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2. Bundesliga: Holstein-Kiel-Trainer Marcel Rapp will vom FC Schalke 04 keinen Spieler haben

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2. Bundesliga: Holstein-Kiel-Trainer Marcel Rapp will vom FC Schalke 04 keinen Spieler haben

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Rapp: Von Schalke will ich keinen haben

Marcel Rapp war lange im Jugendbereich in Hoffenheim tätig. Seit Oktober arbeitet er bei Holstein Kiel als Cheftrainer. Vor dem Rückrundenstart spricht er bei SPORT1 über seine Arbeit und die Stars Lewis Holtby und Fiete Arp.
Holstein Kiel entscheidet das Derby gegen den FC St. Pauli klar für sich. Durch einen 3:0-Heimsieg vergrößern die Störche zudem den Abstand auf die Abstiegsränge.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Marcel Rapp hatte sich seit 2013 fest der TSG Hoffenheim verschrieben. In verschiedenen Jugendmannschaften war er Trainer bei den Kraichgauern und hatte eine enge Verbindung zu Julian Nagelsmann.

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Im Oktober des vergangenen Jahres bekam er das Angebot, Cheftrainer bei Holstein Kiel zu werden. Rapp sagte zu und bereut diese Entscheidung bisher nicht.

Vor dem Rückrundenstart der Kieler am Sonntag beim FC Schalke (Zweite Liga: Schalke 04 - Holstein Kiel, ab 13.30 Uhr im LIVETICKER) spricht der 42-Jährige im SPORT1-Interview über die Arbeit bei den Störchen und seine namhaftesten Spieler Lewis Holtby und Fiete Arp.

SPORT1: Herr Rapp, Holstein Kiel belegt nach 18 Spieltagen Platz zwölf. Als Sie nach dem 9. Spieltag übernommen haben, stand der Klub auf Rang 15. Wie zufrieden sind Sie?

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Marcel Rapp: Ich bin schon zufrieden, mache dies aber nicht nur am Tabellenplatz fest. Es geht ja auch darum, wie man dahin kommt und wie sich die Mannschaft entwickelt. Mein Ansatz ist es, die Spielleistung zu verbessern. Wenn diese konstant gut ist, sind die Punkte die Folge davon. Die letzten beiden Heimspiele im alten Jahr waren top. Gegen Sandhausen war es nur ein 2:2, das war okay, beim Sieg gegen St. Pauli waren die Leistung und das Ergebnis toll. Da gilt es weiterzumachen. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

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SPORT1: Sie sagten, Sie seien ein ganz normaler Typ. Klingt erstmal langweilig, sagen die einen. Andere sagen, das klingt sympathisch. Gibt es aber nicht doch etwas Außergewöhnliches an Ihnen?

Rapp: Etwas Show gehört heutzutage zum Fußballgeschäft dazu. Fußball ist aber vor allem meine Leidenschaft und daher bin ich unglaublich dankbar für meinen Job. Aber das ist für mich keine Show, um zu zeigen, dass ich der Allergrößte bin. Ich bin ein ganz normaler Typ. Und deshalb bin ich auch so glücklich, in Kiel zu sein, weil ich hier so viele Leute kenne, denen es wie mir um die Sache Fußball geht. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

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SPORT1: Was nervt Sie am meisten am Fußballzirkus?

Rapp: Gar nichts. Wenn mich etwas extrem daran nerven würde, würde ich nicht als Trainer arbeiten. Aber ich muss den Leuten nicht zeigen, wie besonders ich bin. Ich mache meine Arbeit und versuche die so gut wie möglich zu machen. Das hat in der Vergangenheit sehr gut geklappt.

Marcel Rapp wird neuer Trainer von Holstein Kiel
Marcel Rapp wird neuer Trainer von Holstein Kiel

SPORT1: Geht Ihnen das Showgetue der Spieler bei Social Media gegen den Strich?

