Die Nummer 1 der Welt war beeindruckt. Michael van Gerwen wirkte seltsam verbissen.
Wiedergeburt als cooler Opa vom Mars
© Getty Images
Das da im Achtelfinale der Darts-WM war nicht der 22 Jahre ältere Raymond van Barneveld, den er in diesem Jahr bei 13 Aufeinandertreffen gleich zehnmal besiegt hatte. Das war ein anderer "Barney", cooler, lockerer, nicht hadernd, gefestigter.
Das alles löste sich am Ende auf in (wieder) für van Barneveld untypische Art und Weise. Nachdem der 48-Jährige in einem der besten Spiele der WM-Geschichte den ersten Matchdart in der Doppel-18 versenkte, hüpfte er ausgelassen über die Bühne. Er hatte sensationell den unumstrittenen Topfavoriten aus dem Turnier geworfen.
"Barney hat Eier aus Stahl"
"Das war unglaublich, ich war so glücklich. Heute könnt ihr mich Kangoroo Bob nennen", sagte van Barneveld bei SPORT1: "Ich war noch nie so lange auf der Bühne." Er fügte an: "Das fühlt sich schon wie ein Titel an."
So stark wie an diesem 29. Dezember hatte man den fünfmaligen Weltmeister auch lange nicht mehr gesehen. Konstant und konzentriert konterte er hohe Scores von van Gerwen, sogar den Zehn-Darter des Glatzkopfes zum Break im vorletzten Leg der Partie nahm er nur zur Kenntnis. Im nächsten Durchgang entschied er die Partie.
Insbesondere wenn es um das Ausmachen ging, war van Barneveld zur Stelle. Zwar war seine Quote auf die Doppelfelder nicht die stärkste, aber die wichtigen Pfeile saßen.
"Um eins klarzustellen: Raymond hat Eier aus Stahl", twitterte Ex-Weltmeister und ein möglicher Halbfinalgegner Adrian Lewis. Zusammen mit "The Jackpot", Peter "Snakebite" Wright und Titelverteidiger Gary "The Flying Scotsman" Anderson ist der Anführer der "Barney Army" nun Favorit. (Ergebnisse und Spielplan der Darts-WM)
Der Opa vom Mars
"Am Tag vor der Partie habe ich mir gesagt: Du schlägst mich nicht", teilte der Niederländer mit: "Ich wusste, ich kann es schaffen. Aber dafür musste ich vom Mars sein. Vielleicht war ich das."
Das war vor der WM nicht zu erwarten. Kurz vor dem Saisonhöhepunkt purzelte der Niederländer auf Rang 16 der Weltrangliste.
Doch seit Weihnachten ist nichts mehr wie es war bei den van Barnevelds.
"Barney" ist Großvater.
Mason Stephan Wiersma heißt der Sohn seiner Tochter Patty. "Das hilft mir ungemein", sagte er der PDC, jeden Tag bekomme er Bilder oder telefoniere mit Patty via facetime.
Als einziger der Familie hat er den Kleinen noch nicht gesehen. So lange er im Turnier bleibt, wird sich daran nichts ändern: "Ich denke mir immer: Gewinne für sie", verrät der Mann aus Den Haag dennoch mit einem stolzen Schmunzeln.
"Das macht mir so viel Spaß, auch wenn ich neidisch bin", ergänzte van Barneveld: "Er hat mehr Haare als ich."
Barney: "Ich will dieses Turnier gewinnen"
Im Viertelfinale wartet nun Ex-Juniorenweltmeister Michael Smith, genannt "Bully Boy" - der nächste der "Young Guns", der jungen Himmelstürmer des Darts (ab 19.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1).
"Er spielt schnell und wild", so "Barney": "Aber ich habe mir Respekt zurück verdient." Eine Wildcard für die wichtige Premier League ist im Bereich des Möglichen.
Und ein WM-Titel? Unverhohlen antwortet der Darts-Opa: "Ich will dieses Turnier gewinnen. Hier im Viertelfinale ist meine Reise noch nicht zu Ende. Raymond van Barneveld ist mit der WM noch nicht fertig."