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Formel 1: Regel-Reform ab 2021 - was ändert sich & wie reagieren Vettel & Co.?

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Formel 1: Regel-Reform ab 2021 - was ändert sich & wie reagieren Vettel & Co.?

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Regel-Revolution verändert die F1

Die Formel 1 wird sich in der Saison 2021 drastisch ändern. SPORT1 stellt die geplanten Änderungen vor, nennt Schlupflöcher und zeigt, wie Vettel und Co. reagieren.
Am Wochenende findet der Große Preis der USA statt. Lewis Hamilton kann, bei vier Punkten Vorsprung auf Teamkollege Valtteri Bottas, zum 6. Mal Weltmeister werden.
von Sportinformationsdienst, SPORT1

Formel-1-Eigner Liberty Media und der Automobil-Weltverband FIA haben am Donnerstag am Rande des Großen Preises der USA in Austin/Texas (So., ab 20.10 Uhr im LIVETICKER) das Reglement für die Motorsport-Königsklasse ab 2021 vorgestellt.

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Doch was wird sich konkret alles ändern, was versprechen sich die Verantwortlichen davon und wie reagieren die Fahrer und Teams auf die teils radikalen Änderungen.

SPORT1 hat die wichtigsten Fragen und Antworten zur geplanten Formel-1-Revolution.

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Welche Änderungen sind vorgesehen?

- Einführung einer Budgetgrenze von 175 Millionen US-Dollar pro Jahr (mit diversen Ausnahmen)
- Vereinfachung der Aerodynamik, um Folgen und Überholen zu erleichtern
- Gewichtszunahme der Boliden von 743 auf 768 kg
- Vergrößerung der Räder (von 13 auf 18 Zoll)
- Einführung diverser Standardteile
- Einfrieren der Getriebeentwicklung
- Vereinfachung der Aufhängung
- Erhöhung der Sicherheit (u.a. durch Änderungen am Chassis)
- Weitere Einschränkungen beim Motorenprüfstand und der Windkanalnutzung
- Die Boliden werden langsamer (rund 3 bis 3,5 Sekunden pro Runde im Vergleich zu 2019)

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Was versprechen sich die Verantwortlichen davon?

Die obersten Instanzen der Formel 1 haben nicht weniger als eine Revolution im Sinn. Die Kosten sollen dramatisch sinken, die Rennwagen technologisch vereinfacht werden, gleichzeitig eine tolle Optik bieten und auch noch Überholmanöver begünstigen.

Die Teams sollen aufgrund des auf 175 Millionen Dollar jährlich begrenzten Budgets enger zusammenrücken, die Siegerlisten durchmischt werden. Das ist bitter nötig: In den letzten 136 (!) Formel-1-Rennen saß der Gewinner stets am Steuer eines Mercedes, Ferrari oder Red Bull.

Wie sieht es mit dem Rennkalender aus?

Bei aller angestrebten Nachhaltigkeit will die Formel 1 weiter expandieren. Freiräume hierfür sollen geschaffen werden durch eine Komprimierung der Rennwochenenden auf drei Tage. Der Donnerstag als bisheriger Medientag soll im Freitag aufgehen, der bislang komplett für das erste und zweite freie Training reserviert war.

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Weil der Formel-1-Tross dadurch einen Tag später als bislang anreisen kann, sollen bis zu 25 Rennen pro Jahr möglich sein. In diesem Jahr liegt die Zahl bereits bei 21 Grand Prix, 2020 werden es erstmals 22 sein. "25 Rennen wären Hardcore", sagte Weltmeister Lewis Hamilton: "Doch eigentlich sind 21 schon Hardcore."

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Wie reagieren die Fahrer?

Fast alle Fahrer versahen ihre erste Einschätzung mit dem Wörtchen "Aber". Mehr Action auf der Strecke und voraussichtlich bessere Überholmöglichkeiten begrüßten die Piloten durch die Bank. Allerdings stören sich viele daran, dass die Boliden aufgrund der aerodynamischen Vereinfachungen an Abtrieb und damit an Geschwindigkeit verlieren.

Auch, dass das Gewicht um 25 kg zunehmen soll, stößt bei Sebastian Vettel und Co. auf wenig Gegenliebe. "Die Autos sind jetzt schon viel zu schwer. Und sie werden noch schwerer. Da sind wir falsch abgebogen. Das hat mit den Sicherheitsmaßnahmen zu tun - aber das, denke ich, akzeptieren wir alle. Und mit dem Motor", sagte Vettel.

Vettel sind die derzeit 743 kg bereits zu viel. Deutlich weniger Gewicht wäre aber nur möglich, wenn die Formel 1 dem Turbo-Hybrid-Antrieb abschwören und wieder zum Saugmotor aus den Zeiten von Michael Schumacher zurückkehren würde. Dieser aber wäre aus Umwelt- und Technologiegesichtspunkten ein Rückschritt.

Zudem ist die derzeit eingesetzte komplexe Antriebseinheit ein Aushängeschild der Hersteller Mercedes, Ferrari, Renault und Honda - ein Stück Ingenieurskunst, von dem man sich schon bei den Verhandlungen mit der Formel-1-Führung partout nicht trennen wollte.

Sind die Teams positiver gestimmt?

Kommt drauf an, wen man fragt. Renault zeigte sich zum Beispiel begeistert. "Das bestätigt die Vision der neuen Rechteinhaber für einen ausgeglicheneren, unterhaltsameren und nachhaltigeren Sport, ohne die DNS der Formel 1 zu verraten", sagte Teamchef Cyril Abiteboul.

Bei den Topteams herrscht mehr Skepsis. Besonders die großen Drei - Mercedes, Ferrari und Red Bull - betrachten die Formel 1 als Evolutionsbühne, bei der die klügsten Köpfe (mit den größten wirtschaftlichen Möglichkeiten) den entscheidenden technologischen Vorteil herauspressen, der die eigene Marke glänzen lässt.

Mit beschnittenen Finanzen und strikteren Aerodynamik-Vorgaben sowie geringeren Entwicklungsmöglichkeiten sehen sie die Formel 1 in ihrer Identität gefährdet.

Profiteure und entsprechend erfreut sind daher in erster Linie die Rennställe dahinter, wie eben Renault sowie McLaren, Racing Point und Co.

Gibt es Schlupflöcher für die Teams?

Zweifelsohne. So sind in den 175 Millionen Dollar unter anderem die Fahrergehälter, Marketingausgaben oder die Entwicklungskosten der Motoren nicht eingeschlossen. Die Top-Teams werden also effektiv weiter am meisten ausgeben.

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Welche Mittel haben die Gegner der Reform?

Auf dem Papier keine. FIA und Liberty Media machen die Spielregeln, der Motorsport-Weltrat hat ihnen bereits zugestimmt. Die Teams können letztlich nur entscheiden, ob sie zu diesen Konditionen dabei sein wollen oder nicht. Allerdings ist Papier in der Formel 1 sehr geduldig.

Die Königsklassen-Bosse wollen Ferrari oder Mercedes nicht verlieren. Entsprechend ist damit zu rechnen, dass nach zwei Jahren zähen Verhandlungen auch nach der Präsentation des Reglements weitere (kleine) Kompromisse geschlossen werden.