Zehn Jahre sind eine lange Zeit, insbesondere im eSports. In der noch recht jungen Wettkampfszene gibt es wenige Organisationen, die über Jahre hinweg existieren und darüber hinaus Erfolge auf internationaler Ebene feiern können. Team Vitality ist eine solche Organisation, die in beinah allen relevanten eSports-Disziplinen Topteams an den Start bringt und mit diesen zahlreiche Trophäen gewinnen konnte.
Esports made in France - 10 Jahre Team Vitality - Interview mit Mitgründer Fabien "Neo" Devide
Zehn Jahre Team Vitality - eSports made in France
Nun feiert das in Paris, Frankreich beheimate Unternehmen ihr zehnjähriges Jubiläum. Passend dazu konnten wir uns mit Mitgründer Fabian „Neo“ Devide über die Historie und den Werdegang von einer der erfolgreichsten eSports-Organisationen Europas austauschen.
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Das Interview wurde von Florian Merz geführt.
SPORT1: Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum zehnten Geburtstag. Direkt und offen gefragt, hättest du jemals gedacht, dass Team Vitality solange bestehen würde und wie fühlst du dich damit?
Neo: Ich fühle mich einfach unglaublich. Das zehnjährige Bestehen einer eSports-Organisation ist immer etwas Grandioses. Sowohl als eSportler als auch Entrepreneur finde ich es fantastisch, dass wir schon so lange am Markt sind. Dennoch fühlt sich das Ganze an, als wäre es mit Lichtgeschwindigkeit vorübergegangen. Hinzu kommt noch das große Privileg, gleich zwei große Major-Titel gewonnen zu haben, einen in Counter-Strike und die Weltmeisterschaft in Rocket League.
SPORT1: Gehen wir ein paar Schritte zurück und blicken auf die Anfänge der eSports-Organisation bzw. Team Vitality. Wie lief die Anfangszeit bei euch ab?
Neo: Am Anfang war es ein großer Traum, ein derartiges Team auf die Beine zu stellen. Aber du kennst das, man kann ein Träumer sein, aber irgendwann holt dich die Realität ein oder schlägt zurück. Trotzdem wollten wir vor zehn Jahren ein Team für eine Handvoll Freunde kreieren, das war die eigentliche Idee. Zur damaligen Zeit gab es zudem nur wenige eSports-Organisationen in Frankreich, die über freiwillige oder externe Mitarbeiter verfügten, die das Ganze vor allem aus einer Leidenschaft heraus verfolgen. Entsprechend war es nach der Gründung unser Bestreben, ein funktionierendes Geschäftsmodell aufzubauen, das nicht nur darauf ausgelegt ist, irgendwie zu überleben. Besonders unsere Spieler sollten dazu in der Lage sein, ihre Rechnungen bezahlen zu können. Übrigens, was ziemlich lustig ist, ist, dass meine Generation aus der Ecke der Konsolen- und nicht etwa der PC-Spieler stammt. Entsprechend war Team Vitality zum Start ein reines Call of Duty - Team, das auf der Xbox One gespielt hat. [...]
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Neo: Entsprechend haben wir relativ schnell verstanden, dass Vitality einen Mix aus Sport und Entertainment anbieten muss. Esports an sich ist grundlegend eine erweiterte Form des Gamings. Auch war uns klar, dass wir gute Storyteller sein mussten, um dem Mainstream das Ganze verständlich machen zu können. Im Großen und Ganzen hätte ich es damals aber nicht glauben können, dass wir heute einer der Leader der Industrie in Frankreich wie weltweit sind und auch nach zehn Jahren noch existieren. Wir hatten zur richtigen Zeit die richtige Idee, obwohl wir in unserem ersten Jahr nach der Entstehung mit einem Budget von 10.000 Euro an den Start gegangen sind, die wir natürlich aus unserer eigenen Tasche bezahlt haben. Ich musste auch einige Schulden machen, da ich nicht wirklich diese Menge an Geld zur Hand hatte. Ich kann mich auch noch genau daran erinnern, als ich Nicolas (Nicolas Maurer, CEO von Team Vitality, Anm. d. Red.) in einer Mail um einen Betrag von 2,5k gebeten hatte, damit wir irgendwie das Jahr über unsere Call of Duty-Spiele austragen konnten. Eine komplett verrückte Zeit.
SPORT1: Bewegte zehn Jahre, die Team Vitality da hinter sich hat. Aber generell wollt ihr auch in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren euch weiterentwickeln. Wie sieht hier die Zukunft für die französische eSports-Orga aus?
Neo: Ich bin der Meinung, dass wir im letzten Jahr eine gute Arbeit abgeliefert haben, uns noch internationaler aufzustellen. Gerade zu Beginn der Organisation waren wir eine sehr französische Organisation mit französischen Spielern. Entsprechend schwer ist es uns gefallen, mehr internationale Aufmerksamkeit zu generieren. Entsprechend arbeiten wir gegenwärtig an ein paar verschiedenen Ideen, um in Zukunft weitere Märkte oder Themengebiete zu erschließen. Man kann sich aber sicher sein, dass wir uns weiter mit relevanten Spielen und Bereichen auseinandersetzen werden. Auch lässt sich die Idee des B.Hives (HQ von Team Vitality in Paris, mit buchbarer Fläche für Fans wie Besucher, Anm. d. Red.) in anderen Städten oder Gebieten wiederholen. Hier müssen wir aber natürlich alle Aspekte in Betracht ziehen, ehe wir eine neue Niederlassung eröffnen.
SPORT1: Neo, wir danken dir für das nette Gespräch und hoffentlich können wir dieses zum nächsten Jubiläum in zehn Jahren wiederholen!
Neo: Vielen dank und ja, auf jeden Fall - die Daumen sind gedrückt *lacht*.