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Kommentar von Alex Wölffing zum Manöver von Rossi gegen Marquez

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Kommentar von Alex Wölffing zum Manöver von Rossi gegen Marquez

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Nicht nur Rossi braucht eine Abkühlung

Der Skandal von Sepang ist die Eskalation eines Duells zweier Hitzköpfe und Ausnahmekönner, für die auch Marquez bestraft gehört. Sonst droht ein grauenhaftes Szenario.
Valentino Rossi (r.) beförderte seine Nervensäge Marc Marquez mit dem Knie zu Boden
Valentino Rossi (r.) beförderte seine Nervensäge Marc Marquez mit dem Knie zu Boden
© SPORT1 / Imago
Alexander Wölffing
Alexander Wölffing
von Alexander Wölffing

Der vorletzte MotoGP-Lauf der Saison ist unterwegs, die WM-Entscheidung 2015 möglich, Sonntagmorgen, 8:14 Uhr deutscher Zeit. Ich habe eine Vorahnung und twittere: "Ob beide ins Ziel kommen? Unter Rossis Helm sind jetzt 200 Grad!"

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Nur 30 Sekunden später passiert es tatsächlich in Kurve 14 des Grand Prixs von Malaysia. Valentino Rossi und Marc Marquez geraten aneinander. Rossi verliert die Nerven und bringt den Rivalen zu Sturz. Der Motorsport hat einen seiner größten Skandale, die Weltöffentlichkeit einen Schuldigen.

Natürlich folgt nach Rennende eine Strafe für den drittplatzierten Rossi, die seine WM-Chancen am Leben hält: Drei Strafpunkte, dadurch muss er beim Saisonfinale in Valencia in knapp zwei Wochen aus der letzten Reihe starten. Ist die Geschichte damit erzählt? Ganz und gar nicht!

Rossis Ausraster ist natürlich rein sportlich nicht zu entschuldigen wie jede Tätlichkeit im Sport - aber sie ist mit der Vorgeschichte erklärbar. Wie so mancher Tritt von zum Beispiel Franck Ribery gegen ihn regelmäßig traktierende Gegenspieler.

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Vor 18 Jahren gewann Valentino Rossi seinen ersten von bislang neun Weltmeistertiteln.  Rossi ist eine Legende, die aber Konkurrenz bekommen hat: Marc Marquez. Der ist nun 22 und schon viermal Weltmeister, gleich in seiner ersten Saison holte er den Titel in der Königsklasse. Der Spanier wird viele von Rossis Rekorden brechen, wenn er gesund bleibt und vernünftig…

Und genau hier habe ich meine Zweifel. Natürlich verschiebt sich schon durch den Sport an sich die Grenze der Vernunft. Welcher Vernünftige fährt eine Motorrad-WM? Aber innerhalb des Motorsports gibt es Regeln und Grenzen. Und eine heißt: Jeder fährt für sich - und eben nicht gegen einen Konkurrenten!

Die emotionale Geschichte zwischen Rossi und Marquez (echte Typen, die andere Motorsportserien nicht haben) geht im Zeitraffer wie folgt:

  • Zwei Jahrhunderttalente erkennen das Besondere beim anderen und loben sich
  • Auf der Strecke häufen sich die Duelle. Aus Verehrung wird Konkurrenz
  • Eitelkeit kommt ins Spiel, so manches Manöver auf der Strecke wird zwischen diesen beiden speziell gefahren
  • In dieser Saison dann die überraschende Konstellation: Rossi hat sehr gute Titelchancen, Marquez wegen eines schwachen Saisonstarts keine. Rossi fährt um den Titel gegen den Spanier Jorge Lorenzo - und mittendrin im Titelkampf dennoch dessen Landsmann Marquez
  • Spätestens vor einer Woche in Australien taucht Marquez auf der Strecke immer nahe bei Rossi auf, dieser fühlt sich behindert (die Rundenzeiten von Marquez sind auch auffällig unregelmäßig) und wittert eine spanische Verschwörung.
  • Der vermeintlich erfahrene Taktiker Rossi macht die Logik öffentlich und eröffnet das Wochenende von Malaysia mit der verbalen Steigerung des Drucks auf Marquez. Motto: 'Halt Dich aus der WM-Entscheidung raus. Fahr vorneweg oder hinterher, aber blockier mich nicht.'
  • Und was macht der stolze und selbstbewusste Spanier auf der Strecke? Genau das Gegenteil! Er will sich ja vom Italiener nichts sagen lassen. Also provoziert er durch einige Manöver Rossi heftigst. Marquez fährt in Sepang jede Kurve gegen Rossi als wäre es die letzte für den eigenen WM-Titel. Spitzen, kleine Tritte, Provokationen bei teilweise Tempo 300 ohne Knautschzone. Rossi macht eindeutige Gesten und Zeichen, doch Marquez macht mit seinem Spiel weiter. Und da es im Rennen keinen beruhigend einwirkenden Schiedsrichter gibt, eskaliert es bei den Hitzköpfen unterm Helm.

Es ist davon auszugehen, dass Rossi das Risiko einigermaßen abwog und seine Aktion gegen Marquez in einer Kurve setzte, bei der das Risiko einigermaßen überschaubar war.

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Da es aber im Motorsport nie eine hundertprozentige Sicherheit gibt, ist die Aktion zu bestrafen. Nun droht ihm der Verlust des mehr als möglichen WM-Titels, der historischen 10. Und selbst im eigenen Land wird die Aktion so kritisch gesehen, dass das Denkmal mehr als nur Kratzer hat.

WM-Konkurrent Lorenzo hat gefordert, dass Rossi das gestrige Rennen mit gleich vielen Punkten beendet wie Konkurrent Marquez, nämlich null. Ich fordere, das Marquez auch eine Strafe erhält und nicht Rossi auf der Strecke der einzige Richter für das Verhalten des Spaniers war.

Denn jetzt müssen die Verantwortlichen die Hitzköpfe bei aller Liebe zur Show und zum Showdown dringend abkühlen denn der Sport braucht diese Typen noch länger. Für das Saisonfinale in Valencia ist jede Eskalation denkbar, zwischen Marquez und Rossi natürlich, aber nicht nur….

Wieder so ein Gefühl: Wann ist Rossi Weltmeister? Natürlich, wenn er mindestens Zweiter wird im Rennen – bei einem Start aus der letzten Reihe schwer vorstellbar. Und ein Sieg von Lorenzo ist in Spanien mit vielen Spaniern auf der Strecke sehr gut möglich.

Wann noch? Wenn Lorenzo nicht ins Ziel kommt… Was also, wenn irgendein Italiener sich in der ersten Kurve leider schwer verbremst und Lorenzo ebenfalls stürzt? Selbst wenn sich keiner verletzt, eine grauenhafte Vorstellung für den Sport!