Früher stand Akeem Vargas mitten in der Nacht auf, um Dirk Nowitzki in der NBA spielen zu sehen. Heute bereitet er sich mit Deutschlands bestem Basketballer aller Zeiten auf die Europameisterschaft Anfang September vor.
Vargas: "Dirk braucht mehr Würfe"
© Getty Images
"Es war schon komisch, als er das erste Mal reinkam. Am Abend davor haben wir mit ein paar Jungs darüber geredet, dass es das erste Mal sein wird, dass wir ihm Eye-to-Eye gegenüber stehen. Wenn man mal davon absieht, dass man nachts um vier aufsteht, um irgendwelche Spiele von ihm zu gucken, um ihn so zu unterstützen", sagte Vargas im Gespräch mit SPORT1.
Nowitzki spielte die vergangenen vier Jahren nicht mehr in der Nationalmannschaft, schonte sich für die lange, kräftezehrende NBA-Saison. Neben dem Feld funktioniert die Integration in das neue, junge Nationalteam blendend. Auch weil ihm Star-Allüren fremd sind.
"Am nächsten Morgen beim Frühstück marschiert er ein, ist richtig locker drauf und behandelt einen vom ersten Moment an, als wäre man seit zehn Jahren Nationalmannschaftskollege. Es ist schön zu sehen, dass er ein bodenständiger, ziemlich normaler Typ ist, obwohl er siebtbester Scorer der NBA ist", sagte Vargas.
Nowitzkis auf dem Feld zu wenig eingebunden
Das Gefühl, schon jahrelang zusammen zu spielen, ist auf dem Spielfeld noch nicht vorhanden. Im zweiten Spiel mit Nowitzki warf der Superstar gegen Kroatien nur fünf Mal. "Das ist zu wenig. Unabhängig davon, ob er einen guten Abend hat oder nicht, muss er mehr Wurfversuche haben", konstatierte ALBA Berlins Verteidigungsspezialist.
Doch es kommt nicht nur auf die Anzahl der Würfe an, sondern wie Nowitzki in das Spiel eingebunden wird, wie oft er die zentrale Figur in einem Angriff ist. Denn von der Aufmerksamkeit, die der NBA-Superstar auf sich zieht, profitiert die gesamte Mannschaft. Dadurch entstehen frei Würfe für die Mitspieler.
"Einfach, damit sich die ganze Defensive ein bisschen mehr auf ihn konzentriert und alle anderen mehr Freiräume haben", sagte Vargas über Nowitzkis Rolle zu SPORT1.
Mehr Pässe zu Nowitzki oder auch Tibor Pleiß in der Zone, nehmen zudem auch Druck von Aufbauspieler Dennis Schröder. Momentan hängt im Angriff der Nationalmannschaft fasst alles an Schröders Fähigkeiten aus dem Pick and Roll.
Nowitzki verbrachte bisher nur knapp eine Woche im Kreis der Nationalmannschaft. Am Wochenende bestreitet das Team von Head Coach Chris Fleming in Hamburg weiterhin mit 14 Spielern im Kader den Supercup. Zwei Spieler muss Fleming also noch streichen.
Vargas hofft auf Kaderplatz
Vargas sieht seine Rolle in der Mannschaft bisher als "noch undefiniert" an. Seine Chancen in den endgültigen Kader zu kommen schätzt der 25-Jährige gut ein: "Was meine Chancen angeht, habe ich von Anfang an gesagt, dass die gut stehen. Damit bin ich in den Sommer gestartet. Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass ich dem Team helfe, Spiele zu gewinnen."
Am offensichtlichsten demonstrierte Vargas seinen Wert für die Mannschaft beim Turnier in Trento als er nach einem Ballgewinn den entscheidenden Korbleger zum Turniersieg verwandelte. Mit der Ankunft von Nowitzki und Dennis Schröder sanken seine Spielanteile allerdings.
Das Ziel lautet Olympia
Vargas will wie in Trento dem Team helfen, die schwere Gruppe B mit Italien, der Türkei, Spanien, Serbien und Island zu überstehen.
Doch er schielt, genau wie Nowitzki schon weiter: Nämlich auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016: "Es gibt ein Ticket für Rio zu lösen, was eine Riesensache ist. Das ist klar kommuniziert worden. Noch nicht unbedingt mit dem Coaching Staff, aber unter uns Jungs. Das ist das Ziel, das wir auf jeden Fall erreichen wollen."