Tundra Esports ist neuer Dota 2 Weltmeister. Die Londoner Organisation ließ am Sonntagabend keine Zweifel darüber aufkommen, welches Team den Titel verdient hat. Mittendrin: ein deutscher Midlaner.

Tundra zeigt bestes Verständnis für aktuelle Meta

Ein großer Erfolgsfaktor für Tundra Esports lag im Draft. Mit Coach Kurtis „Aui_2000″ Ling, der bereits als Spieler die begehrte Trophäe gewinnen konnte, hat Tundra einen der besten seiner Zunft in den eigenen Reihen. Ihre Teamkompositionen schien fast immer harmonisch, ihre Timings waren auf den Punkt vorbereit und ausgeführt. Und so sehr Secret auch versuchte, dagegen zu halten, letztlich waren die Londoner ihnen immer einen Schritt voraus.

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Spiel eins war ein perfektes Beispiel dafür. Tundras Naga sollte vom Farmen gestoppt werden, doch sobald die Laning-Phase vorüber war, gelang Secret keinerlei Zugriff. Stattdessen war es Tundra, das die Bewegungen des Gegners antizipierte und sich einen immer größer werdenden Vorsprung erspielte.

Dreh- und Angelpunkt war die Performance des Deutschen Midlaners Leon „Nine“ Kirilin. Dessen Flexibilität und Spielverständnis, zu wissen, welche Rolle er zu erfüllen hat, ließ das Squad frei aufspielen. Während er in der ersten Partie ein aktiver Tusk war, wechselte Tundra in Partie zwei die Taktik und ließ ihren Offlaner in der Mitte spielen, um Nine auf Arc Warden die Carry-Position zu überlassen. Eine Strategie, die besten aufging. Mit weißer Weste trug Nine das Spiel auf seinen Schultern nach Hause

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In Partie Nummer drei machte Secret es nochmal spannend. Sie bekamen einen schlagkräftigen Draft zusammen, der zunächst keine Schwächen offenbarte, auch wenn Clement „Puppey“ Ivanov auf Silencer spielte und damit keinen Stun oder Disable zu bieten hatte. Bis Minute 30 schien es, als könnte aus dem Finale eine echte Serie werden. Doch ein, zwei kleine Fehler reichten Tundra, um das Blatt zu wenden. Michał „Nisha“ Jankowski ließ sich zweimal, für seine Verhältnisse ungewöhnlich oft, überraschen und bescherte damit seinen Kontrahenten unnötig viel Mapcontrol. Wenn eine Sache während des The International 2022 klar wurde, dann, dass Tundra eine Führung nicht mehr aus der Hand gibt.

Tundra verteidigte ihr neu gewonnenes Terrain, wodurch Secret nur beschwerlich und zögerlich aus der eigenen Basis schlich. Ihr Rückstand im Goldvergleich wuchs immer gravierender, bis die Londoner in der 43. Minute und mit 24 Tausend Gold Vorsprung zum finalen Push ansetzten. Ende.

8.5 Millionen US-Dollar und eine sagenumwobene Trophäe reicher. Tundra ist im Dota-Olymp angekommen.

Als zweiter Deutscher: Nine folgt KuroKys Fußstapfen

„Ich spiele dieses Spiel für 15 Jahre und es gab Zeiten, da dachte ich, meine Leidenschaft für Dota wird verschwinden. Aber im Vorfeld zum The International habe ich mich wirklich neu in dieses Spiel verliebt. Ich bin einfach nur dankbar“, erklärt Nine im Siegerinterview.

Für Nine war es die erste Weltmeisterschaft - doch bei weitem nicht die erste, für die er sich zu qualifizieren versuchte: „Die größte Hürde ist es vermutlich, sich erstmal für das TI zu qualifizieren. Ich habe es über Jahre hinweg versucht. Ich habe mich irgendwann sehr, sehr schlecht gefühlt. Die Zweifel wurden immer größer. Als ich es dann jetzt endlich geschafft habe, realisierte ich die Chance, die ich nun habe.“

Eine Chance, die der 24-Jährige zu nutzen wusste. Nine ist erst der zweite deutsche Spieler, dem der WM-Triumph gelang. Kuro „KuroKy“ Salehi Takhasomi gewann die „Aegis of Immortality“ im Jahr 2017 mit Team Liquid. Wie KuroKy ist auch Nine damit auf einen Schlag zum Millionär avanciert.