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"Lügen und Intrigen!" Ex-FCK-Profi Klingenburg packt nach schmutziger Trennung aus

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"Lügen und Intrigen!" Ex-FCK-Profi Klingenburg packt nach schmutziger Trennung aus

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Schmutziges Aus! „Lügen und Intrigen“

Bei René Klingenburg hat sich nach der Ausbootung beim 1. FC Kaiserslautern einiges angestaut. Im SPORT1-Interview packt der ehemalige FCK-Profi über seine Zeit bei den Roten Teufeln aus.
Düsseldorf fährt am letzten Spieltag einen klaren Sieg in Kaiserslautern ein. Rouwen Hennings wird nach der Partie gebührend verabschiedet.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

René Klingenburg ist ein Typ mit einer klaren Meinung. Manch einem ist er zu unbequem, doch er ist authentisch.

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2022 stieg er mit dem 1. FC Kaiserslautern in die 2. Liga auf. Der frühere FCK-Trainer Marco Antwerpen setzte auf ihn. Unter dessen Nachfolger Dirk Schuster war „Klinge“, wie er genannt wird, außen vor.

Am 10. März 2023 wurde Klingenburgs Vertrag bei den Pfälzern in beidseitigem Einvernehmen aufgelöst. Viel hat sich in ihm angestaut. Jetzt spricht der 29-Jährige bei SPORT1 und übt Kritik an den Verantwortlichen.

„Grundwerte wie Respekt und Loyalität mit Füßen getreten“

SPORT1: Herr Klingenburg, wie geht es Ihnen ohne Fußball?

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René Klingenburg: Mir geht es gut. Auch, wenn ich seit einem Jahr nicht mehr gekickt habe. Ich spiele Fußball, seit ich drei bin. Fußball beziehungsweise der Sport an sich sind für mich das Schönste, was es gibt und ich bin meinen Eltern dankbar, dass ich damals meine Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Ich rede aber nicht vom Fußballgeschäft. Ich habe am eigenen Leib gespürt, wie Grundwerte wie Respekt und Loyalität mit Füßen getreten werden. Jemand kommt und verändert aufgrund von persönlichen Befindlichkeiten dein Leben und das deiner Familie.

SPORT1: Sie sprechen vermutlich von Dirk Schuster. Wann haben Sie gemerkt, dass es unter ihm für Sie beim FCK schwer werden würde?

Klingenburg: Ich habe relativ schnell gemerkt, dass meine Loyalität zum alten Trainer (Marco Antwerpen, d. Red.) ein Problem ist. Nach meinem Statement damals habe ich versucht, durch Ehrlichkeit, Direktheit und Klarheit mit der Situation umzugehen. Ich bat bei diesem Trainer um ein Vier-Augen-Gespräch und ging mit einem sehr positiven Gefühl wieder raus, aber es kam letztendlich anders. Unter Ante (Spitzname von Antwerpen, d. Red.) sollte ich damals die Relegation gegen Dresden spielen, die wurde mir dann aber genommen. Am Ende ist es egal, denn wie ich allen gesagt habe, stand das große Ganze im Vordergrund. Ich wollte um jeden Preis mit dem Verein in die 2. Liga aufsteigen.

„Ein Wort, und ich wäre gegangen“

SPORT1: Was werfen Sie den Verantwortlichen vor?

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Klingenburg: Spätestens im Sommer hätte man mir mitteilen können, dass es für mich beim FCK nicht weitergeht und ich in den Überlegungen keine Rolle mehr spiele. Die Bosse hätten Geld gespart und ich wichtige Zeit. Es gab Anfragen von anderen Vereinen, die hätte ich annehmen können. Wie gesagt: Ein Wort, dass ich sportlich keine Zukunft habe, und ich wäre gegangen. Man kann nur leider im Fußball nichts erzwingen.

Rene Klingenburg im Relegationsspiel vom 1. FC Kaiserslautern gegen SG Dynamo Dresden am 24.05.2022
Rene Klingenburg im Relegationsspiel vom 1. FC Kaiserslautern gegen SG Dynamo Dresden am 24.05.2022

SPORT1: Was haben Sie vor allem vermisst?

