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Hopp-Rückkehr! "Vielleicht ging es damals zu schnell“

„Dieser Max ist reifer geworden“

Nach langer Leidenszeit kehrt Max Hopp auf die größtmögliche Darts-Bühne zurück. Im SPORT1-Interview spricht er über seine Ziele bei der WM, persönliche Rückschläge und neue Trainingsmethoden.
Die PDC Europe lud am Samstag zum "Darts meets Poker"-Charity-Event in den Drivers & Business Club in München ein. Auf die zahlreichen Gäste warteten Sport- und Fernseh-Prominenz, Pokerkarten & eine Menge Spaß.
Nach langer Leidenszeit kehrt Max Hopp auf die größtmögliche Darts-Bühne zurück. Im SPORT1-Interview spricht er über seine Ziele bei der WM, persönliche Rückschläge und neue Trainingsmethoden.

Max Hopp ist wieder da! Der einst größte Hoffnungsträger des deutschen Darts kämpfte sich nach Jahren der Rückschläge zurück und ist am Ende des Jahres wieder auf der großen Bühne Darts-WM dabei.

Hopp, der sich zunächst zum Beginn des Jahres seine Tour-Karte zurückgeholt hatte, machte jetzt auch die Qualifikation für die Darts-WM perfekt.

Für SPORT1 nahm sich der „Maximiser“ viel Zeit und sprach im exklusiven Interview über die Ziele für die Weltmeisterschaft und die Zukunft. Zudem sprach Hopp auch über die vergangenen, äußerst schweren Jahre.

SPORT1: Herr Hopp, Sie haben das Ticket für die WM gelöst. Laufen die Planungen für die Rückkehr schon?

Max Hopp: Ja, ich bin bereits in der Planung, wie ich mich vorbereiten werde. Ich werde auf jeden Fall nochmal nach Holland zu meinem Ausstatter gehen. Generell gibt es schon eine grobe Vorbereitung, damit ich bei meiner Rückkehr in einem guten Zustand zurückkomme. Ich möchte nochmal sportlich viel machen, neuroathletisches Training mit meinem Trainer Phillip Gürer steht an und natürlich viel an der Dartscheibe trainieren, um frisch und fit in den Ally Pally zurückzukehren.

SPORT1: Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an eine Rückkehr in den Ally Pally als Spieler denken?

Hopp: Gänsehaut pur. Nichts anderes als Vorfreude, egal wie die Losung kommt, ich werde diesen Moment genießen. Ich habe jetzt auch ein paar harte Saisons gehabt, musste mich wieder hochkämpfen, viele Leute haben mich abgeschrieben. Ich habe aber an mich und meine Stärken geglaubt und so in den letzten zwölf Monaten konstant eine Steigerung meines Spiels gesehen, auch wenn noch Verbesserungspotenzial da ist und ich dieses Jahr noch keinen Titel gewonnen habe. Die Qualifikation für die WM war eines von zwei Zielen, neben der Tour Card, beides ist mir in weniger als zwölf Monaten gelungen und da bin ich extrem stolz drauf. Ich weiß grundsätzlich, wie das Spiel funktioniert, das ist meine neunte WM-Teilnahme, deshalb kenne ich die ganzen Abläufe. Das wird nichts Neues für mich, sondern einfach ein besonders schöner Moment sein. Es werden auf jeden Fall Familie, Freunde und Partner, die mir treu geblieben sind, eingeladen. Dann wird es ein ganz schöner Moment, da wieder auf der Bühne zu stehen.

Hopp: Diese Ziele habe ich für die Darts-WM

SPORT1: Was ist Ihr Ziel für die WM?

Hopp: Ich freue mich in erster Linie wieder dabei zu sein und egal wie die Losung kommt: Ich möchte mein Spiel gewinnen. Ich weiß ‚Spiel für Spiel’ ist eine Standardaussage eines Sportlers, aber es ist wirklich so. Darts hat inzwischen einen so hohen Standard, es ist unberechenbar. Man muss sich auf sich selbst konzentrieren.

