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2. Bundesliga: "Tuchel tut mir leid" - Rostock-Trainer Jens Härtel über seine Arbeit, Rose, Mintzlaff

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2. Bundesliga: "Tuchel tut mir leid" - Rostock-Trainer Jens Härtel über seine Arbeit, Rose, Mintzlaff

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Härtel: „Das nervt mich am Trainerjob“

Er ist ein Junge des Ostens. Vor dem Topspiel in der 2. Liga zwischen Fortuna Düsseldorf und Hansa Rostock spricht der Trainer der Kogge, Jens Härtel, bei SPORT1 über sich, die Trainerbranche und Marco Rose. Auch zu Thomas Tuchel äußert er sich.
Hannover wahrt den Anschluss an die Spitzenränge. In Rostock reichte 96 das Elfmeter-Tor von Beier, dabei probieren die gegnerischen Fans das zu verhindern.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Jens Härtel ist im vierten Jahr Trainer von Hansa Rostock.

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Mit dem Verein stieg er 2021 in die 2. Bundesliga auf und schaffte in der vergangenen Saison den Klassenerhalt. Der 53-Jährige ist ein „Junge des Ostens“, wie er sich selbst nennt.

Vor dem Topspiel am Samstagabend bei Fortuna Düsseldorf (2. Bundesliga: Fortuna Düsseldorf - Hansa Rostock, ab 20.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) spricht Härtel im SPORT1-Interview über die Kogge, die Trainerbranche, Marco Rose - und verrät, warum ihm Thomas Tuchel leid tut. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 2. Bundesliga)

SPORT1: Herr Härtel, Sie sind im vierten Jahr Trainer bei Hansa. So lange hat es Thomas Tuchel beim FC Chelsea nicht geschafft. Was sagen Sie zur Entlassung Ihres Kollegen?

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Jens Härtel: Ich war schon überrascht, dass man sich so früh in der Saison von ihm getrennt hat. Er hat in der vergangenen Runde mit den Blues immerhin die Champions League gewonnen. Und nach dem ganzen Zirkus mit dem Besitzerwechsel nach Abramowitsch hat Tuchel den Verein da eigentlich ganz gut durchgebracht. Jetzt ist er nach rund 100 Tagen seit dem Start der neuen Besitzer plötzlich weg. Das ist schon Wahnsinn.

Schluss für Thomas Tuchel beim FC Chelsea! Die Blues trennen sich nach der Blamage in der Champions League vom Trainer - dabei gewann er noch 2021 die Champions League.
03:42
Chelsea-Knall! Thomas Tuchel nach Champions League-Blamage entlassen

SPORT1: Tut Ihnen Tuchel leid?

Härtel: Ja. Auf der anderen Seite ist er vielleicht auch froh, weg zu sein. Es kann ja auch sein, dass er unter den neuen Bossen keine richtige Lust mehr verspürte.

SPORT1: Lassen Sie uns über Ihren Klub sprechen. Was bedeutet Ihnen Hansa?

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Härtel: Ich bin schon etwas länger auf der Welt und erinnere mich noch an die DDR-Zeiten, als Hansa eine Fahrstuhl-Mannschaft war. Das waren keine schönen Jahre. Aber als es darauf ankam, war der Verein da. Ich habe damals beim FC Sachsen Leipzig gespielt. Hansa hat das Ding aber durchgezogen und ist verdient in die Bundesliga aufgestiegen. Man konnte damals viele Leistungsträger halten und das hat sich dann ausgezahlt. Als Junge aus dem Osten war ich dann natürlich Hansa-Fan. Die Kogge und Dynamo Dresden sind direkt hoch gegangen, Hansa musste leider nach einem Jahr wieder absteigen.

SPORT1: Mit Frank Pagelsdorf ging es für Hansa in die Bundesliga. Im ersten Jahr gelang gleich Platz sechs.

Härtel: Mit Frank ging es vorwärts. Er war 1994 mein Trainer bei Union Berlin. Da habe ich dann nochmal ganz anders auf Hansa geschaut. Viele Union-Spieler sind mit Frank damals zu Hansa gewechselt. Da bin ich dann auch mal unter der Woche nach Rostock gefahren und habe mir Bundesliga angeschaut. Energie Cottbus tauchte mal kurz auf der Bildfläche auf, aber eigentlich hat Hansa zu der Zeit die Fahne des Ostens hochgehalten.

Jens Härtel ist seit Januar 2019 Trainer von Hansa Rostock. Schon mit dem 1. FC Magdeburg stieg er 2018 in die 2. Liga auf.
Jens Härtel ist seit Januar 2019 Trainer von Hansa Rostock

Härtel: „Hansa mehr auf dem Schirm als andere Vereine“

SPORT1: Schlägt Ihr Herz seitdem auch privat für Hansa?

