unser langer erster Stint hat uns gegen Ende ein paar Möglichkeiten eröffnet. Trotzdem bin ich enttäuscht. Ich habe alles versucht, um an Leclerc vorbeizukommen. Es gab aber keinen Weg vorbei. Immer dann, wenn ich nahe genug dran war, ist mir das Vorderrad stehengeblieben, weil ich Abtrieb verloren haben. Ich habe es versucht, und das war alles, was ich heute tun konnte."
Lewis Hamilton (Mercedes, Rang 3): "Glückwunsch an Ferrari und Charles, der einen guten Job gemacht hat. Er hat dem Druck standgehalten, sowohl von Valtteri als auch von mir. Ich habe versucht, was ich konnte, aber weil ich so lange so dicht hinter ihm herfuhr, waren die Reifen irgendwann am Ende. Ferrari war auf den Geraden heute schneller als wir."
zur Frage, ob die Nicht-Bestrafung für Leclerc gerecht war: "Es spielt keine große Rolle, was ich denke. Ich habe da gar nicht viel zu sagen. Ich habe eine Kollision vermieden und mich weiter fokussiert und versucht, wieder nah ranzukommen. Ich habe null Probleme mit Charles. Aber ich möchte in einem ruhigen Moment mal privat mit ihm reden und ihn fragen, ob es andersrum für ihn auch okay wäre, wenn ich mich so verteidige."
zur Entwicklung der Strafe generell: "Es sieht so aus, als würde die neue Generation mit viel mehr durchkommen. Wir wollten härteres Racing, jetzt haben wir es. Wir brauchen nur Konstanz in den Entscheidungen. Aber es ist gut zu wissen, dass das durchgeht. Ich freue mich auf das nächste Mal."
Sebastian Vettel (Ferrari, Rang 13): "Ich bin in erster Linie nicht zufrieden mit meiner Leistung. Was die andere Seite angeht, das ist dann eigentlich egal. Natürlich ist es ein guter Tag fürs Team, aber kein guter für mich."
zur Frage, wie es zu seinem Dreher gekommen ist: "Mir ist das Heck ausgebrochen und ich konnte es nicht mehr einfangen. So einfach ist das. Es war eine kleine Unachtsamkeit und dann habe ich das Auto verloren. Natürlich bin ich nicht glücklich darüber, denn das Rennen war damit gelaufen."
zur Frage, warum er auf die Strecke zurückgefahren ist, obwohl Stroll kam: "Ich hatte ein paar Mal Probleme, das Auto wieder in Gang zu bringen und es in die richtige Richtung zu drehen. Ich habe ihn deshalb nicht gesehen. Es steckte aber ganz klar keine Absicht dahinter."
Lance Stroll (Racing Point, Rang 12) - zur Kollision mit Vettel: "Ich bin ziemlich verärgert. Er hätte nicht einfach so aggressiv auf die Strecke zurückfahren sollen. Ich habe alles versucht, um das zu verhindern. Ich war sehr vorsichtig und habe die Gelben Flaggen gesehen. Ich bin den Regeln gefolgt und er fährt mitten in der Ascari zurück auf die Strecke. Obwohl ich recht langsam unterwegs war, konnte ich nichts machen."
Toto Wolff (Motorsportchef Mercedes): "Leclerc ist ein Riesenrennen gefahren, da haben auch zwei von unseren nichts machen können. Man muss ihm gratulieren. Für Ferrari freut es mich auch: seit langem mal wieder ein Heimsieg." (Fahrerwertung der Formel 1)
zur Aktion von Charles Leclerc: "Es war sicher hart, vielleicht ein bisschen über die Linie. Am Ende ist es eben Racing und die neue Linie, die es gibt. Es wird alles eine Stufe härter werden. Aber wir haben auch gesagt, dass wir härteres Racing wollen."
zur Frage einer möglichen Bestrafung von Leclerc: "Was soll man tun? Ihm in Monza eine Fünf-Sekunden-Strafe aufbrummen? Dann brauchen die Stewards eine Polizeieskorte, damit sie das Gelände verlassen können. Das hätte einen Aufstand gegeben. Ich will Ferrari nichts wegnehmen. Sie und Charles haben verdient gewonnen."
Mattia Binotto (Teamchef Ferrari): "Es ist herausragend, was Charles heute gezeigt hat. Wir sind sehr stolz auf ihn. Wie er das trotz Fehler verteidigt hat, Mercedes hat von hinten unheimlich viel Druck gemacht."
zu Vettels Rennen: "Es war so bitter heute. Er hatte den richtigen Speed, die Pace und er hatte sich nahe an Bottas herangearbeitet und dann macht er so einen Fehler und schmeißt sein Rennen weg. Aber andere haben auch Fehler gemacht. Wir werden mit ihm reden und ihn wieder aufbauen."
Louis Camilleri (Geschäftsführer Ferrari) - zur Frage, wer die Nr. 1 bei Ferrari ist: "Sie sind gleichgestellt. So haben wir die Saison begonnen. Die Dinge entwickeln sich über die Zeit."
zu Vettel: "Ich bin absolut sicher, dass er zurückkommen wird."