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Basketball. Die Tragödie des stillen EM-Helden von München

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Basketball. Die Tragödie des stillen EM-Helden von München

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Die Tragödie des stillen EM-Helden

Der 4. Juli 1993 war der größte Tag in der Geschichte des deutschen Basketballs. Der inzwischen tragisch früh verstorbene Christian Welp sorgte für den alles entscheidenden Moment.
Christian Welp warf Deutschland 1993 zum EM-Titel im Basketball
Christian Welp warf Deutschland 1993 zum EM-Titel im Basketball
© IMAGO/Sauer
SPORT1
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von SPORT1

Es ist bis heute der größte Tag im deutschen Basketball, dieser 4. Juli 1993. Und ein unvergesslicher, aus heutiger Sicht bittersüßer Moment.

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15, 10, 5 Sekunden sind noch zu spielen im EM-Finale von München, 70:68 führen die hoch favorisierten Russen wenige Sekunden. Die letzte Chance, daran etwas zu ändern, ergreift der zum Korb stürmende Spielmacher Kai Nürnberger - scheinbar.

Stattdessen täuscht er den Wurf nur an, spielt ab auf den links lauernden Center Christian Welp. Der versenkt das Dunking. Und auch den anschließenden Freiwurf. 71:70 für Deutschland, das DBB-Team ist Europameister und die Olympiahalle ein Tollhaus.

In der deutschen Basketball-Geschichte ist der Moment in so bleibender Erinnerung geblieben wie das Fußball-Wunder von Bern auf den Tag genau 39 Jahre zuvor. Umso geschockter waren Fans und Weggefährten vom plötzlichen Tod des EM-Helden Welp vor acht Jahren.

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Basketball-Gold in München 1993: Bis heute unübertroffen

Bemerkenswert war 1993 nicht nur der Triumph an sich, sondern auch die Art und Weise. Als Außenseiter war der Gastgeber nach zwei verpassten EM-Endrunden (1989, 1991) ins Turnier gestartet, ohne den damals besten deutschen Basketballer Detlef Schrempf - der NBA-Star war am Knie verletzt.

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In einer wechselhaften ersten Turnierhälfte kämpfte sich die Mannschaft von Bundestrainer Svetislav Pesic mit einem Sieg gegen die Türkei (77:64) - dem einzigen in der Zwischenrunde - auf den letzten Drücker ins Viertelfinale. Was das Team um Kapitän Hansi Gnad danach ablieferte, war ein einmaliger Lauf.

„Wir sind in die Finalrunde eingezogen, haben Spanien geschlagen, Griechenland geschlagen, Russland geschlagen. Das hat uns nie einer zugetraut“, erinnerte sich später der damalige Akteur und spätere SPORT1-Experte Stephan Baeck: „Es war eine wahnsinnige Geschichte.“

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Getragen von einem zunehmend euphorisierten Publikum spielte sich die DBB-Auswahl in einen Rausch, der bis heute unübertroffen ist.

Christian Welp starb 2015 nach einem Herzinfarkt

In der Ära Dirk Nowitzki gab es zwar WM-Bronze 2003 und EM-Silber 2005, mit dem heutigen NBA-Aushängeschild Dennis Schröder klappte bei der Heim-EM 2022 ein umjubelter Bronze-Coup - das Gold-Wunder von 1993 aber ist bis jetzt eine einmalige Errungenschaft.

Der stille 2,12-Meter-Mann Welp aus Delmenhorst - zwischen 1987 und 1990 in der NBA aktiv - war nicht nur wegen seines alles entscheidenden Wurfs Säule des Triumphs: Konstant starke Leistungen brachten dem damals für Bayer Leverkusen spielenden Hünen den MVP-Titel des Turniers ein.

Die deutschen NBA-Pioniere Detlef Schrempf, Uwe Blab und Christian Welp (v.l.) in den Achtzigern
Die deutschen NBA-Pioniere Detlef Schrempf, Uwe Blab und Christian Welp (v.l.) in den Achtzigern

Nach seiner 1999 beendeten Karriere war Welp zeitweise Co-Trainer der Nationalmannschaft, lebte zuletzt wieder in den USA, wo er ein College-Team mittrainierte und im Baugewerbe tätig war.

Am 1. März 2015 starb Welp unerwartet an einem Herzinfarkt, der Familienvater hinterließ eine Tochter und die Söhne Collin und Nic, die ebenfalls Basketballer wurden.

„Chris stellte sich nicht ins Rampenlicht“

Welps plötzlicher Tod erwischte seine Teamkollegen von 1993 aus heiterem Himmel: „Ich hab ihn mir immer vorgestellt, wie er gesund auf seinem Boot im Lake Michigan sitzt, angelt und das Leben genießt“, sagte Baeck damals SPORT1.

In einem gemeinsamen Nachruf würdigten Baeck und die anderen Europameister-Kollegen Welp als „Mann, der gar nicht darauf aus war, ein Star zu sein“ und sich nie in den Vordergrund stellte: „Sogar nach seinen Heldentaten von München, die den EM-Titel brachten, stellte Chris sich nicht ins Rampenlicht, sondern sprintete aus der Halle und freute sich im Stillen.“

Umso heller strahle das von Welp kreierte Vermächtnis: „Auch für uns war und ist Chris der Held von München. Er wird es immer bleiben.“