Bei dieser Final-Serie ist der Sport längst in den Hintergrund gerückt: Das Traditionsduell der beiden Basketball-Giganten Panathinaikos Athen und Olympiakos Piräus um die griechische Meisterschaft ist vorerst unterbrochen - aus hochbrisanten Gründen.
Gigantischer Eklat legt Titelkampf lahm
Ein gigantischer Basketball-Eklat
Die griechische Regierung schob nach mehreren Eskapaden in den ersten beiden Duellen nach Spiel zwei der Serie (Serienstand 1:1) vorerst einen Riegel vor und unterbrach das Finale vorläufig.
„Das Finale am Mittwoch wird verschoben. Zusätzlich werden die Besitzer beider Teams zu einem Treffen mit Giannis Vroutsis ins Bildungsministerium eingeladen, um sich ausdrücklich zu verpflichten, dieser Situation ein Ende zu setzen. Andernfalls wird die Meisterschaft endgültig abgesagt“, wird Regierungssprecher Pavlos Marinakis in griechischen Medien zitiert.
Die traditionell hitzige Final-Serie der beiden Erzrivalen war zuvor auf einer bisher nie dagewesenen Stufe eskaliert.
Pana-Boss wird nach schweren Anschuldigungen von Polizei gesucht
Panathinaikos-Boss Dimitris Giannakopoulos - im Hauptberuf CEO eines Pharma-Unternehmens - war vor Spiel zwei der Final-Serie in Piräus aus der Halle geflogen. Nach Angaben von Heimteam Olympiakos hätte die lokale Staatsanwaltschaft die Verhaftung des umstrittenen Besitzers angeordnet.
„Die Staatsanwaltschaft wollte Dimitris Giannakopoulos verhaften. Anschließend floh er aus der Kabine, damit er nicht verhaftet wird, während ihn die Polizei verfolgte“, teilte Olympiakos mit.
Olympiakos-GM Nikos Lepeniotis trat nach dem Spiel vor die griechische Presse und beschuldigte Giannakopoulos, die beiden Besitzer des Vereins, die als Magnaten in der Stahl- und Schifffahrt-Branche bekannten Brüder Panagiotis und Giorgos Aggelopoulos, schwer beleidigt zu haben: „Er hat gesagt, dass er Giorgios Tochter direkt vor seinen Augen vergewaltigen wird. Er kann nicht Teil unseres Sports sein.“
Zudem hätte er ihnen mehrfach den Mittelfinger gezeigt. Die Brüder hätten den Pana-Boss deshalb angezeigt. Nach griechischem Recht wird er nun zur sofortigen Festnahme gesucht, damit er in den nächsten 48 Stunden vernommen werden kann. Giannakopoulos soll nach übereinstimmenden Medienberichten noch immer von der Polizei gesucht werden, aber aktuell nicht aufzufinden zu sein.
Panathinaikos weist Anschuldigungen zurück
Bei Panathinaikos Athen stellt man die Situation ganz anders dar: „Dimitris Giannakopoulos wurde nie über die Möglichkeit seiner Verhaftung informiert und verließ die Arena aus eigenem Antrieb, weil die gesamte Halle ihn und seine Tochter beleidigte und niemand etwas tat, um dies zu verhindern“, schrieb Panathinaikos in einer Pressemitteilung.
Der Verein wies nicht nur die Anschuldigungen der Olympiakos-Seite zurück, sondern schoss mit eigenen Beschuldigungen zurück.
„Sie wagen es, uns zu beschuldigen - jene, die niemals die abscheulichen Banner in ihren eigenen Stadien verurteilt haben, die den ‚Triumph von Paiania‘ feierten und dabei den Mord an einem jungen Mann verherrlichten und den Wunsch äußerten, dass die Knochen von Dimitris Diamantidis verrotten", schrieb der Verein weiter.
