Bitterer Auftakt für Legende Raymond van Barneveld bei der Darts-WM - und auch das bittere Ende? Gegen den Schweizer Stefan Bellmont unterlag „Barney“ in der ersten Runde mit 0:3 in Sätzen. (Darts-WM vom 11. Dezember bis 3. Januar LIVE auf SPORT1)
Darts-WM: War das das bittere Ende einer Darts-Ikone?
Historischer Coup! Ikone Barney raus
Es war eine heftige Packung für den Weltmeister von 2007 und langjährigen Rivalen von Rekord-Champion Phil Taylor - so heftig, dass van Barneveld nach dem Spiel recht unverhohlen einen möglichen Rücktritt in den Raum stellte.
Darts-WM: Rücktritt? Van Barneveld lässt Zukunft offen
„Jetzt bin ich raus. Es war ein sehr schlechtes Jahr. Auf dem Papier bin ich fünffacher Weltmeister, aber es klappt einfach nicht. Das tut natürlich weh”, sagte der 58-Jährige, der auch bei der BDO vier WM-Titel gewonnen hat, nach dem Match bei Viaplay: „Dann muss man sich fragen, wie es weitergehen soll. Also ja, ich habe Hausaufgaben zu machen. Denn das ist schmerzhaft.“
Van Barneveld hatte bereits Anfang 2020 nach einem Erstrunden-Aus bei der WM zwischenzeitlich seine Karriere beendet, aber noch im selben Jahr sein Comeback angekündigt und durchgezogen.
Seinen Gegner aus der Schweiz lobte er: „Er hat fantastisch gespielt. Er hat einfach alles getroffen. Kompliment. Er hat einfach gut gespielt.“
„Belli“ nutzte seinen 4. Matchdart für den ersten Schweizer Sieg bei einer Darts-WM überhaupt. „Damit ist eine Sensation im Ally Pally perfekt“, verkündete SPORT1-Kommentator Basti Schwele.
Van Barneveld hilft auch Wechsel der Darts nicht
Schon nach dem 1:3 im ersten Satz analysierte SPORT1-Experte Robert Marijanovic: „Barney kommt nicht ins Scoring.“ Auch im 2. Satz wurde es nicht besser, dazu ließ van Barneveld dann auch auf Doppel aus und gab den Satz sogar mit 0:3 aus der Hand.
Zum 3. Satz trat der Niederländer dann mit neuen Darts an - aber es wurde zunächst nicht besser. Nach insgesamt acht Legs in Folge führte Bellmont auch hier mit 2:0 nach Legs, warf unter anderem fünf perfekte Darts zum Start. Erst zum zwischenzeitlichen 1:2 gewann van Barneveld wieder ein Leg.
„Bizarre Aktion“ sorgt in den Niederlanden für Verwunderung
Sein Dart-Wechsel sorgte allerdings auch in den Niederlanden für große Verwunderung. „Das habe ich im Dartsport noch nie gesehen”, meinte Moderator Frank Evenblij bei Viaplay. Sportnieuws bezeichnete es gar als „bizarre Aktion“.
Der mittlerweile zurückgetretene Vincent van der Voort ordnete es als Experte im Studio etwas nüchterner ein: „Er hat alles verändert. Es ist nicht so, dass er schlimmer werfen würde. Vielleicht wirft er sogar etwas besser. Das war nicht das Problem. Er hätte damit anfangen sollen.“
Die Wende wollte van Barneveld aber nicht mehr gelingen. „Das müsste eine der bittersten Niederlagen für ihn überhaupt sein“, ahnte Marijanovic schon vor dem Ende der Partie. So sollte es dann auch kommen, Satz 3 ging mit 3:1 an den gelernten Koch Bellmont, der zum zweiten Mal im Ally Pally angetreten war.
Dabei spielte „Barney“ mit 92,5 sogar den knapp besseren Drei-Dart-Average, Bellmont lag bei 91,36. Dafür traf der 36-Jährige starke 39,1 Prozent seiner Würfe auf Doppel. Van Barneveld bekam überhaupt nur acht Versuche auf Doppel, traf davon nur 25 Prozent und gewann somit nur zwei Legs im ganzen Match - trotz der Unterstützung des Publikums, die immer wieder kam.
Anfeuerung für „Barney-Army“ motiviert Bellmont
„Es hat als Ablenkung etwas geholfen. Mit den ganzen „Barney-Army“-Rufen konnte ich mich ein bisschen pushen”, verriet Bellmont im Anschluss im SPORT1-Interview: „Heute hat es sicher ein paar Mal gepusht.“
Sein Status als erster Schweizer, der ein Match bei der Darts-WM gewinnt, mache ihn „mega“ stolz, erklärte „Belli“ außerdem und verriet: „Jetzt geht man sicher einen trinken.“
„Es war der größte Sieg meiner Karriere“, freute sich Bellmont anschließend auf der Pressekonferenz vor den internationalen Reportern. Van Barneveld habe ihm auch gratuliert. „Er sagte zu mir: Gut gespielt, tolle Doppel, verdienter Sieg. Nette Worte“, meinte Bellmont.
„The Machine“ macht kurzen Prozess
Der viermalige WM-Halbfinalist James Wade machte im Anschluss kurzen Prozess mit seinem Gegner Ryusei Azemoto aus Japan.
Glatt mit 3:0 setzte sich „The Machine“ durch. Nur im ersten Satz gewann der letztlich unterlegene „Perseus“ überhaupt ein Leg.
Im ersten Match der Abendesession hatte sich „The Reaper“ Adam Sevada (USA) mit 3:1 in Sätzen gegen den Kanadier Matt Campbell durchgesetzt.
Dabei spielte der „Ginja Ninja” sogar mit 90,46 den besseren Drei-Dart-Average gegenüber Sevada (88,29). Der Amerikaner checkte aber mit 35,5 Prozent seiner Würfe auf die Doppel. Campbell lag hier nur bei 28,6 Prozent Checkout-Quote.