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2. Bundesliga: Niemand nimmt den HSV mehr ernst! Kommentar

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2. Bundesliga: Niemand nimmt den HSV mehr ernst! Kommentar

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Die Urversion des schlechten Verlierers

Der HSV muss eine weitere Saison im deutschen Unterhaus absolvieren. SPORT1-Kolumnist Alex Steudel begleitet das Drama schon länger am Ort des Geschehens - und flüchtet sich in Galgenhumor.
Im Relegations-Rückspiel musste Zweitligist Hamburg einen 0:3-Rückstand aufholen. Zunächst deutete einiges auf das Wunder hin, doch dann sorgte ein Schnitzer von Heuer Fernandes für die Vorentscheidung.
Alex Steudel
Alex Steudel

Die gute Nachricht: In Hamburg sorgt der HSV nur noch selten für Verwirrung. Man gewöhnt sich an alles und geht deshalb nach Rückschlägen immer schneller zur Tagesordnung über. Wenn also mal wieder vom Aufstieg die Rede ist, dann denken alle in der Stadt: Aufstieg? Aber ja doch! Kicher.

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Hamburg 2023: Niemand nimmt mehr den HSV ernst. Den Status hat er sich hart erarbeitet.

Immer wenn einer das Wort Aufstieg in den Mund nimmt, ist das ein bisschen, als würde die demente Oma morgens beim Frühstück verkünden, sie werde heute Nachmittag auf der Elbe Wasserski fahren. Alle nicken dann nur, lächeln unverbindlich und sagen: Aber ja, klar, Omi! Mach‘ nur! Wir bauen bloß schnell den Rollator um.

Warum steigt der HSV nie auf? Warum blamiert er sich immer wieder aufs Neue? Weil er‘s kann.

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Tim Walter: Die Urversion des schlechten Verlierers

Es geht mit Tim Walter los. Der Trainer verkörpert eine Mischung aus Sturheit, Arroganz und Aggressivität, die eigentlich total unhamburgerisch ist. Deswegen mögen ihn auch lediglich die härtesten HSV-Fans und seine eigenen Spieler, aber denen bleibt ja kaum was anderes übrig.

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Und die Klubführung um Jonas Boldt mag ihn natürlich ebenfalls; oder nein, sie ist ihm fast schon hörig, also wenn sie nicht gerade damit beschäftigt ist, sich gegenseitig zu massakrieren.

Je öfter man Walter darauf hinweist, dass er seine Taktik mal anpassen könnte, weil sie immer schiefgeht, wenn es drauf ankommt, desto weniger passt er seine Taktik an. Er sagt dann: Wieso, wir gewinnen damit doch dauernd? (Also gegen Regensburg oder Sandhausen.)

HSV-Krise? Weiter so!

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Den Walter an der Seitenlinie hält man gar nicht aus. Er zappelt 90 Minuten lang wie ein Handballtorwart beim Siebenmeter, und er findet immer alles falsch, was die Schiris machen. Er ist die Urversion des schlechten Verlierers. Tim Walter würde am liebsten jede Einwurf-Entscheidung gegen den HSV vors Bundesverfassungsgericht bringen.

Was es den Hamburgern also ganz besonders leicht macht, den HSV nicht mehr ernstzunehmen: der HSV selbst.

Wenn eine halbe Stadt zu Schwaben wird

Ich habe das Relegationsrückspiel am Montagabend in einer Kneipe im Schanzenviertel gesehen, in Sichtweite zum Millerntor, das ist zugegebenermaßen nicht HSV-Gemarkung. Was ich erlebt habe, hatte ich trotzdem nicht erwartet: Ich war umringt von Hamburger VfB-Fans. Alles Kurzkonvertierte. Etwa 300 Leute waren gekommen und jubelten bei Stuttgarter Treffern, als habe Mario Götze gerade das Tor gegen Argentinien wieder geschossen.

Ein Kneipenangestellter trug stolz ein VfB-Trikot mit Mario-Gomez-Flock. Mitten in Hamburg!

Das muss man auch erst mal schaffen als Traditionsverein aus dem Norden: Dass eine halbe Stadt zu Schwaben wird.

Und nun? Die nächste gute Nachricht. Das Rad dreht sich weiter in die übliche Richtung. Für Unterhaltung ist gesorgt. Jetzt erst recht, sagen sie, wir hatten halt fünfmal hintereinander Pech, so what? Wir greifen wieder an. Unser Plan ist nämlich der richtige. Aufstieg 2024! Und wenn nicht: 2025 bestimmt.

Und die restlichen Hamburger so: Aber ja, klar, Omi! Mach‘ nur!

Alex Steudel ist freier Journalist. Er war Bayern- und Nationalmannschaftsreporter sowie Chefredakteur von Sport Bild. In seiner Kolumne für SPORT1 widmet er sich auf nicht immer ganz ernstgemeinte Weise aktuellen Themen. Steudel-Kolumnen gibt es auch regelmäßig im kostenlosen Fußball-Newsletter Fever Pit‘ch von SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk. Zur Anmeldung geht‘s hier: www.feverpitch.de