SPORT1: Wo möchten Sie langfristig wieder hin?

Hopp: Eine wiederholte WM-Teilnahme, nicht wieder so viel Pause dazwischen. Das jetzt wird meine neunte, ich möchte dann im nächsten Jahr auf jeden Fall meine zehnte WM-Teilnahme. Ich habe auch früher schon immer gesagt, ich möchte auf jeden Fall eine zweistellige Anzahl an WM-Teilnahmen haben. Dann geht es um die Tour Card. Top 64 der Welt ist dann das nächste Ziel. Man schaut dann, wo man nach der WM steht, ich bin jetzt erstmal wieder in der Top 100 der Welt, was ja sehr positiv ist. Das heißt, bis zur 64 ist es noch ein kleiner Weg. Da gilt es sich sukzessive reinzuarbeiten.

SPORT1: Sie haben in einem Interview schon einmal den Vergleich zu Mario Götze aufgegriffen, der als riesiges Talent ebenfalls Rückschläge erleiden musste. Dieser ist mittlerweile zurück und macht seine Sache in Frankfurt gut – jedoch gereift und ohne den Glanz von früher. Wären Sie damit zufrieden, es ihm gleichzutun?

Hopp: Bei dem Vergleich muss man natürlich im Kopf behalten, dass Fußball und Darts zwei völlig unterschiedliche Sportarten sind, auch wenn sie ein paar Gemeinsamkeiten haben. Ich wurde häufig mit Mario verglichen, er hatte mir dann auch mal eine Autogrammkarte geschrieben, da wir einen guten gemeinsamen Bekannten haben. “Go all the way”, das habe ich auch so beherzigt. Er ist jemand, der auch stark auf sich und seine Gesundheit achtet. Da möchte ich persönlich auch hin, um langfristig vollkommen leistungsfähig und einsatzfähig zu sein. Je fitter du bist, desto länger kannst du spielen, desto höher bist du belastbar, egal wie voll der Kalender noch wird mit so vielen Reisen und neuen Turnieren, die irgendwann durch die PDC auch kommen.

SPORT1: Wie blicken Sie auf Ihre bisherige „Reise“ zurück?

Hopp: Es gab Gründe, warum man mal gesagt hat: „Das ist ein riesiges Talent, das ist unser deutscher Darts-Star.“ Auch wenn es dann einen kleinen Knick gab. Die Leute müssen in mir etwas gesehen haben, durch die Erfolge habe ich selbst gemerkt, dass da was ist, was ich sehr gut kann. Vielleicht durch alles, was dann kam, ging es damals ein bisschen zu schnell. Ich habe mit vielen Widerständen kämpfen müssen, es ist für mich für den weiteren Verlauf spannend, in den nächsten Jahren herauszufinden, wie gut ich wirklich bin. Verglichen mit den Top-Jungs und dem Standard, der aktuell gespielt wird: Wie gut kannst du da mithalten, was steckt für ein Potenzial in dir? Ich war immer ein ambitionierter Typ, ich möchte mich wieder nach oben spielen, so weit wie es eben geht. Aber realistisch gesehen wird man im Darts nicht immer treffen, nicht immer gewinnen. Das geht der Nummer 1 der Welt genauso wie der Nummer 100.

„Weiß, dass mich sehr viele Leute abgeschrieben haben“

SPORT1: Wenn Sie auf die letzten Jahre ohne WM-Teilnahme zurückblicken: Was hat Ihnen in dieser Zeit geholfen? Was haben Sie vielleicht Neues gelernt, das dem Max von 2021 geholfen hätte?