Klingenburg: Es hat etwas mit Respekt zu tun. Ein respektvoller Umgang miteinander ist im Fußball komplett verloren gegangen. Leute hinter dem Rücken zu rasieren, hat nichts mit Respekt zu tun. Dass ich als Führungsspieler die ersten fünf Spieltage der vergangenen Saison noch nicht einmal im Kader war, hat mir wieder gezeigt, dass in dem Fall auch harte Arbeit nichts bringt und das Leistungsprinzip nicht gilt. Wenn die Mannschaft dann erfolgreich ist, ist es natürlich schwerer, wieder reinzukommen. Hinzu kommen noch Geschichten, dass man von seinem eigenen Kapitän verraten wird, der übrigens nie mein Kapitän war. Das ist schon sehr bitter und enttäuschend.

„Lügen und Intrigen gibt es immer, da hast du keine Chance“

SPORT1: Wie denken Sie jetzt mit etwas Abstand darüber?

Klingenburg: So ist es nun einmal. Lügen und Intrigen gibt es immer, da hast du keine Chance. Das gibt es in jedem Beruf dieser Welt und gehört irgendwie mittlerweile zum Alltag. Andere schlecht darzustellen, damit man selber im Rampenlicht steht. Die Fans sind aber nicht doof, die Wahrheit liegt auf dem Platz. Schade nur, dass man als Spieler ein bisschen machtlos ist und solche Sachen dann durchgewunken werden. Am Ende sollte man immer in den Spiegel schauen können.

SPORT1: Das klingt sehr ernüchternd…

Klingenburg: Im Fußball ist es normal, dass du mit 18-,19-, 20-Jährigen so umgehst, weil es ein Haifischbecken ist und damit muss ein junger Kerl klarkommen. Aber ich bin Familienvater, habe zwei Kinder und da erwarte ich als Führungsspieler einfach ein respektvolles Miteinander.

SPORT1: Sie haben nach der Trennung von Antwerpen klar gezeigt, dass Sie weiter zu ihm stehen. Wie war die Zeit mit ihm?

Klingenburg: Es war ein Rauswurf und keine Entlassung. Ich hatte mit Marco zwei gemeinsame Jahre und es waren die Schönsten in meinem Fußballerleben. Ich war ihm gegenüber immer loyal und bereue die Aussagen für ihn nicht. Wenn es läuft, schwimmt jeder auf der Welle mit und will gut mit dem Trainer sein. Der sportliche Verdienst von Ante und Döppi (der ehemalige Co-Trainer Frank Döpper, d. Red.) ist riesengroß, sie haben den Verein vor dem sportlichen Kollaps bewahrt. Die Beiden hatten das Gespür, was dem FCK und seinen Fans gut tut. Ich bin schon sehr verwundert, dass nach drei verlorenen Spielen kurz vor der Relegation dem Trainer die Chance genommen wurde, mit seiner Mannschaft aufzusteigen. Aber auch das sind Sachen, die das Profigeschäft mit sich bringt. Es gibt weder Dankbarkeit noch Respekt. Ich bin aber dankbar, dass ich unter Marco spielen durfte. Ich möchte eine Sache nur klarstellen.

„In den dunkelsten Stunden sieht man den wahren Charakter eines Menschen“

SPORT1: Dazu haben Sie in diesem Interview die Gelegenheit.

Klingenburg: Es war nicht so, dass Ante und ich immer einer Meinung waren. Es gab auch Diskussionen, aber wir wussten, was wir aneinander haben. Ich habe für ihn und den FCK alles gegeben, habe gegen 1860 sogar mit einem Außenbandriss gespielt. Ohne großartig trainiert zu haben, wusste ich aber, wie viel Druck nach der Klatsche bei Viktoria Berlin und dem schlechten Saisonstart herrschte und welches Bild wir nach außen abgegeben haben. Was in dem Jahr passierte, war einfach Wahnsinn. Die Messlatte war extrem hoch, Ante hat mir viel abverlangt. Auf und neben dem Platz. Aber in den dunkelsten Stunden sieht man den wahren Charakter eines Menschen. Man hat zusammengehalten und dem Wunsch nach dem Aufstieg - was übrigens nie Zielsetzung war in dem Jahr - alles untergeordnet.

