In der Vergangenheit stand Valve häufig in heftiger Kritik für die Umsetzung der kompetitiven Szene. Auf der einen Seite wurde das Event "The International" hochgepriesen, welches Jahr für Jahr neue Rekorde in Sachen Preisgeld aufstellte – 34.330.068 US-Dollar Preispool im Jahr 2019. Doch auf der anderen Seite sorgte genau dieser extreme Fokus auf das Megaevent dafür, dass vor allem in der Tier-2-Szene weder Gelder noch Publicity vorhanden waren. So war das Motto der letzten Jahre oft alles oder nichts. Einem Sieger auf dem TI winkten Millionen, während ein Nichtqualifizieren keinen Cent für ein Jahr Mühe bedeuten konnte.
Formatänderungen für Dota2-Saison
© Valve
Um diesem Problem Herr zu werden, kündigte Valve nun das neue Format der regionalen Ligen an. Dieses wird ab September, nach dem The International 10, in Kraft treten.
Sechs regionale Ligen
In der kommenden Saison wird es nicht wie bisher fünf Major und Minor Events geben, für welche sich die Teams über Online Qualifier qualifizieren konnten. An deren Stelle treten nun sechs regionale Ligen – Europa, CIS, NA, SA, SEA, China. Jede der regionalen Ligen wird einen Preispool von 280,000 US-Dollar beinhalten und mündet in ein saisonales Major Turnier, mit nochmal 500.000 US-Dollar Preisgeld. Insgesamt drei Saisons werden gespielt – Fall, Winter, Spring – gefolgt vom The International im August.
Die regionalen Ligen werden hierbei in eine Upper Division sowie in eine Lower Divison mit jeweils acht Teams unterteilt. Die Ligen werden im Best-of-3-round-robin-System gespielt. Das bedeutet, dass jedes Team einmal gegen jeden im Bo3 spielen wird. Aus der Upper Divison steigen am Ende einer Saison die beiden schlechtplatziertesten Teams ab und werden durch die Top 2 aus der Lower Divison ersetzt. Aus eben dieser werden die letzten beiden Plätze durch Open Qualifer Teams ersetzt.
Auch das Format der Majors Turniere wird sich demzufolge ändern. Insgesamt qualifizieren sich nun immer 18 statt 16 Teams für diese. Hier wird der Erstplatzierte aus jeder Region direkt im Winner Bracket der Playoffs starten, während Platz 2 zuvor noch in einer Gruppenphase gegen die anderen Zweitplatzierten und zwei Wildcard Teams antreten wird. Die Wildcardplätze setzen sich dabei aus den dritten und vierten Plätzen der Regionen zusammen. Somit ist ein starkes Abschneiden in den regionalen Ligen für einen guten Start auf dem Major wichtig.
Wie bisher gibt es für das Abschneiden auf dem Major, sowie in der Liga, sogenannte DPC-Punkte. Am Ende aller drei Major werden die Top 12 Teams mit den meisten DPC Punkten direkt zu The International eingeladen, während die letzten sechs Plätze durch Qualifier vergeben werden.
Zusätzlich legte Valve auch fest, dass zu Beginn einer Saison die Region bekannt gegeben werden muss, in der ein Team antreten möchte. Drei der fünf Spieler müssen hierbei in der jeweiligen Region wohnhaft sein. Ein Wechsel der Region ist zwar möglich, verlangt aber ein Starten in der Lower Divison sowie die Qualifikation über die Open Qualifers.
Umgewöhnung für alle
Mit diesen Änderungen möchte Valve vor allem bisher eher schwachen Regionen mehr Struktur geben. Durch das Preisgeld in den Ligaphasen wird sogenanntes Gatekeeping verhindert. Dieses hatte zur Folge, dass sich in bestimmten Regionen immer wieder dieselben Teams qualifiziert und Preisgelder kassiert haben, während Tier-2-Teams kaum Möglichkeiten für Erfolge hatten. Die Preisgeldausschüttung in der Lower Divison sorgt nun dafür, dass selbst schwächere Teams am Ende der Saison belohnt werden.
Auf der Kehrseite der Medaille haben diese Änderungen eine deutlich flachere Preisgeld Ausschüttung zur Folge.
So ist zwar die Summe des gesamten Preisgeldes über eine Saison – 6,5 Millionen US-Dollar - gleichgeblieben, doch durch die großflächige Verteilungen auf sechs Regionen, sowie auf drei Major winken dem Gewinner der Upper Divison gerade einmal 30.000 US-Dollar. Ein Sieg auf dem folgenden Major wird dann mit nochmaligen 200.000 US-Dollar belohnt, welche deutlich unter dem bisherigen Gewinn von knapp 500.000 US-Dollar sind.
Ein weiterer Nachteil wurde von Matthew "Cyborgmatt" Bailey zum Vorschein gebracht. Durch die lange Ligaphase sowie die darauffolgenden Major Finals wird es für sogenannte Thirdparty-Organisationen schwer werden, passende Turniere zu organisieren. Dies könnte ein Jahr mit den wenigstens Lans seit dem Release von Dota2 zur Folge haben. Während die Änderungen vor allem für Caster sowie Tier-2- & Tier-3-Teams große Vorteile mit sich bringen, könnten sich die Veränderungen an Preisgeldern und Zeitmanagement negativ auf die Top Organisation auswirken.
Unklar bleiben auch noch Fragen zur Übertragung. Valve ließ verlauten, dass alle Upper-Divison-Spiele von einem Broadcast übertragen werden und alle Lower-Divison-Maches in DotaTV zu sehen sein werden. Wer aber genau für die Broadcasts verantwortlich ist und ob das bedeutet, dass Upper-Divison-Matches nicht über DotaTV sichtbar sein werden, ist indes noch offen.