Härtel: Ich habe Hansa immer mit einem Auge beobachtet, aber es gab auch den einen oder anderen Traditionsverein, der heute in der Regionalliga rumdümpelt. Das waren damals alles Top-Klubs. Ich sage nur Cottbus oder Jena. Beide gehören in die 3. Liga. Ich freue mich über jeden Ost-Klub, der es nach oben schafft. Aber Hansa hatte man zu der Zeit unter Pagelsdorf mehr auf dem Schirm als andere Vereine.

SPORT1: Umso stolzer müssten Sie sein, dass Sie schon im vierten Jahr dort Trainer sind. Oder?

Härtel: Ja. Es ist nicht ganz so einfach, bei solch einem Traditionsverein relativ lange zu arbeiten. Aber natürlich bin ich froh darüber. Es hat in den wichtigen Momenten viel gepasst, auch, weil die richtigen Leute zusammen gekommen sind wie zum Beispiel Martin (Sportdirektor Martin Pieckenhagen, d. Red.). Wir haben uns ganz langsam herangerobbt, im vergangenen Jahr sind wir dann aufgestiegen und diesen Sommer konnten wir uns über den Klassenerhalt freuen. Das war schon eine tolle Geschichte. Aber es geht weiter. Die Erfolge aus den zurückliegenden beiden Jahren zählen nun nicht mehr. So ist das im Fußball. Wichtig ist, dass wir weiter in der 2. Liga spielen können. Wir müssen neue, spannende Ideen entwickeln, doch im zweiten Jahr nach dem Aufstieg ist das natürlich nicht so einfach. Aber der Glaube an uns ist groß. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 2. Bundesliga)

Zwei, die gut miteinander können: Hansas Sportdirektor Martin Pieckenhagen (l., war früher Torwart bei Hansa Rostock) und Trainer Jens Härtel
Zwei, die gut miteinander können: Hansas Sportdirektor Martin Pieckenhagen (l.) und Trainer Jens Härtel

Härtel: „Qualität in der 2. Liga noch besser geworden“

SPORT1: Wie schätzen Sie denn die aktuelle 2. Liga ein?

Härtel: Diese Liga ist nochmal stärker und ausgeglichener als in der vergangenen Spielzeit. Natürlich sind Schalke und Bremen nicht mehr dabei und dadurch fehlt etwas Glanz, aber auch ohne diese beiden Klubs ist alles noch enger und interessanter geworden. Kaiserslautern kam hoch, das ist natürlich auch gut für die 2. Liga. Karlsruhe und Darmstadt sind weiter dabei, da wird auch richtig guter Fußball gespielt. Unser Spiel am vergangenen Wochenende war auch sehr ordentlich. Am Ende fehlte uns leider das Tor. Aber das Spiel war von beiden Seiten schon sehr ansehnlich. Die Qualität in der 2. Liga ist definitiv nochmal besser geworden, weil alles ausgeglichener geworden ist.

SPORT1: Wie beurteilen Sie Ihre Entwicklung als Trainer? Wollen Sie nicht auch mal raus aus dem Osten? Man kann Sie schon mit Steffen Baumgart vergleichen.

Härtel: Ich bin ganz glücklich mit dem, was ich habe. Mit Steffen kann ich mich schon gut identifizieren. Er ist ein Riesen-Typ und sehr guter Trainer. Er hat zudem ähnliche Vereine wie ich trainiert und ist einen ähnlichen Weg gegangen. Er war Trainer bei unterklassigen Mannschaften, war auch mal Co-Trainer bei Hansa und war nach mir beim Berliner AK. Und jeder weiß, dass er in Paderborn viele Jahre einen super Job gemacht. So wie jetzt auch in Köln. Steffen hat seinen Weg gefunden so wie ich meinen. Ich bin nicht unzufrieden, wie es bei mir gelaufen ist. Wenn mir das jemand vor zwölf Jahren gesagt hätte, dass ich mal Zweitligatrainer sein werde, hätte ich das sofort unterschrieben. Und in dieser Liga bin ich total happy. Ich würde gerne noch eine Weile da bleiben. Ich schaue gar nicht weiter nach oben. Ich habe bei Hansa alle Hände voll zu tun. (DATEN: Die Tabelle der 2. Bundesliga)

SPORT1: Wie sehen Sie die Trainerbranche? Für Trainer werden inzwischen hohe Ablösesummen gezahlt, es gibt wie beim Wechsel von Marco Rose von Gladbach nach Dortmund Ausstiegsklauseln. Was halten Sie davon?