Panathinaikos spielte damit auf zwei geschmacklose Schmähplakate aus der Vergangenheit an: Ex-Spielmacher Diamantidis ist eine (noch lebende) Klublegende von Panathinaikos, der „Triumph von Paiania“ war eine Anspielung auf den Mord an dem 22 Jahre alten Michalis Filopoulos im Jahr 2007, der bei einer Hooligan-Prügelei in der Stadt nahe Athen erstochen wurde.
Olympiakos zeigt Beweis für angebliche Vergewaltigungs-Drohung
Die Rechtfertigung ließ dann wiederum Olympiakos nicht auf sich sitzen. Der Verein veröffentlichte auf der offiziellen Homepage ein weiteres Statement und lud ein Beweisvideo unter dem Titel „Das Video der Schande“ hoch. Das Video zeige das provokative „Verhalten, sowie seine Drohungen gegen den Präsidenten von Olympiakos BC, Herrn Giorgos Angelopoulos, speziell im Bezug auf eine sexuelle Handlung mit dessen minderjährigen Tochter“, heißt es in der Mitteilung.
Wenig später legte Piräus in einer zweiten Pressemitteilung nach und attackierte auch die Behörden: „Olympiakos BC hatte die zuständigen Organe des Staates rechtzeitig vor den Absichten von D. Giannakopoulos gewarnt. Es war klar, dass er im Stadion erscheinen wird, um die Atmosphäre anzuheizen und seine bekannten kriminellen Verhaltensweisen zu wiederholen. Das war nach den vulgären Beleidigungen und Gesten von D. Giannakopoulos während des Final Fours der EuroLeague und seinen jüngsten Drohungen gegen unsere Fans deutlich geworden.“
Der Verein hätte sich deswegen am 29.05. und am 01.06. mit einem Schreiben an die zuständigen Behörden gerichtet, um die Anwesenheit von Giannakopoulos während der Endspiele zu verbieten. „Leider wurde uns nicht zugehört. Der beschämende Auftritt von D. Giannakopoulos gestern hätte vermieden werden können“, beklagte Olympiakos.
Schlammschlacht geht schon weiter
Ob die Finalserie weitergeht, ist aktuell komplett unklar - und der drohende Bannstrahl der Regierung sorgt auch schon für neue Streitereien.
Panathinaikos-Trainer Ergin Ataman etwa beschuldigt die Verantwortlichen von Piräus, trotz der Anschuldigungen gegen seinen Chef, ein mieses Spiel zu spielen: „Es kann passieren, dass die Finalserie abgebrochen wird. Das ist doch genau, was Olympiakos will, weil sie in der Serie nicht den Heimvorteil haben“, sagte Ataman gegenüber TRT Spor.
Schon direkt nach dem Spiel hatte er scharf gegen den Rivalen geschossen. „Das ist ein Zirkus. In dieser Halle ist kein kompetitiver Sport möglich“, sagte Ataman dem griechischen Fernsehsender ERT.
Der türkische Erfolgstrainer war zuvor knapp zwei Minuten vor dem Ende mit seinem zweiten Technischen Foul aus der Halle geflogen - und den Piräus-Anhängern schwere Vorwürfe gemacht.
„Eine Halle voller Rassismus“
„Das ist eine Halle voller Rassismus“, klagte Ataman die Olympiakos-Fans an: „F*** dich, Panathinaikos kann man ruhig noch sagen, aber f*** dich Türkei zu sagen, geht gar nicht. Deshalb habe ich mich so aufgeregt und mein zweites technisches Foul bekommen.“
Ataman hatte sich jetzt erst so richtig in Rage geredet: „Was sie am Anfang des Spiels mit der Familie unseres Präsidenten Giannakopoulos gemacht haben, gehört sich nicht. Sie sind Bastarde. Das ist alles.“
Ob diese Finalserie noch zu einem friedlichen Ende findet? Verwunderlich ist es nicht, dass sogar die Regierung sich zu einem Machtwort genötigt fühlt.