SPORT1: Wie bewerten Sie rückblickend die Arbeit von Antwerpen und Döpper?

Klingenburg: Marco und Döppi haben das Fundament gelegt, was Fans und Verein ausmachen. Sie haben Spieler geholt, die ihre Zeit in dem Verein nutzen wollen. Sie haben das in kurzer Zeit geformt, was sich jeder wünscht. Nämlich einen Haufen Spieler, die ihr letztes Hemd für den Klub geben würden.

SPORT1: Wie denken Sie über Thomas Hengen?

Klingenburg: Thomas ist der Geschäftsführer und ich bin natürlich öfter - gerade in der letzten Phase - mit ihm zusammengekommen. Er alleine trifft nicht die Entscheidungen. Da sind einfach wie so oft im Fußball Leute am Werk, die ihre Machtposition ausnutzen. Ein Satz wie ‚Im Sinne des Vereins‘ ist absoluter Quatsch. Am Ende wird der Verein immer größer sein, das ist klar. Aber durch Tradition und Fans.

„Die größte Enttäuschung war meine Naivität“

SPORT1: Was war in den zwei Jahren beim FCK die größte Enttäuschung für Sie?

Klingenburg: Die größte Enttäuschung war meine Naivität. Traurig war auch, dass ein Trainer geholt wurde, der die absolute Entscheidungsgewalt hat. Er hat einige Spieler einfach rasiert. Den einen etwas mehr, den anderen weniger. Dabei hätten diese Jungs alle in der 2. Liga spielen können. Aber all das gehört leider zum Geschäft dazu. Doch wenn man ehrlich mit mir umgegangen wäre, hätte ich mir bereits im Sommer etwas Neues gesucht. Ich war bereit zu kämpfen, egal welche Steine mir in den Weg gelegt wurden. Das Schlimme ist, dass man mir nie mitgeteilt hat, dass ich gehen soll. Spätestens nach der Hinrunde war rückblickend das Ganze ein Spiel, das ich nicht mehr mitspielen wollte.

Bei der Aufstiegsfeier des 1. FC Kaiserslautern war René Klingenburg noch mittendrin
Bei der Aufstiegsfeier des 1. FC Kaiserslautern war René Klingenburg noch mittendrin

SPORT1: Hätten Sie gerne länger beim FCK gespielt?

Klingenburg: Ja. Es hat einfach gepasst. Ich weiß, dass man gerade in schweren Zeiten hart arbeiten muss, um erfolgreich zu sein. Der Verein ist verrückt, der Betze ist wieder eine Festung. Die Menschen haben mir unglaublich viel gegeben. Nicht nur mir, sondern auch meiner Frau, die, egal wie schwer es war, hinter mir stand. Die Jahre davor hat man den Karren immer wieder gegen die Wand gefahren. Doch plötzlich nahm das Ganze eine Dynamik an, eine Wucht, die mich komplett in den Bann gezogen hat. Jetzt muss ich nach zwei Jahren in Lautern die Koffer packen. Ich hätte wirklich gerne länger alles für den Klub gegeben.

SPORT1: Verfolgen Sie den FCK noch?

Klingenburg: Natürlich. Und ich denke, man hätte den Durchmarsch in die Bundesliga mit aller Kraft anpeilen müssen. Schließlich wurde der Kader im Winter aufgerüstet, um anzugreifen. Platz vier nach der Hinrunde - die Heimspiele auf dem Betze sind für jedes Team der Liga eine Qual. Wenn ich als Aufsteiger in der Tabelle oben stehe, ist Demut der klare Freund, trotzdem muss ich die Chance ergreifen. Wir spielen doch Fußball, um möglichst jedes Spiel zu gewinnen.

„Lieber ehrlich und auf die Fresse kriegen“

SPORT1: Hatten einige Verantwortliche beim FCK vielleicht ein Problem mit Ihrer Art?

