Home>Fußball>2. Bundesliga>

2. Liga: Wie Jahn Regensburg vom Prügelknaben zu Nürnbergs renitentem Nachbar wurde

2. Bundesliga>

2. Liga: Wie Jahn Regensburg vom Prügelknaben zu Nürnbergs renitentem Nachbar wurde

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Wie Jahn die Lücke zum FCN geschlossen hat

Nachdem Jahn Regensburg gegen den 1. FC Nürnberg lange nie eine Chance hatte, begegnen sich beide Teams mittlerweile in der 2. Liga auf Augenhöhe. Am Samstagabend kommt es zum nächsten Aufeinandertreffen der Bayern-Rivalen.
News, Hintergründe und Fakten zum Bundesliga-Wochenende. Alle wichtigen Infos im Vorfeld der Spiele gibt es hier bei "9PLUS1".
Udo Muras
Udo Muras

Es ist eine der kürzesten Dienstreisen in der 2. Liga: 112 Kilometer über die A 3, schon ist man von Regensburg in Nürnberg oder umgekehrt. Seit die Fürther erstklassig sind gibt es für den Club keine kürzere Strecke zu einem Punktspielgegner. Diesmal aber müssen sie gar nicht fahren, „der Jahn“ kommt schließlich zum Topspiel in die Franken-Metropole. (2. Bundesliga: 1. FC Nürnberg - Jahn Regensburg, ab 19.30 Uhr LIVE im Free-TV auf SPORT1)

{ "placeholderType": "MREC" }

Auch sportlich liegen sie nahe beieinander, dass die Oberpfälzer von den Franken Welten trennen ist lange her. Der Prügelknabe von einst hat sich zum renitenten Nachbarn entwickelt und ist in diesem Bayern-Derby schon sechs Spiele ungeschlagen.

SPORT1 schaut zurück auf die Geschichte des Top-Spiels. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

{ "placeholderType": "MREC" }

Nürnberg gegen Regensburg - Spiel mit Historie

Der 1. FC Nürnberg verdankt seinen Status als ehemaliger Rekordmeister (1987 von den Bayern abgelöst) der großen Mannschaft um Heiner Stuhlfauth in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Jahn Regensburg kam dem Club da nie in die Quere. Erst mit Einrichtung der Gau-Ligen in der NS-Zeit kam es im „Gau 16″ (Bayern) zu Punktspielen.

Lesen Sie auch

Bei der Premiere 1933 kam der Jahn in Nürnberg 2:6 unter die Räder, das war zugleich der Tiefpunkt der neuen Beziehung vor Kriegsende. Bis 1945 gewann Regensburg nur einmal gegen Nürnberg, aber das umso deutlicher – am 5. Februar 1939 hieß es zuhause 7:0 und der Kicker witzelte: „Der 1. FC Nürnberg ändert seinen Namen und heißt jetzt 1. FC Nürnberg 07.“ Mann des Tages war der viermalige Torschütze Georg Färber. Es war bis 2019/20 die einzige Saison, nach der Regensburg in der Tabelle mal vor dem Club landete.

Nach dem Krieg durfte zunächst nur der Club an der neuen, erstklassigen Oberliga Süd teilnehmen. Regensburg stieß nach drei Jahren dazu und stieg 1950 gleich wieder ab, auch wegen zweier Niederlagen gegen Nürnberg. Das 5:0 am 30. April 1950 war das 2000. Spiel des Clubs, errechneten Statistiker, und das in der Woche, in der der Verein seinen 50. Geburtstag feierte. Auch der kommende Weltmeister Max Morlock fand sich unter den Torschützen und nach dem, im Gegensatz zum Hinspiel (1:2), einseitigen Match hatte der Jahn nur noch theoretische Klassenerhalts-Chancen. Das Sport Magazin war begeistert und schrieb etwas euphorisch: „Zwei Tore hätten wir in Entwicklung und Abschluss zu gerne der nacheifernden Jugend auf einem Filmstreifen einfangen mögen.“ Darunter Morlocks 4:0 nach einem gewonnenen Dribbling gegen drei Regensburger.

Jahn Regensburg - 1. FC Nürnberg (2:2): Tore und Highlights | 2. Bundesliga
03:54
Blut-Crash! Dieser Zusammenstoß tut beim Zuschauen weh

Das Fachblatt tadelte die Gäste: „Regensburg kapitulierte zu rasch.“ Und kam erst 1953 wieder um sich erneut zwei Niederlagen gegen Nürnberg (0:4/0:3) abzuholen. 1954/55 gewannen beide ihre Heimspiele, der Club allerdings etwas höher (7:0) als der Jahn (3:1), der nur knapp dem Abstieg entging. Beim 7:0 am 5. September 1954 verschoss Nürnberg sogar noch einen Elfmeter, es gab sechs verschiedene Torschützen und „jeder Stürmer schoß ein Tor“, titelte der Kicker. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

