Nachdem die deutschen Basketballer in Vorbereitung auf die bald beginnende Weltmeisterschaft am vergangenen Mittwoch einen Sieg gegen Kanada eingetütet hatten, freute sich Bundestrainer Gordon Herbert vor allem über zwei DBB-Profis: Franz Wagner und Dennis Schröder. Mit beiden hätte man „so etwas wie ein zweiköpfiges Monster“, verlautbarte der Coach nach dem 86:81-Sieg.
"Ein fünfköpfiges Monster" - Wie die deutschen Basketballer die WM aufmischen wollen
„Ein fünfköpfiges Monster“
„Zweiköpfiges Monster.“ Eine Formulierung, die DBB-Präsident Ingo Weiss in einer Medienrunde, an der auch SPORT1 teilnahm, noch zu toppen vermochte. „Es ist ein Monster mit fünf Köpfen“, erklärte der Verbandspräsident. „Und das sind die fünf Spieler, die auf dem Feld stehen. Egal wer. Dieses fünfköpfige Monster wird die ein oder andere Basketballnation überraschen. Da freue ich mich drauf.“
Vom 25. August bis zum 10. September steigt in Japan, Indonesien und auf den Philippinen die WM-Endrunde. Die Zielsetzung für die deutsche Auswahl ist klar, auch wenn es zuletzt beim Supercup-Finale - wieder gegen die Kanadier - eine 112:113-Niederlage gab: „Wir wollen nach Manila. Das ist unser Ziel. Damit würden wir zu den besten acht Mannschaften zählen. Und dann wollen wir gucken, was geht“, so Weiss weiter.
NBA-Power bei der Nationalmannschaft
Dass nach der Bronzemedaille bei der Heim-EM im vergangenen Jahr auch bei der WM im fernen Asien Großes gelingen kann, daran glauben die Verantwortlichen beim DBB fest. So würden alleine die EM-Medaille und die Vorbereitungsspiele für Rückenwind sorgen und Mut machen. Doch damit nicht genug.
„Dass wir einige Spieler haben, die in der besten Liga der Welt spielen, macht ebenfalls Mut. Früher hatten wir einen NBA-Spieler, höchstens zwei.“ Diese Zeiten sind längst vorbei. Mit Dennis Schröder (Toronto Raptors), Franz und Moritz Wagner (Orlando Magic) und Daniel Theis (Indiana Pacers) stehen gleich vier NBA-Profis im deutschen Aufgebot.
Diese – und selbstverständlich auch alle anderen Teamkollegen – bringen laut Weiss vor allem eines mit: „Bock“. Genauer gesagt: „Bock auf Nationalmannschaft.“, die sich in den letzten beiden Testspielen gegen Griechenland und die USA am Samstag und Sonntag (jeweils 18 Uhr in Abu Dhabi) den Feinschliff für die WM holen will.
„Sie bringen die Energie auf das Feld. Auch die Spieler, die nicht viel spielen, sondern die Plätze neun bis zwölf bekleiden. Sie werden, wenn sie auf das Feld kommen, das Beste tun, was sie können. Auch das gehört dazu und man braucht es für eine Mannschaft. Ein gutes Team, das exzellent und breit aufgestellt ist.“
„Ich habe lange nicht mehr eine Mannschaft erlebt, die mit so einer Power, so einem Ehrgeiz gespielt hat. Wenn man noch den Spielwitz von Dennis Schröder dazu sieht, wird einem jetzt schon angst und bange“, fügte Weiss bei MagentaSport hinzu.
Wiedergutmachung für die WM 2019
Nach der enttäuschenden WM 2019, bei der die DBB-Auswahl trotz größter Ambitionen bereits in der Vorrunde ausgeschieden war, ist der Wille zur Wiedergutmachung enorm. „Das wissen alle, das weiß auch die Mannschaft.“
Geführt wird jene Mannschaft, wie schon bei der mit Bronze beendeten Heim-EM 2022, von Gordon Herbert. Der Kanadier hat seinen Vertrag beim Deutschen Basketball-Bund noch vor Beginn der WM bis 2025 verlängert. Ein im Sport nicht unbedingt üblicher Schritt, der vor allem beim DBB-Präsidenten aber für Begeisterung sorgt.
„Wir sind sehr froh, dass wir Gordon Herbert haben. Er erfüllt genau das, was wir uns wünschen. Er ist kompetent, bringt Seriosität mit und ist mit den Spielern informativ unterwegs“, zeigte er sich von den Qualitäten des Cheftrainers begeistert.
Gordon Herbert ist im Team „sehr beliebt“
Auch die Spieler kommen mit ihrem Übungsleiter demnach gut zurecht. „Er ist bei der Mannschaft sehr beliebt. Alleine wenn man sich die Instagram-Stories anschaut. Auch wenn man sich mit den Spielern unterhält, dann sagen die, dass er ihnen genau die Tipps geben kann, die sie noch brauchen.“
Mit der vorzeitigen Vertragsverlängerung hat man beim DBB noch vor Beginn der WM ein Zeichen gesetzt. Ein Zeichen für die Mannschaft, aber auch für die Öffentlichkeit. Der Verband will mit dem Kanadier auf dem Bundestrainer-Posten eine lange Strecke gehen. Angefangen hat diese mit der Vorbereitung auf die zurückliegende EM, nun sollen WM, Olympia 2024 und die EM 2025 folgen.
Keine Angst vor möglichem Umbruch
Dass es auf diesem Weg einen Umbruch geben könnte, das bestreitet bei den Verantwortlichen niemand. „Der kann 2025 starten, nach der EM, vielleicht startet er aber auch erst 2026, 2027 oder nach Olympia in Los Angeles“, so der Präsident.
Angst hat man beim DBB ob möglicher Rücktritte ohnehin nicht allzu sehr, zu gut funktioniert aktuell die Nachwuchsarbeit. „Eigentlich ist jetzt eine tolle Zeit. Wir haben die U16 im Viertelfinale, die U18 hat eine Bronzemedaille gewonnen, die U20 ist Fünfter geworden bei der EM. Aus meiner Sicht sind wir im Nachwuchsbereich ganz gut aufgestellt.“
Sollte bei der Weltmeisterschaft in Fernost erneut ein Hype entfacht werden und die deutschen Basketballer wie erhofft auf dem Court glänzen, dürfte der ein oder andere Nachwuchsspieler mehr dazukommen.