Höher, breiter, schwerer; schneller! Architekten in FIFA.
FIFA 23: TimKalation Kolumne #32
Da wünschen wir uns seit Jahren so richtig bedeutende Änderungen in FIFA und dann bekommen wir sie dieses Jahr tatsächlich. Aber anders als wir es wohl erwartet haben.
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Vorbei die Zeiten der möglichst kleinen, flinken Spieler, die ihre Gegner auf einer Briefmarke ausdribbeln und schwindelig spielen. Aber eins nach dem anderen.
Die Mechanik, die alles verändert
FIFA 23 hat eine neue Mechanik eingeführt; „AcceleRATE“ unterteilt die Spieler in drei verschiedene Archetypen: „Explosive“ (Explosiv), „Controlled“ (Kontrolliert) und „Lengthy“ (Anhaltend). Da in den Communities international und auch im deutschsprachigen Bereich die englischen Begriffe genutzt werden, nutze ich diese auch hier.
Zunächst eine kleine Erklärung, worum es dabei überhaupt geht. AcceleRATE ist eine exklusiv für die NextGen-Versionen von FIFA 23 implementierte Spielmechanik, welche die unterschiedlichen Beschleunigungsarten der Spieler im echten Fußball berücksichtigen soll. Dies funktioniert so, dass die Beschleunigungskurve der Spieler hin zu ihrer Maximalgeschwindigkeit unterschiedlich dargestellt wird.
Der Lengthy-Hype
Explosive soll kleinen, wendigen Spielern wie Messi gerecht werden, die auf den ersten Metern Vorteile haben und so einen Abstand zu ihrem Gegenspieler aufbauen können. Dafür haben sie auf längerer Strecke einen Nachteil. Lengthy Spieler, die groß, stark und mit langen Beinen ausgestattet sind, sollen auf den ersten Metern Nachteile haben, aber nach hinten raus dann auf- und sogar überholen können. Controlled sind Spieler, die von ihrer Art her zwischen diesen Typen liegen und sind generell der Standard und am meisten vertreten.
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Hört sich gut an und ist in der Tat auch ein richtiger Schritt in Richtung Variabilität des Fußballs in FIFA. So kann man passend zu seiner eigenen Spielidee die passenden Spieler wählen. Also alles super und einwandfrei? Nicht ganz. Denn aktuell hat sich ein ungeahnter Hype um den Lengthy Laufstil gebildet.
Spieler spüren es, Analysevideos versuchen es darzustellen: Lengthy ist der mit Abstand mächtigste Stil. Aber nicht nur, weil die Spieler am Ende ihre Gegenspieler ein- und überholen, sondern auch, weil sie explosiver sind. Explosiver? Das sollten doch die kleinen, quirligen Spieler sein. Ja, aber aktuell ist dem nicht so. Insbesondere nach einem Übersteiger oder anderen Skillmoves sieht man es; die Spieler mit Lengthy sind dynamischer und schneller.
Der Architekt des Erfolges
Das sorgt dafür, dass diese Spieler momentan besonders beliebt sind. Und was hat dies mit Architekten zu tun? Man kann den Laufstil bei einigen Spielern mit passenden Chemiestilen verändern. Lengthy ist ein Spieler beispielsweise, wenn er eine bestimmte Größe hat und deutlich stärker im Vergleich zu seiner Beweglichkeit ist. Erreichen lässt sich das fast immer mit dem Chemiestil Architekt.
Es geht bei manchen Spielern auch mit einem anderen, aber Architekt hat sich dabei zu einer Art Meme entwickelt. Wo stehen wir nun? Die Idee mit den Laufstilen kommt bei allen gut an. Es verspricht mehr Abwechslung beim Teambau und macht bisher unbeliebte Spieler sehr gut nutzbar. Nur haben wir jetzt einen umgekehrten Trend; die kleinen Spieler werden eher verschmäht. Und es wirkt insgesamt nicht ausbalanciert. Auch Spieler wie Mbappe, Messi und Neymar wirken traniger als sie sollten. Insbesondere im Vergleich zu ihren großen und schweren Kollegen.
Nun gab es die erste Ankündigung eines Patch in diesem Bereich. Allerdings behebt der nur einen Fehler im Spiel, dass Spieler trotz entsprechendem Chemiestil und passenden Werten nicht ihren Laufstil ändern. Dies hat mit dem generellen Eindruck, dass mit den Laufstilen irgendetwas nicht stimmen kann nichts zu tun.
Generell lässt die aktuelle Situation wieder den Wunsch nach schnellerer und direkterer Kommunikation seitens EA SPORTS und ihren Kunden aufkommen. Das Thema ist gigantisch in der Community. Es gibt mittlerweile hunderte Videos, Tweets etc. dazu und die Community ist in einer Situation zwischen Gefallen der Idee, Experimentieren, Freude des Nutzens Jahre lang ignorierter Spieler und dem Gefühl, dass da irgendetwas nicht ideal funktioniert.
Der aktuelle Status-Quo
Und sonst so? Schön ist, dass das Gameplay den meisten insgesamt gut gefällt. Das einfache Dribbling mit dem linken Stick ist noch recht träge, wodurch Messi und Co. ungelenker wirken als sie sein sollten und die ein oder andere Kleinigkeit vielleicht. Aber insgesamt weiß das Gameplay den meisten zu gefallen. Es hat Potential.
EA SPORTS bleibt sich dabei treu dieselben Fehler wie jedes Jahr zu machen. Ich zähle sie nicht auf; es sind wirklich einige derer dabei, die ich schon vor Monaten angesprochen habe und auch genau dieselben wie zum Start von FIFA 22.
Jüngst bekommt man in den Belohnungen der Weekend League Finals mal wieder nicht die übliche „rote“ Inform Version, sondern die goldene eines Spielers. Hach ja; manches ändert sich wohl nie. So wie mein Unverständnis wie amateurhaft ein Milliardenunternehmen sein kann. Sorry, Amateure.
Nun muss ich aber los; FIFA 23 spielen. Mir macht es riesig Spaß! Macht es gut und gehabt Euch wohl, euer Tim.