Wenn sich die Fans der Krefeld Pinguine an richtig erfolgreiche Zeiten zurückerinnern wollen, dann müssen sie in ihrem Gedächtnis lange kramen.
Der Absturz eines Traditionsteams
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Fast 20 Jahre ist es nämlich bereits her, dass der Traditionsklub seinen letzten Meistertitel in der PENNY DEL feiern konnte. In der Saison 2002/03 krönte sich das Team zum Deutschen Meister, seitdem ging es langsam bergab. (Ausgewählte Spiele der PENNY DEL LIVE im TV auf SPORT1)
In 17 Spielzeiten erreichten die Pinguine nur sieben Mal die (Pre-)Playoffs, weiter als ins Halbfinale kam die Truppe dabei nie. Noch deutlicher wird das Dilemma beim Blick auf die vergangenen fünf Jahre.
In allen Spielzeiten wurde die Postseason deutlich verpasst. Besser als Rang elf war Krefeld dabei nie platziert - und die Erfolglosigkeit hält an. Denn auch in dieser ganz besonderen Coronasaison, in der die Liga erstmals in eine Nord- und Südgruppe aufgeteilt ist, um durch weniger Reisen das Infektionsrisiko zu senken, sind die Playoffs außer Reichweite.
Krefeld abgeschlagen Letzter
Mit gerade einmal 15 Punkten liegt das Team in der Gruppe Nord abgeschlagen auf dem siebten und letzten Platz. Die sechstplatzierten Kölner Haie haben im Vergleich dazu bereits 46 Zähler auf dem Konto. Vier Siege bei 31 Niederlagen sprechen eine eindeutige Sprache.
Bereits Anfang April hatte die Mannschaft von Trainer Clark Donatelli mit der zehnten Pleite in Folge einen neuen Klub-Negativrekord aufgestellt. Seitdem kamen drei weitere Niederlagen hinzu. (Spielplan und Ergebnisse der PENNY DEL)
Doch was läuft alles schieff Zwar zeigt die Mannschaft in den meisten Spielen eine kämpferische Leistung, Mängel gibt es dennoch genug. In der Offensive fehlt die nötige Durchschlagskraft, zudem Kreativität. Auch defensiv sieht es nicht besser aus. Vor allem in der Slotzone sind die Spieler häufig hilflos, kassieren viele Gegentreffer, was die Torbilanz von 66:157 eindrucksvoll unterstreicht.
Pinguine entgingen Insolvenz
Doch nicht nur auf dem Eis hakt es derzeit gewaltig, auch Nebengeräusche prägen das Bild. So hat sich das Team erst kürzlich von den Stürmern Martins Karsums und Iwan Petrakow getrennt. Beide Spieler hatten vorzeitig um eine Freistellung vom Trainings- und Spielbetrieb gebeten.
Während Karsums, der erst im Dezember zu den Pinguinen kam, eine Verletzung in seiner lettischen Heimat behandeln lassen will, hat sich der Russe Petrakow aus ganz anderen Gründen verabschiedet. Die anhaltende heftige Kritik in den sozialen Netzwerken, die teils massiv unterhalb der Gürtellinie lag, hatten ihn zu diesem Entschluss bewogen.
"Ivan nahm sich die Kritik an der Mannschaft und insbesondere seiner Person in dieser Saison sehr zu Herzen. In der vergangenen Woche habe diese Kritik für ihn eine Grenze des Zumutbaren überschritten, die ihn nun zu diesem, aus unserer Sicht nachvollziehbaren, Entschluss brachte", hatte Geschäftsführer Sergey Saveljev klargestellt.
Auch finanziell ist die Situation in Krefeld angespannt. In der Vorsaison entging der Traditionsklub nur knapp der Insolvenz, durch leere Hallen und die damit ausbleibenden Zuschauereinnahmen wird die Situation auf dem Konto aktuell nicht besser.
Donatelli hat keine Angst vorm Abstieg
Und trotz der anhaltenden monetären und sportlichen Probleme strahlte Coach Donatelli im Gespräch mit dem Fachmagazin Eishockey News Anfang der Woche Optimismus aus. Vor allem die Tatsache, dass ab der kommenden Saison das wieder eingeführte Abstiegssystem greift, bereitet ihm offenbar kaum Kopfzerbrechen.
"Ja, das System ist uns bekannt. Es tangiert uns aber nicht, weil wir nicht nur in die Playoffs kommen, sondern auch um die Meisterschaft spielen werden", erklärte der US-Amerikaner im Hinblick auf die kommende Saison.
Für den Trainer des mit Abstand schlechtesten DEL-Klubs, dessen Kader sich aktuell kaum konkurrenzfähig zeigt, eine forsche Aussage. (Tabellen der PENNY DEL)
Zu wünschen wäre dem Traditionsklub, der 1994 zu den Mitbegründern der DEL zählte, ein Aufschwung dennoch.