Der Traum von der internationalen Schiedsrichter-Karriere - geplatzt wegen eines Barts?
Basketball-Posse: Schiedsrichter Benjamin Barth von Euroleague offenbar zu Bart-Rasur gedrängt
Irre: Deutscher Schiri zu Rasur gedrängt?
Es hört sich absurd an, doch ein deutscher Basketball-Schiedsrichter ist offenbar wegen seiner Gesichtsbehaarung diskriminiert worden. Ein Referee, der zufällig auch den Namen Benjamin Barth trägt. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der EuroLeague)
Er habe in der EuroLeague plötzlich keine Spiele mehr zugeteilt bekommen, weil er seinen Bart nicht abrasiert hat, sagte der 43-Jährige der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Diskussion mit der Liga und deren englischen Schiedsrichter-Chef Richard Stokes dokumentierte er unter anderem mit Chatprotokollen.
„Stokes erklärte mir, dass Headcoaches und Sportdirektoren Bärte nicht mögen und sich darüber beschweren würden“, erklärte Barth. Was zusätzlich seltsam ist, denn auch unter diesen gibt es diverse Bartträger. Beim FC Bayern Basketball - heute beim großen Spiel 5 ums Final Four beim FC Barcelona im Einsatz - sind Coach Andrea Trinchieri und Manager Marko Pesic auch nicht glattrasiert.
Kein Scherz - Barth soll Bart abrasieren
Laut Barth verlief die - sorry - haarige Angelegenheit wie folgt: Als der Schiri im Oktober 2021 von Stokes eine WhatsApp-Nachricht mit der Frage erhielt, ob er ein Spiel in der EuroLeague leiten könne, habe er zugesagt. Die Bitte, dafür seinen Bart abzurasieren, habe er anfangs noch für einen Scherz gehalten.
Doch in einem späteren Telefonat habe Stokes die eindringliche Mahnung verdeutlicht. Bei dem Gespräch habe Stokes sogar gedroht: „Ich würde es hassen, wenn du die EuroLeague deshalb verlassen müsstest.“
Barth behielt den Bart trotzdem: „Ich verstehe nicht, was das soll. Was für einen Unterschied macht es, ob ich mich rasiere oder nicht? Das ist eine Form von Diskriminierung. So gern ich EuroLeague pfeifen würde, das kann ich nicht akzeptieren.“
Er habe noch eine weitere Ansetzung bekommen, dann sei der nächste Anruf gefolgt - sozusagen als letzte Warnung: Entweder Barth rasiere den Bart ab oder er werde nicht mehr als Schiedsrichter in der EuroLeague eingesetzt. (DATEN: Tabelle der EuroLeague)
Barth, der zu den renommiertesten Schiedsrichtern in Deutschland zählt und inzwischen 558 Spiele in der BBL geleitet hat, habe sich weiter geweigert. Später habe er erfahren, dass andere Schiedsrichter weniger standhaft blieben, schließlich steht viel Geld auf dem Spiel.
EuroLeague entschuldigt sich nach Drohung
Da sein Ruf nach Unterstützung bei der „Union of EuroLeague Basketball Officials“, eine Art Interessenvertretung der EuroLeague-Schiedsrichter, auf taube Ohren gestoßen sei und ihm schließlich sogar geraten worden wäre, seinen Standpunkt zu überdenken, habe er Anwälte eingeschaltet.
Zunächst habe die EuroLeague abweisend reagiert - als Barth jedoch damit gedroht hätte, den Fall öffentlich zu machen, sei es plötzlich doch zu einer schriftlichen Entschuldigung gekommen.
In dem von der FAZ zitierten Schreiben wird Stokes‘ Vorgehen als „fehlgeleitet“ und „inakzeptabel“ bezeichnet. Zudem wird versichert, dass sich fortan kein Schiedsrichter mehr vor einem Spiel rasieren muss.
Auch Stokes bittet in dem Schreiben „aufrichtig um Entschuldigung“. Weiter wolle er sich mit Barth treffen und nochmals „persönlich“ um Verzeihung bitten. Dazu wird es laut basketball.de jedoch nicht kommen, da Barth ein Treffen ablehnt.