Hopp: Allgemein ist dieser Max inzwischen reifer geworden, das ist ja ganz normal. Ich war damals ein sehr junger Kerl bei allem, was ich getan habe. Ich habe meine erste WM mit 16 gespielt, jetzt bin ich 29, da sind ein paar Jahre vergangen. Das ist ein normaler Reifeprozess, wie ihn jeder im Leben durchmacht. Du weißt klar, was du willst und was nicht, du bist sehr sicher in deinen Entscheidungen, überlegst nicht mehr so viel. Du bist sortierter, klarer, fokussierter. Was ich die letzten Jahre neu dazugelernt habe, ist die Neuroathletik, es bringt im Darts echt ein paar Prozent. Ich habe eine Veränderung in meinem Spiel gemerkt, allein vom Visuellen her, länger die Konzentration aufrechterhalten zu können, klarer und fokussierter zu sein. Als Dartsspieler muss ich nicht meinen Bizeps trainieren, ich muss meine Augen, meine Konzentration, meinen Kopf trainieren. Das hat mir im Vergleich zu 2021 auf jeden Fall geholfen. Ansonsten einfach die Erfahrung. Man muss auch mal hinfallen, um wieder aufstehen zu können. Wenn du dann wieder aufstehst und neue Erfolge feierst, zeigt das, was für einen Charakter du hast und was du für ein Typ bist. Ich meine, ich bin Sternzeichen Löwe, da steckt schon drin, dass ich ein Kämpfer bin, deswegen werde ich, egal was im Leben kommt, immer weitermachen, immer nach vorne blicken und alles geben.

SPORT1: War aufgeben jemals eine Option, gab es einen besonders schwierigen Punkt für Sie?

Hopp: Für mich persönlich nicht. Ich weiß, dass mich sehr viele Leute abgeschrieben haben, aber ich habe immer das machen wollen, was ich liebe. In dem Fall ist das Darts, ich habe sehr gerne schon damals moderiert, es gibt Videoaufnahme im SPORT1-Archiv, wo ich das mit 18 Jahren schon gemacht hab. Dann sagen Leute: “Klar, jetzt wird er Moderator”. Nein, ich habe das schon immer gerne gemacht. Ich war früher auch schon bei Weltmeisterschaften in der Endphase, wenn ich nicht dabei war, bei SPORT1 beispielsweise. Dadurch, dass ich einer der ersten deutschen Dartprofis überhaupt war, das alles miterlebt habe, auch ein bisschen in einer Botschafterrolle, möchte ich auch jungen Leuten etwas auf den Weg mitgeben. Ich möchte auch dazu beitragen, dass in der Breite Leute bei ihren Ligaspielen und Turnieren besser werden, deswegen gebe ich wie andere Profis auch Dart-Workshops und Coachings. Ich habe den Bezug zur Basis nicht verloren oder zumindest wiedergefunden und trotzdem noch die Profiebene, für die ich brenne.

SPORT1: Ist dieser Spagat schwierig zu meistern?

Hopp: Bisher beißt sich das nicht, natürlich muss ich das eine runterfahren, wenn ich das andere ein bisschen intensiver mache. Aber ich mache schon immer, worauf ich Lust habe, und es ist ein Privileg, das in der heutigen Zeit machen zu dürfen. Deswegen möchte ich jedem sagen: Manchmal muss man auch seinem Herzen folgen und mein Herz hat mir immer gesagt, wenn du es wirklich noch willst, dann wird es auch irgendwann wieder funktionieren. Heutzutage haben wir immer die Erwartung, dass man wie im Fußball jede Woche Top-Leistungen bringt, aber so ist es einfach nicht. Wir sind alle Menschen, wir haben auch, das darf man nicht vergessen, ein Privatleben und auch da passieren Dinge. Wir sehen es bei van Gerwen, der eine Trennung hinnehmen muss. Wenn es privat nicht rund läuft, kann man auch nicht performen. Aufgeben war für mich keine Option, ich bin froh, dass ich es nicht getan habe und nicht auf gewisse Kommentare reagiert habe, die das vielleicht mal so eingefordert haben. Wir sind nicht im Fußball, wo der Trainer, wenn es nicht läuft, entlassen wird. Du kannst als Dartsspieler realistisch bis zum 60. Lebensjahr spielen. Come on, Peter Wright ist mit über 40 zum ersten Mal Weltmeister geworden.