{ "placeholderType": "MREC" }

Der Jahn gegen Nürnberg ohne Chance

1955/56 gab es zwei Unentschieden (je 1:1), ehe der Club die Verhältnisse wieder zurecht rückte. In seiner Meistersaison 1956/57 hieß es zuhause 6:0, auswärts 3:0. 1958 stieg Regensburg wieder aus der Oberliga ab, auch wegen der obligatorischen Niederlagen gegen Nürnberg (0:1/0:4). Schlimmer wurde es im Wiederaufstiegsjahr 1960/61 – zweimal 0:6 elf. In Nürnberg verschossen die Gastgeber erneut einen Elfmeter, aber schon nach 15 Minuten stand es 3:0. „Der 1. FC Nürnberg machte mit Jahn kurzen Prozeß“, stellte der Kicker fest. Man hatte sich daran gewöhnt.

1961 endete die Erstklassigkeit der Regensburger, die seit Einführung der Bundesliga 1963 nur Zuschauer sind. Da der Club aber gelegentlich mit dem Fahrstuhl abwärts fuhr, sah man sich in der Regionalliga Süd und der 2. Liga noch oft wieder. An den Machtverhältnissen änderte sich weiterhin nichts.

Von 1969 – 77 gab es in der Regionalliga Süd und der ihr folgenden 2. Liga Süd acht Club-Siege in Folge. Besonders einer schmerzte die Regensburger, die am 19. Mai 1971 noch eine theoretische Chance auf die Teilnahme an der Bundesliga-Aufstiegsrunde hatten. Die zertrümmerte der feststehende Club mit Wonne – 6:1 hieß es im Frankenstadion. Näher kam der Jahn nie mehr an die Bundesliga als an jenem Mittwoch im Mai. „Die Elf scheint ausgelaugt, am Ende der Kräfte“, stellte der Kicker fest. Jahn-Trainer Heinz Elzner kam übrigens zehn Jahre später doch in die Bundesliga – ausgerechnet beim Club, der ihn 1981 nach nur fünf Spielen entließ.

Zwischen dem letzten Spiel in der 2. Liga Süd am 23. Januar 1977, als Hans Walitza in Regensburg alle Club-Tore zum 0:3 schoss, und dem ersten in der eingleisigen 2. Liga vergingen fast 27 Jahre. Mit der Spielzeit 2003/04 brach eine neue Ära in der Beziehung dieser Vereine an. Die Zeit der Schützenfeste war plötzlich vorbei. In den neun Partien bis heute gab es fünf Unentschieden und die drei Siege, davon einer für den Jahn, waren alle denkbar knapp.

Nürnbergs Derby-Durststrecke

2003/04 gewann jeder sein Heimspiel, das 3:2 vom 23.10.2003 war der bisher letzte Nürnberger Heimsieg, zu dem Sasa Ciric zwei Tore beisteuerte. Am 6. August 2017 hieß es in Regensburg 0:1 durch einen Treffer von Kevin Möhwald, auf der Club-Bank saß in jener Aufstiegssaison Michael Köllner. Seither hat Nürnberg dieses Derby nicht mehr gewonnen. Es folgte eine Serie von vier Unentschieden, wobei sich der Club am 27. Oktober 2019 den Sieg noch in der vierten Minute der Nachspielzeit entreißen ließ. Da stach der Jahn-Joker Jan-Marc Schneider und erzielte das 1:1, zum Entsetzen der meisten unter den 34.365 Zuschauern.

Vom großen FC Bayern zum Jahn Regensburg: Die Explosion des Sarpreet Singh
01:54
Bayern-Leihgabe Singh: Das macht micht so stark

Die Vorlage hatte Jahn-Keeper Alexander Meyer nach einer Ecke per Kopf, die er selbst zuvor mit einem Schuss (!) herausgeholt hatte, gegeben. Ein stürmender Torwart schockte das Franken-Stadion, wo sie den Kopf von Trainer Damir Canadi forderten, der nur noch ein Spiel bekommen sollte. Nachfolger Robert Klauß musste zum Rückrundenstart 2020/21 beim bisher letzten Regensburger Gastspiel gar eine Niederlage quittieren. Wieder fiel der Jahn-Treffer zu spät um zu reagieren, Andreas Albers traf in diesem Geisterspiel Ende Januar 2021 in der 88. Minute. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

Im Hinspiel verlängerte sich die Misserfolgsserie, das 2:2 beim damaligen Tabellenführer wurde durch den Platzverweis für Manuel Schäffler überschattet. Der wurde für seinen überharten Einsatz zwei Spiele gesperrt, musste zudem 4000 Euro blechen. Die Zeit, dass Regensburg gegen Nürnberg Lehrgeld zahlen musste, ist dagegen längst vorbei.

Alles zur 2. Bundesliga bei SPORT1: