Andreas Niederberger hat noch ganz andere Zeiten erlebt. Fünfmal war der ehemalige Eishockey-Nationalspieler deutscher Meister mit der Düsseldorfer EG, jetzt ist er Geschäftsführer in der wohl größten Krise der Vereinsgeschichte.
"Seele rausgerissen": Ein Traditionsteam am Abgrund
Ein Traditionsteam am Abgrund
„Das tut natürlich weh. Es hat mir die Seele rausgerissen“, sagte der 62-Jährige, der mit dem Altmeister einen absoluten Tiefpunkt erreicht hat: Nach dem Abstieg aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) taumelt die DEG nach fünf Pleiten in Folge auch in der zweiten Liga dem Abgrund entgegen.
Niederberger meinte mit seiner Aussage das peinliche 3:6 im Straßenbahnduell vor DEL2-Rekordkulisse gegen den rheinischen Rivalen Krefeld Pinguine vor knapp drei Wochen.
Düsseldorfer EG taumelt Richtung Abstieg
„Ausverkaufte Bude, und nach dem ersten Drittel steht es 0:4.“ Doch sie bringt die aktuelle Lage auf den Punkt: Die Fans sind wütend, der Trainer attackiert öffentlich die Mannschaft, die Spieler folgen seinem Plan nicht - nichts funktioniert. Statt auf Playoff-Kurs ist die DEG als Tabellenelfter auf dem Weg in die Abstiegsrunde.
Natürlich steht auch Coach Rich Chernomaz in der Diskussion: Der Kanadier, der einst die Kölner Haie (2002) und die Frankfurt Lions (2004) zur Meisterschaft führte, hat nach dem Abstieg eine vollkommen neue Mannschaft übernommen. Der Saisonstart war vielversprechend, doch nach acht Niederlagen aus den letzten zehn Spielen gibt es nur noch eine Richtung - nach unten.
Chernomaz machte am vergangenen Wochenende nach dem 1:4 zu Hause gegen die Bietigheim Steelers seinem Spitznamen „Axt von Manitoba“ alle Ehre und schlug öffentlich auf seine Spieler ein: „Wir können die Jungs nicht babysitten und sie aus der Verantwortung nehmen, wenn sie so unterdurchschnittliche Leistungen abliefern.“
Niederberger sicher: Aktionismus hilft DEG nicht
Dem Rundumschlag folgte beim 0:5 bei Blue Devils Weiden die schlechteste Saisonleistung. Was nun? Einen Rauswurf des Trainers lehnten Niederberger und sein ehemaliger Verteidigerpartner Rick Amann, ebenfalls Geschäftsführer, ab.
„Aktionismus hilft nicht weiter“, sagte Niederberger bei einem Fantalk und verwies auf den kriselnden Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf: „Wir haben ein Beispiel in der Stadt. Die haben gehandelt und stehen nicht besser da.“ Außerdem hätten die Spieler ihnen gesagt, es liege nicht am Coach, „wir sind die Schuldigen“.
Also steht Chernomaz bei den Spielen am Freitag (19.30 Uhr) in Weißwasser gegen die Lausitzer Füchse und am Sonntag (17.00 Uhr) gegen den Vorletzten EHC Freiburg weiter an der Bande. Dennoch lägen alle Optionen auf dem Tisch, betonte Niederberger, „es gibt keine Jobgarantie für niemanden“.
Wirtschaftlichen Verhältnisse sind „vernünftig“
Zumindest eine Befürchtung konnte die Vereinsikone ausräumen: Die DEG werde es auch über 2027 hinaus „in vernünftigen wirtschaftlichen Verhältnissen“ geben. Zuletzt war nur die Finanzierung für zwei Jahre gesichert gewesen.
Allerdings mahnte Niederberger: Wer immer wieder behaupte, der achtmalige Meister gehöre in die DEL, liege falsch. „Wir sind Elfter in der DEL2, sportlich abgestiegen, waren im April insolvent“, betonte er, „wir sind genau da, wo wir hingehören.“ Viel weiter unten als zu seinen Zeiten als Spieler.