Rapp: Es ist inzwischen ein Gesellschafts- oder Generations-Problem mit den Statussymbolen. Ich bin noch eine Generation, die ohne Instagram aufgewachsen ist. Deshalb muss man die Jungs auch etwas in Schutz nehmen und ein Stück weit verstehen. Die heutigen Spieler sind ihre eigene Marke. Das muss man auch akzeptieren. Ich nehme meine Spieler als relativ normal wahr.

Rapp: „Als U19-Trainer nah am Profibereich“

SPORT1: Holstein ist ihre erste Station als Cheftrainer im Profifußball. Haben Sie sich das Profigeschäft so vorgestellt?

Rapp: Ich war in Hoffenheim als U19-Trainer nah am Profibereich dran. Deswegen überrascht mich in Kiel nichts. Da gibt es nichts, was ich überhaupt nicht erwartet habe. Holstein Kiel ist ein toller und richtiger Schritt, auf den ich letztlich auch gut vorbereitet war. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

SPORT1: Was lief im vergangenen halben Jahr alles schief, dass Relegationsteilnehmer Holstein Kiel plötzlich im Abstiegskampf steckt?

Rapp: Schwer für mich, das zu beurteilen, weil ich erst seit Oktober Cheftrainer in Kiel bin. Aber da war eine Mannschaft, die eine tolle Saison gespielt hat, ins Pokal-Halbfinale kam und alle Chancen auf den Aufstieg hatte. Zudem musste das Team zweimal in Quarantäne. Das erste Relegationsspiel wurde gewonnen, im zweiten scheiterte man dann. Und so in die Sommerpause zu gehen, war schwer. Das hat man dann vielleicht etwas in diese Saison reingetragen. Wir haben es aber geschafft, das alles hinter uns zu lassen und freuen uns auf eine spannende Rückrunde.

Marcel Rapp (l.) im Gespräch mit Ex-HSV-Profi Lewis Holtby, der vor dieser Saison nach Kiel kam.
Marcel Rapp (l.) im Gespräch mit Ex-HSV-Profi Lewis Holtby, der vor dieser Saison nach Kiel kam.

SPORT1: Wie beurteilen Sie den aktuellen Kader und gerade die letzte Transferperiode im Sommer?

Rapp: Ich bin absolut zufrieden mit dem Kader. Ich habe mich nicht groß mit Vorgeschichten meiner Spieler beschäftigt. Ich gehe mit allen ganz normal um und versuche, die Jungs besser zu machen. Lewis Holtby nehme ich beispielsweise als sehr demütig wahr. Er hat einfach Bock auf Fußball. Ich muss ihm nicht das Fußballspielen erklären. Er ist total glücklich, dass er wieder in Deutschland und bei Holstein gelandet ist. Und seine Leistung ist mehr als ansprechend. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

SPORT1: Und wie sehen Sie Fiete Arp?

Rapp: Bei ihm muss man das Gesamtpaket sehen. Wie normal war es, so schnell gehypt zu werden? Ist das so ungewöhnlich, dass ein Spieler in seinem Alter in der 2. Liga spielt? Er ist ein sehr guter Spieler. Er ist aber auch abseits des Platzes ein sehr ausgewogener und kluger Junge, der alles sehr gut einzuschätzen weiß. Er hat sehr viele Qualitäten, die er hier in Kiel wieder unter Beweis stellt.

Rapp: Bei Nagelsmann „ist es das Gesamtpaket“

SPORT1: Wann ist Holstein bereit für die erste Liga? Sind die Rahmenbedingungen erstligareif?

Rapp: Bei Holstein läuft sicher keiner rum und will unbedingt in die Bundesliga. Das ist schon etwas weit hergeholt. Jeder weiß, was das für eine krasse Saison war im vergangenen Jahr. Da hat fast alles gepasst. Es gab einige schwere Abgänge, und wir können uns realistisch einschätzen. Wir sind ein ambitionierter Zweitligist mit einer klaren Idee vom Fußball.

SPORT1: Sie kennen Julian Nagelsmann aus Hoffenheim. Was macht ihn zu einem der besten Trainer der Welt?

