Die Tabelle der 2. Bundesliga spielt für Dirk Schuster gerade keine Rolle. Wenn es für jeden Fan des 1. FC Kaiserslautern auch ein schöner Anblick ist.
Die neue Demut am Betzenberg
Doch der Trainer der Roten Teufel will dem Ganzen nicht so viel Bedeutung beimessen. Am Freitagabend kommt es zum Duell Zweiter gegen Dritter. Der FCK als Aufsteiger empfängt den SC Paderborn. (2. Bundesliga: 1. FC Kaiserslautern - SC Paderborn, ab 18.30 Uhr im LIVETICKER)
Ein vollgepacktes Fritz-Walter-Stadion macht das Ganze rund. „Wichtig sind für mich die sieben Punkte aus zwei Heimspielen und einer Auswärts-Partie gegen ambitionierte Gegner“, sagt Schuster im Gespräch mit SPORT1.
Gut angekommen in der Liga
Die Roten Teufel sind gut angekommen in der Liga. Einem 2:1 Heimsieg gegen Hannover 96 folgte ein 2:2 bei Holstein Kiel und am vergangenen Spieltag gab es vor heimischer Kulisse ein 2:1 gegen den FC St. Pauli. Im Pokal ist man zwar daheim gegen den SC Freiburg ausgeschieden, doch dies nach einer leidenschaftlichen Leistung. Nach Verlängerung hieß es am Ende 1:2. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)
„Im Pokalspiel waren wir sehr gut. Wir hatten einen Bundesligisten, der in der vergangenen Saison im Pokalfinale stand und in der Liga Sechster wurde, am Rande einer Niederlage. Da haben wir sehr viel richtig gemacht“, erinnert sich Schuster.
Der 54-Jährige ordnet die ersten drei Liga-Spiele aber realistisch ein. „Wir müssen auch ehrlich zu uns selber sein. Der Auftaktsieg gegen Hannover war ein bisschen glücklich mit dem Tor in der Nachspielzeit. Kiel war eine leistungsgerechte Nummer und gegen St. Pauli hatten wir fußballerisch nicht unseren besten Tag.“
Schuster: „Nicht mal ein, zwei Prozent nachlassen“
Seine Spieler hätten bisher in den Spielen „einen Riesen-Aufwand mit viel Leidenschaft“ betrieben, doch man dürfe „nicht mal ein, zwei Prozent nachlassen, sonst wird es sehr schwer“.
Vor dem Heimspiel gegen Paderborn ist die Stimmung im Umfeld erwartungsgemäß positiv. „Die Euphorie ist groß. Aber das ist okay. Die Energie, die wir durch unser Stadion kriegen, wollen wir für uns nutzen“, betont Schuster, der Respekt vor dem Team von Trainer Lukas Kwasniok hat.
„Am Freitag kommt einiges auf uns zu gerollt. Paderborn hat in drei Spielen zehn Tore geschossen, ist eine offensiv starke Mannschaft mit viel Intensität im Spiel. Wir müssen hochkonzentriert sein.“ Der FCK brauche „eine Steigerung zum St. Pauli-Spiel“. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)
In allen Partien bisher fällt auf, dass die Pfälzer sehr homogen auftreten. Schuster kennt natürlich den Grund. „Unser homogenes Auftreten ist ja unter anderem auch der Tatsache geschuldet, dass bis auf wenige Ausnahmen wie Erik Durm oder Andreas Luthe noch immer größtenteils unsere Drittliga-Mannschaft zusammenspielt.“
Ritter sticht heraus
Einer der im Pfälzer Ensemble heraus sticht, ist Marlon Ritter, der zuletzt im Pokal den FCK mit einem Kunstschuss aus fast 50 Metern in Führung brachte.
„Marlon ist unser Unterschied-Spieler. Das hat er schon in der Relegation (gegen Dynamo Dresden, Anm. d. Red.) unter Beweis gestellt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass er gar nicht richtig weiß, was in ihm steckt.“
Der Mittelfeldspieler kam 2020 aus Paderborn nach Kaiserslautern. Ritter steuerte in der Saison 2017/2018 in 29 Ligaeinsätzen für die Ostwestfalen 14 Treffer zum Aufstieg in die 2. Bundesliga bei. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)
Ein Jahr später gelang ihm mit dem SCP als Tabellenzweiter der Durchmarsch in die Bundesliga. Am Ende der darauffolgenden Saison musste man jedoch wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten.
Ritter nicht mehr wegzudenken
Richtig zünden wollte er im ersten Jahr am Betzenberg nicht. Erst unter Ex-FCK-Trainer Marco Antwerpen zeigte Ritter immer öfter sein Können. Seit dem 8. Spieltag der vergangenen Saison, dem 0:0 zu Hause gegen Waldhof Mannheim, war er nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken.
„Marlon ist in unserem Team ein wichtiger Faktor. Er ist von seiner Technik ein außergewöhnlicher Fußballer, der im Offensivspiel oft überraschende Lösungen findet, ist unheimlich schwer vom Ball zu trennen, hat sich auch im Zweikampfverhalten stark verbessert und arbeitet auch defensiv gut mit“, schwärmt Schuster. „Solche feinen Fußballer wie Marlon sind eigentlich nicht dazu prädestiniert, die Drecksarbeit zu machen, aber Marlon ist auch da auf einem guten Weg. Ich bin froh, dass er bei uns ist.“
Doch er will Ritter nicht zu viel loben. „Er ist durch sein Tor aus 50 Metern im Pokal etwas in den Fokus gerückt, das auch völlig verdient, trotzdem hat er noch viel Luft nach oben. Er muss weiter an sich arbeiten, um noch besser zu werden.“
Ritter: „Das ehrt mich natürlich“
Und wie reagiert der Gelobte? „Das ehrt mich natürlich, keine Frage. Aber ich weiß auch, dass das nur eine Momentaufnahme ist und ich weiterhin in jedem Training und in jedem Spiel Vollgas geben muss“, sagt Ritter bei SPORT1.
Immer wieder kommt es vor, dass Fußballer nicht jubeln, wenn sie gegen ihren ehemaligen Verein treffen. Ritter ist da anders. „Wenn ich treffe, würde ich mich darüber auch freuen.“
Am Freitag will er sich wieder über einen FCK-Sieg freuen, doch abheben wird er nicht. „Wir wissen ganz genau, wo wir herkommen und welche Aufgaben noch vor uns liegen. Die Fans können gerne euphorisch werden, wir bleiben auf dem Boden.“