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Darts-WM: Vor sechs Jahren litten alle Darts-Fans mit ihm - nun schreibt er ein Märchen

Vom Tränen-Drama zum WM-Märchen

Berry van Peer wurde 2017 mit seinem Tränen-Drama beim Grand Slam of Darts zum tragischen Helden. Bei seinem WM-Debüt ist er nun eine der großen Überraschungen des Turniers in London.
Mit Josh Rock scheitert der nächste gesetzte Spieler in der zweiten Runde. Berry van Peer gewinnt verdient mit 3:1 und steht nun Damon Heta gegenüber.
Berry van Peer wurde 2017 mit seinem Tränen-Drama beim Grand Slam of Darts zum tragischen Helden. Bei seinem WM-Debüt ist er nun eine der großen Überraschungen des Turniers in London.

Es war ein Moment, der die Emotionen der Fans bewegte wie wenige andere Momente der Darts-Geschichte.

Es war das Jahr 2017, der Grand Slam of Darts in Wolverhampton - und ein junger Spieler aus den Niederlanden weinte hemmungslos, als er auf offener Bühne die Folgen einer rätselhaften Krankheit zu spüren bekam.

Berry van Peer kämpfte im Spiel gegen Gary Anderson mit Dartitis, einer psychischen Blockade, die ihn immer wieder davon abhielt, die Pfeile loszulassen. Die Fans lachten ihn anfangs aus, später richteten sie ihn auf, als ihnen klar wurde, wie sehr van Peer litt unter der ebenso gefürchteten wie mysteriösen Berufskrankheit, deren genaue Ursachen nicht erforscht sind.

Nunmehr sechseinhalb Jahre später hat sich das Blatt gewendet. Der inzwischen 27-jährige Niederländer debütiert bei der laufenden WM im Alexandra Palace. Und wie.

Darts-WM: Van Peer überraschte auch Jungstar Josh Rock

Van Peer warf in London nicht nur Luke Woodhouse in Runde 1 aus dem Turnier, er ließ auch einen Überraschungs-Coup gegen den jungen Josh Rock folgen, die Nummer 23 der Welt, den nicht wenige zum erweiterten Favoritenkreis zählten.

Mit einer Doppelquote von 61% behielt jedoch van Peer die Oberhand, hätte Rock gar mit 3:0 auf die Heimreise schicken können, hätte er seine drei Matchdarts in Satz drei bereits verwandelt und „Rocky“ nicht erst im vierten Satz auf die Bretter geschickt.

„Vielleicht war das mein Weihnachtsgeschenk“, sagte van Peer anschließend beim niederländischen Portal AD.

Dabei war von der Verkrampftheit der Vergangenheit nichts mehr zu spüren, im Gegenteil. Van Peer, der zu „Take it all“ von Pop Evil einläuft, zeigte seine lockere Seite, schien sich bei seinem WM-Debüt auf der Bühne der West Hall des Ally Pally von Leg zu Leg wohler zu fühlen, spielte solide 91,32 Punkte im Average, darunter ein High-Finish und zwei 180er.

Dabei hat er dem Anschein nach gar nicht damit gerechnet im Turnier über Weihnachten hinweg zu verweilen: „Ich habe beim Metzger Fleisch bestellt und es wurde bereits abgeholt, aber es ist niemand zu Hause, der es zubereiten kann, also muss ich bald nach Brabant zurückkehren.“

Nach Brabant, in seine Heimat, wo van Peer das Licht der Welt in Roosendaal erblickte. Wo er im Alter von sieben Jahren erstmals Pfeile in die Hand nahm. Und wo er im Kindesalter bereits an regionalen Turnieren teilnahm.

Nun wird van Peer am heutigen Freitag ab 13.30 Uhr (LIVE auf SPORT1) nicht mehr nur auf der kleinen Nebenbühne spielen: Die Challenge Tour, über die er sich die Tourcard nach zwischenzeitlichem Verlust wieder erspielte, die Development Tour für Talente unter 25 Jahren, all das ist in den Tagen nach Weihnachten zumindest vorübergehend vergessen beim Match gegen Damon Heta.

Der an Nummer 10 gesetzte Damon Heta aus Australien - bekannt für seine kreativen Walk-ons - ist ein noch dickerer Brocken als Rock. Doch der tragische Held von 2017 ist im ausklingenden Jahr 2023 für jede Überraschung gut.