Härtel: Nichts. Ich habe keine Ausstiegsklausel in meinem Vertrag. Ich habe mich bewusst für Hansa entschieden und der Verein zahlt ja dann auch ein bisschen Geld für mich. Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass man schnell weg ist, wenn der Erfolg ausbleibt. Dann ist es aber in manchen Fällen auch so, dass beide Seiten mit einer Ausstiegsklausel plus Ablösesumme zufrieden sind. Der Verein bekommt nochmal gutes Geld und der Trainer kann den nächsten Schritt machen. So ganz abwegig finde ich das nicht. Beim Marco war ich aber schon überrascht, dass er die Borussia 2021 verlassen hat. Ich hatte das Gefühl, dass er gut nach Gladbach passt. Im ersten Jahr hat er das auch richtig gut gemacht. Ich dachte, dass er länger dort bleibt und etwas aufbauen will.

Leipzig-Coach Marco Rose muss sich auf zwei brisante Duelle gegen die Borussia-Klubs vorbereiten
Leipzig-Coach Marco Rose muss sich auf zwei brisante Duelle gegen die Borussia-Klubs vorbereiten

Härtel freut sich für Rose

SPORT1: Rose ist jetzt der neue Trainer von RB Leipzig. Kann das funktionieren?

Härtel: Auf jeden Fall. Leipzig ist seine Heimat. Er ist bei Lok Leipzig groß geworden, wir haben gegeneinander gespielt. Er wohnte immer in Leipzig, seine Frau auch, seine Tochter geht dort zur Schule. Es ist doch herrlich, dass er jetzt dort Trainer ist, wo er ursprünglich her kommt. Da ist er nicht so oft von der Familie weg, das ist für ihn ein zusätzlicher Anreiz für den Job bei RB. Auch, wenn er gesagt hat, dass er das nie vor hatte. Er passt auf alle Fälle zu RB.

SPORT1: Rose war bei Red Bull Salzburg sehr erfolgreich.

Härtel: Eben. Er war in Salzburg Nachwuchs-Trainer, hat da auch bei den Profis einen tollen Job gemacht, die Youth League gewonnen. Ich war in Leipzig A-Jugend-Trainer, von daher hatten wir da auch Gemeinsamkeiten. Ich wünsche Marco in Leipzig, dass er mit seiner Art Fußball zu spielen Erfolg haben wird, das hat er verdient. Und ich hoffe, dass er dort länger bleiben kann.

SPORT1: Was wünschen Sie sich für die Trainerbranche?

Härtel: Mehr Respekt! Wir Trainer sind heute leider oft Freiwild. Nach einer Serie von Niederlagen wirst du in den Medien schon entlassen und wenn du einige Spiele gewinnst, wirst du gepusht und bist der Held. Es fehlt da ein gutes Mittelmaß. Man wird leider in schlechten Phasen für alles verantwortlich gemacht, das ist nicht schön. In England hat ein Trainer ein anderes Standing als in Deutschland. Da gibt es eine ganz andere Wertschätzung. Dort wird nicht alles auf den Trainern abgeladen. Das nervt mich am Trainerjob.

Domenico Tedesco ist nicht mehr Trainer von RB Leipzig
Domenico Tedesco ist nicht mehr Trainer von RB Leipzig

Tedesco weg - Kritik an Mintzlaff

SPORT1: Domenico Tedesco wurde jetzt auch entlassen. In der vergangenen Saison brachte er RB Leipzig noch in die Champions League und gewann den Pokal. Und nun ist er bei RB auch wieder Geschichte.

Härtel: Da habe ich Rückendeckung vermisst. Der Verein hat da kein gutes Bild abgegeben. Man hatte zuletzt nach dem Köln-Spiel bei den Aussagen von Herrn Mintzlaff (Geschäftsführer Oliver Mintzlaff, d. Red.) nicht den Eindruck, dass er seinen Trainer in der Öffentlichkeit schützen wollte. Da wurde zu offen über Fehler und Negatives gesprochen. Das aber hätte man hinter verschlossenen Türen besprechen können. Das stört mich generell.

SPORT1: Am Samstag geht es nach Düsseldorf. Wie gehen Sie es an?

Härtel: Die zweite Halbzeit gegen Hannover muss da unsere Basis sein. Wir müssen diese Wucht erzeugen und mit dieser Intensität spielen. Gegen 96 haben wir leider auch einige falsche Entscheidungen getroffen. Gerade nach Ballgewinn haben wir die Bälle dann auch schnell wieder verloren. Und wir müssen mal in Führung gehen, das tut uns sicher gut. Einem Rückstand hinterher zu laufen, ist nie gut. Wir müssen noch besser verteidigen und kompakter stehen und nach vorne entschlossener und mutiger sein. Dann bin ich zuversichtlich für Düsseldorf.

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