2. Bundesliga>

Sportvorstand Martin Bader beim 1. FC Nürnerg in der Warteschleife

"Das Gefühl, viele enttäuscht zu haben"

Martin Bader bereitet seinen Abgang beim 1. FC Nürnberg vor. Dem neuen sportlichen Leiter Wolfgang Wolf passt das gar nicht. Bei SPORT1 wehrt sich Bader gegen die Vorwürfe von Wolfgang Wolf. Die Lage setzt ihm zu.
Martin Bader
Martin Bader
© Getty Images
Martin Bader bereitet seinen Abgang beim 1. FC Nürnberg vor. Dem neuen sportlichen Leiter Wolfgang Wolf passt das gar nicht. Bei SPORT1 wehrt sich Bader gegen die Vorwürfe von Wolfgang Wolf. Die Lage setzt ihm zu.

Ruhe ist in diesen Tagen ein Fremdwort beim 1. FC Nürnberg.

Nach der 3:6-Auftakt-Klatsche beim SC Freiburg beruhigte sich die sportliche Situation zwar durch den 3:2-Heimsieg gegen den 1. FC Heidenheim. 

Doch hinter den Kulissen brodelt es weiter. Anstoß der neuerlichen Turbulenzen ist der angekündigte Rücktritt von Sportvorstand Martin Bader zum 30. September.

Der sportliche Leiter Wolfgang Wolf kritisierte in bemerkenswerter Deutlichkeit den vorläufigen Verbleib Baders und forderte: "Martin Bader muss sich aus dem sportlichen Bereich sofort zurückziehen. Wo soll denn der Sinn sein, wenn Bader jetzt weiter Spieler transferiert. In der jetzigen Konstellation kann es nicht weitergehen."

Bei SPORT1 wehrte sich Bader nun gegen den Vorwurf, er würde die Situation blockieren, weil er weiter seine Arbeit machen würde.

"Ich bin nicht so gestrickt, dass ich nur am Schreibtisch sitze und auf meinen PC starre. Ich werde alles zur Entscheidung vorbereiten für die Personen, die ab dem 1. Oktober in der Verantwortung sind", sagte Bader im Gespräch mit SPORT1. "Es ist doch klar, dass sportliche Entscheidungen weiterhin transparent und detailliert miteinander besprochen werden."

Austausch mit Wolf

Es werde weiter eine enge Zusammenarbeit mit dem sportlichen Leiter Wolfgang Wolf und Trainer Rene Weiler geben, erklärte Bader.

"Wenn mich ein Berater wegen eines Spielers anruft, dann notiere ich mir das und gebe es weiter. Ich werde wie gewohnt die Tagesarbeit machen und auch weiterhin Verträge verhandeln in Absprache mit den sportlich Verantwortlichen."

Mit Wolf sei Bader im ständigen Austausch. "Es klingelt bei mir weiter täglich das Telefon, weil ich weiter in der Lage bin Dinge zu beurteilen, aber natürlich verlagert sich das mehr zum Wolfgang hin. Aber das war auch gewollt von mir."

Auch die Mitarbeiter würden nach wie vor zu ihm kommen und ihn um Rat fragen, berichtete Bader. "Die Tagesarbeit ist noch normal. Ich möchte mir nicht den Vorwurf machen lassen müssen, etwas zu behindern oder nicht umzusetzen."

"Mehr als nur ein Job"

Das Aus in Nürnberg hat Bader zugesetzt, keine Frage.

"Ich habe elf Jahre beim Club arbeiten dürfen und das ist eine verdammt lange Zeit", betonte er. "Der Verein war mehr als nur ein Job." Der Abnabelungsprozess ist offenbar hart. "Es ist bei mir noch nicht angekommen", so Bader.

Längst hat er Fehler eingesehen. "Es tut am meisten weh, dass ich das Gefühl habe, viele Leute enttäuscht zu haben", meinte der Sportvorstand. "Vieles hat sich leider am Ende auf meine Person konzentriert."

Treffen mit Ultras

Als Grund für sein Aus beim Club wurde zuletzt die Rastplatz-Affäre angeführt.

Bader hatte nach dem Freiburg-Debakel einem nächtlichen Treffen mit den Nürnberger Ultras an einer Autobahn-Raststätte zugestimmt.

"In der öffentlichen Wahrnehmung bin ich vielleicht über diese Ultra-Geschichte gestolpert, aber nicht intern. Das Treffen mit den Ultras hat deshalb stattgefunden, weil ich in kürzester Zeit abwägen musste, was aus Sicht des 1. FC Nürnberg das Beste ist und nicht aus Sicht von Martin Bader."

Die Entscheidung aufzuhören sei jedenfalls schon früher gereift. "Ich habe schon vor dem Freiburg-Spiel das Gespräch mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden gesucht." 

Und weiter: "Ich wollte nicht, dass Bilder entstehen, wie Fans vor dem Trainingsgelände stehen, auf die Polizei treffen und auf die Mannschaft warten. Dann wären wir noch mehr in den negativen Schlagzeilen drin gewesen. Wir wollten Verständnis bekommen - gegenseitig. Die Kurve braucht uns und wir brauchen sie."

Noch kein Kontakt zu Hannover

Doch Bader weiß inzwischen, dass diese Aktion ihm keine Pluspunkte einbrachte. Außer in der Fanszene. "In dem Moment war das für mich schlecht, aber das war nicht der entscheidende Punkt. Ich bin dafür mehr zu reden. Und was haben wir geschafft? Gegen Heidenheim hatten wir aber von der ersten Minute an die totale Unterstützung."

Wie geht es ab dem 1. Oktober weiter? "Das weiß ich noch nicht, das ist so weit weg und doch so nah, das ist ja das Komische", so Bader, der einen Kontakt zu Hannover 96 dementierte. Dort soll er der Topkandidat sein auf die Nachfolge des zurückgetretenen Sportchefs Dirk Dufner.