SPORT1: Mit Martin Schindler hat ein Deutscher erstmals die Top 16 der Welt erreicht. Niko Springer sorgt in seinem ersten Tour-Jahr immer wieder für Furore. Allerdings scheint ein Major-Titel eines Deutschen noch in recht weiter Ferne. Woran liegt das?

Hopp: Ich habe immer ein Problem mit dem Wort scheitern, sie erfüllen vielleicht nur nicht das, was sich viele wünschen. Aber es bleibt spannend. Irgendwann wird es passieren, ich glaube, es dauert nicht mehr lange. Martin und Niko haben eine enorme Qualität. Ich hatte letztens schon mal im SPORT1-Interview gesagt, dass ich glaube, dass sie als Duo die Chance haben, es die nächsten Jahre sehr gut zu machen. Und Majors, wenn man es sich bei dem Turnier mal anschaut (beim World Grand Prix, Anm.): Martin hat den dritt- oder viertbesten Average an diesem Spieltag und fliegt raus. Darts ist viel Timing, das muss man wirklich durch eine andere Brille betrachten. Wir sind alle ergebnis- und leistungsorientiert, ganz klar, aber man muss verstehen, dass Darts manchmal auch ein bisschen anders als Sport ist. Wenn du gut spielst, aber dir zwei oder drei Momente nicht gelingen – dann verlierst du halt.

Littler? „Komme aus dem Staunen nicht raus“

SPORT1: Luke Humphries hat im SPORT1-Interview angedeutet, dass er davon ausgeht, dass Springer bald die deutsche Nummer eins sein wird. Rechnen Sie ebenfalls damit?

Hopp: Ich glaube, Martin bleibt die deutsche Nummer eins, zumindest erstmal für einen längeren Zeitraum. Niko ist ein grandioses Talent, aber gerade, wenn man sich die Weltrangliste anschaut, muss er noch einige gute Ergebnisse erzielen, damit er in die Nähe von Martin kommt. Martin ist grade ein Top-16-Spieler. Wenn man das Liveranking anschaut, kann er vor der WM sogar an der Schwelle zur Top 10 spielen. Martin ist auch noch deutlich erfahrener auf den großen Bühnen. Man darf nicht vergessen, dass der Grand Prix für Niko Springer das Debüt ist, es wird das Debüt beim Grand Slam sein. Er wird erst seine zweite WM spielen, da muss man piano machen. Niko hat für mich aber großes Potenzial, die Nummer zwei nach Martin zu werden, muss sich da aber erstmal an Ricardo (Pietreczko, Anm.) vorbeibringen, der auch gute Darts spielt. Ich traue Niko schon zu, dass er diesen Weg gehen kann, aber Martin ist für ihn erstmal nicht zu erreichen.

SPORT1: Luke Littler ist weiter der Dominator der Darts-Szene. Ist der Engländer langfristig überhaupt aufzuhalten und wenn ja, wie kann das gelingen?

Hopp: Aktuell sehr schwierig, Luke Littler ist aktuell ein bisschen wie eine Sackgasse - da kommst du nicht weiter. Das ist wie die Endstation. Phänomenal, der Typ. Ich komme da aus dem Staunen auch nicht raus, es macht mir Spaß, ihm zuzusehen und ich glaube, es geht vielen Fans da draußen auch so. Umso spannender wird es natürlich. Die Gegner, die es mit ihm aufnehmen wollen, ihn unbedingt besiegen wollen, werden es aber sehr schwer haben, weil er einfach ein Ausnahmetalent ist.