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Formel 1: FIA beschließt neue Regeln - was bedeuten Budgetgrenze, Open Source?

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Formel 1: FIA beschließt neue Regeln - was bedeuten Budgetgrenze, Open Source?

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Das bedeuten die neuen F1-Regeln

Der Automobil-Weltverband FIA beschließt neue Regeln, die die Formel 1 grundlegend verändern sollen. Welche Änderungen gibt es und was bedeuten diese für die Teams?
Wird der Vorsprung der Top-Teams bald kleiner?
Wird der Vorsprung der Top-Teams bald kleiner?
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Getty Images/Imago/iStock
Franziska Wendler
Franziska Wendler

"Es ist ein Sieg für die Formel 1, ein entscheidend wichtiger Moment für unseren Sport. Die Formel 1 war bereits seit geraumer Zeit finanziell instabil. Hätten wir nicht eingegriffen, wir hätten die Zukunft der Formel 1 und ihrer Teilnehmer riskiert."

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Die Worte, die McLaren-Boss Zak Brown wählte, sind eindeutig. Die vom Weltrat des Motorsport-Weltverbandes FIA eingeführten neuen Regeln kommen gut an – vor allem bei den kleineren Teams.

Eine Budgetobergrenze, mehr Testzeiten für schlechtere Teams und nicht mehr veränderbare Antriebe sollen wieder zu mehr Konkurrenzkampf führen, die Existenz kleinerer Teams sichern und die Formel 1 fit für die Zukunft machen.

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Was sind die wichtigsten Neuerungen und wie sollen sich diese auswirken?

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Neue Budgetobergrenze

Die Einführung der neuen Budgetobergrenze ist eine der prägnantesten Änderungen. Ursprünglich lag diese bei 175 Millionen US-Dollar pro Jahr und Team. Aufgrund der Coronakrise erfolgte nun eine Regulierung.

Für 2021 liegt die Grenze bei 145 Millionen Dollar (umgerechnet rund 132 Millionen Euro), in den Jahren danach müssen die Teams sogar mit noch weniger Geld auskommen. 2022 sind 140 Millionen erlaubt, 2023 bis 2025 nur noch 135 Millionen. Diese Werte gelten jedoch nur, wenn der Rennkalender 21 Wochenenden umfasst.

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Wie bislang auch werden die Gehälter der Fahrer und Top-Mitarbeiter, die Mitarbeiter-Boni, Kosten für Umweltinitiativen, etc. nicht in das Budget mit eingerechnet.

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Diese Deckelung führt dazu, dass die einzelnen Rennställe in Zukunft mit deutlich weniger Mitarbeitern auftreten werden. McLaren hat bereits angekündigt, circa 70 Angestellte aus dem Rennteam entlassen zu wollen, um den Budgetvorgaben zu entsprechen.

"Leider werden wir Teammitglieder verlieren. Unser Ziel ist jedoch, das effizienteste Team mit der perfekten Größe zu werden", so Teamchef Andreas Seidl.

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Doch auch wenn Entlassungen im Allgemeinen höchst unerfreulich sind, für die Zukunft der Königsklasse ist das gedeckelte Budget enorm wichtig. Über die Jahre hinweg ist eine Zweiklassengesellschaft entstanden. Durch finanzielle Boni und politische Mitsprache in den Strategiegruppen erhielten Mercedes, Ferrari und Red Bull immer mehr Vorteile. Für kleinere Rennställe oder Neulinge hatte man bei den großen Dreien wenig übrig.

Die Budgetobergrenze soll nun zu einer neuen Denkweise führen.

Unterschiedliche Testkapazitäten

Um die Chancengleichheit zu verbessern, gibt es in Zukunft eine Beschneidung bei den Testkapazitäten zur Verbesserung der Aerodynamik. So bekommt das schlechteste Team die meisten Arbeitsstunden im Windkanal und im Computersimulator.

Dafür hat die FIA bereits konkrete Vorgaben gemacht. Das Weltmeisterteam der Saison 2021 darf für die Entwicklung seines neuen Boliden 2022 nur 90 Prozent der Stunden investieren. Nach den Plätzen in der Konstrukteurs-WM bekommt jedes weitere Team 2,5 Prozent mehr Zeit. Das schlechteste Team darf sich also über insgesamt 112,5 Prozent der Stunden freuen.

Schlechtere Teams wie Williams bekommen in Zukunft mehr Testzeiten
Schlechtere Teams wie Williams bekommen in Zukunft mehr Testzeiten

Nur ein Jahr später erhält das Weltmeister-Team dann sogar noch weniger Teststunden, nämlich 70 Prozent. Alle dahinter platzierten Teams erhalten dagegen fünf Prozent mehr.

Diese Maßnahmen sollen für eine höhere Chancengleichheit sorgen und den schlechteren Teams mehr Zeit zum Entwickeln des Autos ermöglichen.

Motorenentwicklung wird eingedämmt

In der Formel 1 wurde in den vergangenen Jahren immer mehr an den Antriebseinheiten getüftelt. Damit ist in Zukunft erst einmal Schluss. Schritt für Schritt soll die Entwicklung der Antriebe zurückgefahren werden. Ab 2021 sollen pro Komponente nur noch kleine Spezifikationen zugelassen werden, ab 2023 darf es gar keine Veränderungen mehr geben.

Dies ist vor allem für die kleineren Teams ein Vorteil, weil die Entwicklungskosten für die Antriebe aktuell nicht von der Budgetobergrenze betroffen sind.

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Im Gespräch mit Motorsport-Total.com zeigte sich Renault-Teamchef Cyril Abiteboul begeistert von der neuen Regel. "Es ist uns gelungen, darauf zu pochen, die verrückte Motorenentwicklung einzudämmen. Es ist nämlich wirklich verrückt, was wir für die Motorenseite ausgeben. Jetzt endlich wird sich das ändern."

Auch bei dieser Neuerung steht die Eindämmung der enorm hohen Kosten im Vordergrund.

Open-Source-Konzept

Jahrelang galt es in der Königsklasse als undenkbar, dass sich die Teams gegenseitig in die Karten schauen. Doch das ändert sich jetzt – zumindest teilweise.

In Zukunft können die einzelnen Teams Elemente ihres Fahrzeugs als "Open-Source-Komponente" deklarieren. Ein anderer Rennstall kann diese Elemente dann übernehmen und/oder verändern.

Für Renault-Boss Abiteboul ein wichtiger Ansatz. "Erstmals werden die Technologien, die wir entwickeln, geöffnet. Alles Teams arbeiten hier zusammen und entwickeln das Beste für gewisse Bereiche des Autos, mit Open-Source-Komponenten. Und das ist fantastisch. Es ist viel besser, viel effizienter, viel fairer und transparenter als ein Kundenteam-Arrangement."

Auch wenn durch die neuen Regeln nicht plötzlich Williams Weltmeister wird, und auch nicht verhindert werden kann, dass die klügsten Ingenieure weiterhin die besten Autos bauen, kann die Formel 1 doch deutlich unvorhersehbarer werden.

Die Freude darüber ist vor allem bei den kleinen Teams groß. Besteht so doch endlich wieder die Möglichkeit, mit Mercedes, Ferrari und Red Bull zu konkurrieren.

Andy Green, Technikchef bei Racing Point, frohlockt jedenfalls schon ob der vielen Neuerungen: "Sie werden uns definitiv erlauben, mit den sogenannten Topteams zu konkurrieren, denn das können keine Topteams mehr sein."