Das Interview führte Jonas Schaffrick

In der Offseason sorgten sie unter dem Namen „German Amigos“ für große Upsets in der europäischen Szene. Seit einem halben Jahr sind sie als Profispieler bei den Evil Geniuses unter Vertrag und spätestens seit dem internationalen Winter Major in Los Angeles nun weltweit in der Rocket League Szene bekannt.

Profispieler Riccardo „Rizex45″ Mazzotta und der jetzige EG-Team-Manager Simon „arise“ Arnautovic haben sich unseren Fragen im Interview gestellt.

SPORT1: Junges Team und jetzt full-time: Was sind Eure Erfahrungen aus näherem Umfeld (Freunde, Eltern) zum Esports Job?

Rizex: Am Anfang waren meine Eltern ein bisschen skeptisch aber haben mich trotzdem unterstützt. Als ich dann meine ersten Verträge unterschreiben konnte, hat dies jegliche Zweifel beseitigt. Meine Freunde verstehen mehr von dem Thema und bei denen kam es sofort viel besser an.

arise: Es war schwer für meine Eltern sich vorzustellen, dass Esports eine Zukunft hat. Mittlerweile sind beide sehr davon überzeugt und auch meine Freunde finden das ganze richtig gut und verfolgen unseren Weg.

SPORT1: Wie sah deine bisherige Karriere im und außerhalb vom Esports aus?

Rizex: Rocket League ist meine Karriere. Sobald ich mit der Schule fertig war, konnte ich mich Vollzeit auf Rocket League konzentrieren. Ich möchte mich weiterentwickeln und das bestmögliche aus meiner Karriere rausholen.

SPORT1: Ab wann hattest du das Gefühl, dass du eine Profikarriere starten konntest?

Rizex: Nach meiner ersten Season in der RLRS Season 5 wusste ich, dass ich das Potenzial habe eines Tages Full-Time gehen zu können. Nach vielem Training und Turnieren habe ich dann die Chance bekommen für den FC Barcelona zu spielen.

SPORT1: Wie war es das erste Mal auf der großen RLCS Bühne und dann direkt ein Top 8 World Placement zu erreichen?

Rizex: Das erste mal vor tausenden von Menschen auf der Bühne zu stehen ist einfach einzigartig und hat mich sehr stolz gemacht. Top 8 nach so schwierigen Matchups zu erreichen war dazu ein netter Nebeneffekt.

arise: Unser Ziel war es Top 8 zu erreichen, um zumindest ein Match vor der Crowd zu spielen. Unser Ziel haben wir erreicht, der Druck war am Ende einfach zu groß, um noch weiter zu kommen - insbesondere gegen Team Queso. Trotzdem haben wir wichtige Erfahrung gesammelt, um beim nächsten Mal noch besser zu performen.

SPORT1: Gibt es besondere Erfahrungen, die Ihr auf der LAN gemacht habt?

Rizex: Ich glaube die besten Erfahrungen passieren immer mit anderen Menschen, es war großartig die Community inklusiver den anderen Pros hautnah zu erleben und kennenzulernen.

SPORT1: Welche Erfahrung nehmt Ihr mit nachdem ihr vor Zuschauern spielen durftet?

Rizex: Das Spielen vor Zuschauern ist nochmal etwas ganz anderes wie man es sonst so kennt. Nach unserer ersten Series vor einem Live Publikum habe ich Hunger auf mehr bekommen, die Zuschauer zu hören und das Adrenalin, das man bekommt, das ist einfach was Esports ausmacht.

arise: Wir müssen auf jeden Fall lernen besser mit dem Druck umzugehen. Zuschauer ausblenden und auf unser Gameplay fokussieren.

SPORT1: Welche persönlichen Highlights gab es während des Turniers? Überrascht von NA‘s Stärke? G2 Esports als Champion? Oder der Lower Bracket Run von Team Queso?

Rizex: Das NA und vor allem G2 stark ist, wusste ich schon davor, Queso hat aber alle Erwartungen übertroffen, so ein Lower Bracket Run zu schaffen, dazu noch als eines der jüngsten Teams ist einfach unfassbar.

arise: Die Stimmung im Stadion war während des Grand Finals einfach unbeschreiblich. Das Match zwischen V1 und FaZe in meinen Augen das spielerisch beste Match. Als persönliches Highlight sticht sicherlich das Reverse Sweep gegen Dignitas raus.

SPORT1: Rizex - Wie wertest du die Entwicklung des Teams in den letzten 12 Monaten?

Rizex: Die Entwicklung von uns ist einfach zu erkennen, unsere Resultate zeigen schon stetig Verbesserungen. Zudem ist auch unsere Kommunikation/Motivation im Laufe der letzten 12 Monate erheblich gestiegen.

SPORT1: Wie fühlt es sich an die deutsche Community auf internationaler Ebene zu vertreten?

Rizex: Es ist krass zu wissen, dass wir das einzige deutsch-sprachige Team sind und wir sind extrem stolz darauf alle zu repräsentieren. Ich bedanke mich für all den Support in den letzten Monaten! Es ist einfach unbeschreiblich immer wieder zu sehen, wie viele Leute aus der deutschen Community mit uns fiebern.

arise: Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir so eine Community hinter uns haben. Der Support, den wir bekommen, ist nicht selbstverständlich.

SPORT1: Wie seht ihr die Entwicklung von Rocket League in Deutschland, Österreich und der Schweiz?

Rizex: Frankreich zeigt, dass die Entwicklung besser sein könnte, um ehrlich zu sein. Meiner Meinung nach könnten wir uns international besser aufstellen, wenn man die einzelnen Ligen anschaut. Alle machen was für die jeweiligen Länder, aber keiner verbindet die ganze Community außerhalb der RLCS. Trotzdem sollten wir Liegen wie die Nitro League oder TCS enorm wertschätzen.

arise: Es ist leider extrem selten, dass neue deutschsprachige Talente auftauchen. Selbst RLCS Veteranen kommen mit ihrer Performance nicht mehr hinterher. Ich hoffe, wir finden einen Weg dies zu ändern.

SPORT1: Coach Mumen konnte aufgrund von familiären Gründen nicht mit zur LAN. Hatte dies Auswirkungen auf das Team? Wie hat Evil Geniuses Euch unterstützt und spielten die Team Manager eine Rolle im Turnier?

Rizex: Es ist natürlich immer schade, wenn wir nicht als komplettes Team zur LAN fahren, insbesondere für unsere erste internationale LAN. Ein Coach hat schon Einfluss auf unser Spiel und übernimmt vor allem ingame viele Bereiche. Dafür hat unsere Organisation Evil Geniuses umso mehr Unterstützung gezeigt. Als Spieler bin ich dankbar gegenüber arise (Team Manager) und Danny (Director of Gaming Excellence), die alles gegeben haben, damit wir auf dem Platz sorglos spielen konnten.