Rapp: Bei Julian ist es ein gutes Gesamtpaket. Er hat Ahnung vom Fußball, ist inhaltlich sehr stark. Und was ihn auch auszeichnet, ist, dass er menschlich sehr gut ist. Er ist schlau und rhetorisch gut. Und er kann sich in die Spieler rein versetzen. Er kann mit dem Familienvater über Alltagsthemen reden und mit dem 18-Jährigen darüber, was ihn so bewegt. Julian ist noch sehr jung und er ist insgesamt einfach gut.

Marcel Rapp freut sich über ein Tor seiner Störche in Heidenheim, am Ende hieß es aber 2:1 für den FCH
Marcel Rapp freut sich über ein Tor seiner Störche in Heidenheim, am Ende hieß es aber 2:1 für den FCH

SPORT1: Nagelsmann, Tedesco, Matarazzo - warum bringt Hoffenheim so viele Trainertalente hervor?

Rapp: Ich habe in Hoffenheim in der U16 als Trainer angefangen, und die Rahmenbedingungen waren schon da sehr professionell. Man bekommt auch als Trainer von vielen Seiten Input und den Raum, sich als Trainer zu entwickeln. Ich denke, deshalb fällt einem der Schritt in den Profibereich letztlich gar nicht so schwer, da man gut darauf vorbereitet ist.

Rapp: „Ausbildung ist deutlich besser geworden“

SPORT1: Sie waren selbst Profi. Wie hat sich der Fußball in den vergangenen 20 Jahren verändert?

Rapp: Alles ist viel schneller geworden, und technisch ist der Fußball auf einem viel höheren Niveau. Die Ausbildung ist deutlich besser geworden. Jungen Talenten wird viel abgenommen. Sie erhalten in den Vereinen eine großartige Unterstützung, auf und neben dem Platz.

SPORT1: Ist das eine Gefahr für junge Spieler?

Rapp: Es ist vielleicht Fluch und Segen zugleich. Jeder Verein muss sich heute ausreichend um die Jungs kümmern, aber junge Spieler müssen natürlich auch lernen, eigenständig zu sein.

Marcelo Bielsa ist Trainer von Leeds United
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SPORT1: Wer ist Ihr Trainervorbild?

Rapp: Schwierig. Als Trainer muss man authentisch sein. Ich will keinem nacheifern. Ich muss meinen eigenen Weg gehen und bin nicht der Charakter von Julian Nagelsmann und auch nicht der von Pep Guardiola. Ich kann verraten, dass mich Marcelo Bielsa von Leeds United inspiriert. Aber er ist kein Vorbild, weil ich als Mensch nicht so bin wie er.

SPORT1: Mit Jürgen Klopp und Thomas Tuchel stehen die aktuell wohl größten deutschen Trainer in der Premier League an der Seitenlinie. Wäre das ein Werdegang, der Sie auch reizen würde?

Rapp: Ich will es einfach so gut wie möglich machen. Als ich in der U19 von Hoffenheim war, wollte ich das nächste Training so gut machen, wie es ging. Und so denke ich jetzt bei Holstein auch. Ich will einfach der beste Trainer werden, der ich sein kann. Ich will mein Ding machen.

Rapp: „Das kann sich durch Corona täglich ändern“

SPORT1: Am Sonntag geht‘s auf Schalke in die Rückserie. Wie schätzen Sie die Aufgabe ein?

Rapp: Wir müssen erstmal schauen, wer spielen kann. Das kann sich ja durch Corona täglich ändern. Das ist eine Wundertüte. Schalke ist natürlich der Favorit. Da stehen hervorragende Spieler mit einer großen Vita im Kader. Wir haben total Lust gegen Schalke zu spielen und wollen da natürlich gewinnen.

SPORT1: Welchen Spieler von Schalke hätten Sie gerne in Ihrem Team?

Rapp: Keinen! Ich bin mit meinen Jungs sehr zufrieden.

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