Seinen Auftakt bei der Darts-WM hätte sich Nathan Aspinall sicher ganz anders vorgestellt. Gegen Außenseiter Lourence Ilagan von den Philippinen mühte er sich zu einem 3:1.
Darts-WM: Superstar schlägt Alarm - "Sind keine Pubspieler!"
„Die PDPA muss diesen Jungs helfen“
„The Asp“ verlor gleich den ersten Satz und geriet so gehörig unter Druck. Nach einem schwachen Start steigerte sich die Nummer 15 der Weltrangliste aber und sorgte mit einem 170er-Finish zum Matchgewinn noch für ein echtes Highlight.
„Ich bin sehr erleichtert. So habe ich mir das Spiel nicht vorgestellt, als ich gestern ins Bett gegangen bin“, sagte Aspinall auf der Pressekonferenz nach dem Spiel lachend.
Darts-Star: „Ich trainiere meinen Kopf so hart, weil ich es muss“
Anschließend wählte er dann aber durchaus nachdenkliche Worte: „Ich habe den Druck wirklich gespürt. Ich habe das ganze Spiel über gezittert.“
Aspinall hatte in der Vergangenheit mit der gefürchteten Dartitis zu kämpfen - er hatte teils große Probleme, den Pfeil beim Wurf loszulassen. „Ich arbeite inzwischen sehr viel abseits des Oches – sehr, sehr viel. Ich mache zweimal die Woche Hypnose. Zweimal pro Woche spreche ich mit einem Sportpsychologen. Wenn ich das nicht machen würde, wäre meine Dartitis zurück. Ich muss so viel arbeiten. Ich meine, es ist nicht hart, ich bin kein Fußballer. Aber ich trainiere meinen Kopf so hart, weil ich es muss", sagte der Engländer.
Aspinall fordert mehr Unterstützung für Darts-Profis
Angesichts seiner Erfahrungen blickte Aspinall auch auf seine Profikollegen: „Ich denke – ich werde keine Namen nennen -, man sieht in diesem Turnier, dass es so viele Spieler gibt, die meinen Spuren folgen sollten. Ich hoffe, dass sie sehen, was ich gemacht habe und suchen sich selbst Hilfe. Bei diesem Spiel geht es nicht um Fähigkeiten. Es geht darum, was in deinem Kopf passiert, weil es das mental herausforderndste Spiel der Welt ist. Mich interessiert nicht, was andere sagen, aber für mich ist es das, auf dieser Bühne um so viel Geld zu spielen.“
Der zweimalige WM-Halbfinalist nahm sogar die Spielervereinigung PDPA in die Pflicht, die Profis besser zu unterstützen.
„Es passiert gerade sehr viel im Darts. Ich erkenne das früher, weil ich es schon durchgemacht habe. Die PDPA muss jetzt eingreifen und diesen Jungs helfen. Es gibt so viele, die leiden. Es gab nie mehr Druck im Darts. Wir sind keine Dartsspieler mehr, wir sind – ich hasse es, das zu sagen – berühmte Sportler, keine Pubspieler mehr. Das kann einen beeinflussen, so wie es bei mir war. Ich hoffe wirklich, dass sich die PDPA jetzt um die zwei, drei Spieler kümmern wird, weil es geht wirklich um ihre mentale Gesundheit", sagte Aspinall. In seiner ersten Runde meisterte der Gewinner des World Matchplay 2023 die mentale Herausforderung.
Darts-WM: Aspinall spricht über großen Druck
„Vielleicht habe ich mir heute selbst zu viel Druck gemacht. Aber ich habe gewonnen. Das ist das wichtigste“, sagte Aspinall erleichtert.
Warum er so nervös gewesen sei? Darauf hatte er keine richtige Antwort: „Ich habe richtig gut trainiert, mein Selbstvertrauen ist riesig. Ich bin in meinem Leben wahrscheinlich 20 Mal auf diese Bühne gegangen. Ich habe mich trotzdem so unter Druck gesetzt – und ich weiß nicht, warum.“
„So habe ich mich seit Jahren nicht gefühlt“, gab Aspinall zu, lobte aber auch seinen Gegner: „Großes Lob a Lourence. Er hat fantastisch gespielt und mich sehr unter Druck gesetzt.“
Er hoffe, dass ihm dieses Spiel noch im weiteren Turnierverlauf nützen könne: „Vielleicht habe ich diese Herausforderung gebraucht, um zu erkennen, warum ich mich so unnötig unter Druck gesetzt habe.“
Aspinall mit Ansage für nächste Runde
Nach den offenen Worten und der Selbstkritik blickte Aspinall anschließend aber positiv auf den Rest der Weltmeisterschaft (Darts-WM vom 11. Dezember bis 3. Januar LIVE auf SPORT1).
Für sein Match am Montag gegen den US-Amerikaner Leonard Gates (gegen 21 Uhr im LIVETICKER) ließ er sich dann sogar eine echte Ansage entlocken: „Mein Spiel ist aktuell so gut, wie noch nie. Ich habe noch nie besser gespielt. Ich weiß, dass ich Leonard schlagen werde.“
„Er ist ein toller Spieler, aber ich werde nicht mehr so nervös sein wie heute“, zeigte sich Aspinall selbstbewusst.