Klingenburg: Entweder man honoriert mein Können oder man lässt es. Möglicherweise hatte man ein Problem damit, dass ich extrovertierter bin und ich mit meiner Frau mehr in der Öffentlichkeit stehe. Ich habe oft mein Ego zurückgestellt, um das Ganze nicht explodieren zu lassen. Denn am Ende des Tages gibt es wirklich wichtigere Dinge im Fußball wie auch im wahren Leben, um die man sich kümmern und mit denen man sich auseinandersetzen sollte.

SPORT1: Welche Fehler bereuen Sie?

Klingenburg: Ich bereue gar nichts. Ich bin dankbar für dieses Kapitel, weil es mich unfassbar weitergebracht hat. Ich bin dadurch nochmal ein ganzes Stück gereift. Gerade das zweite Jahr war für mich wichtig, so enttäuschend es letztendlich auch war. Ich bin immer straight den Weg gegangen, den ich für richtig gehalten habe. Ich bin sportlich anderen Spieler immer mehr als ein Mitspieler gewesen und habe neue Spieler aufgenommen, als wären sie schon lange im Verein. Ich habe all die Dinge gelebt, die den Mannschaftssport ausmachen. Eines ist für mich aber wichtig und hat mich durch die prägende Zeit gebracht: Lieber ehrlich und auf die Fresse kriegen, als unehrlich und falsch weiter spielen.

SPORT1-Reporter Reinhard Franke (l.) traf René Klingenburg zum Interview in Kaiserslautern
SPORT1-Reporter Reinhard Franke (l.) traf René Klingenburg zum Interview in Kaiserslautern

„Das Fußballgeschäft ist eine Schlangengrube“

SPORT1: Was nervt Sie am Fußballgeschäft?

Klingenburg: Das Fußballgeschäft ist eine Schlangengrube. Persönliche Eitelkeiten spielen im Fußball eine viel zu große Rolle. Der Fußball ist unehrlich geworden und das wird immer schlimmer. Die Spieler haben sich verändert, es sind nur noch aalglatte Typen erwünscht. Typen wie Basler, Brinkmann oder Effenberg gibt es nicht mehr. Der Fußball hat sich leider dahin entwickelt, dass alles gesteuert wird, was du als Spieler machst und wie du dich zu verhalten hast. Das Geschäft Fußball ist schmutzig geworden. Falsche Automatismen sind zur Normalität geworden.

SPORT1: Wie war eigentlich Ihre Jugend?

Klingenburg: Es war eine harte, kernige Zeit und nicht immer easy. Ich musste auf vieles verzichten, gerade wenn es um normale Sachen im Alltag ging. Ich habe für meinen Traum Profi alles hinten angestellt. Ich war umgeben von Jungs, die alle das gleiche Ziel hatten. Und ich brauchte einen unbändigen Willen. Mein alter Förderer Norbert Elgert (Jugendtrainer auf Schalke 04, d. Red.) sagte immer: ‚Genau in diesem Moment trainieren zig Millionen Jungs dafür, Profifußballer zu werden.‘ Das hat mich angespornt, besser zu werden, um mir meinen Platz nicht nehmen zu lassen.

SPORT1: Wie war es bei Ihnen?

Klingenburg: Bis ich den Profivertrag auf Schalke unterschrieben hatte, habe ich immer daran festgehalten, auch wenn ich vom Wesen ein sehr emotionaler Hitzkopf war und manchmal immer noch bin. Aber auch das habe ich akzeptiert. Wir sind alles Menschen und machen vielleicht auch den einen oder anderen Fehler. In all den Jahren habe ich gelernt, zu mir zu stehen. Die Jahre in der Jugend waren schön und es freut mich, wenn ich sehe, wie andere wie Leroy Sane, Sead Kolasinac, Julian Draxler oder Max Meyer ihren Weg im Fußball gegangen sind. Ich dachte, ich wäre am Ziel, als Angebote aus Italien und der Bundesliga kamen. Ich stand aber erst in der Tür und bin nicht durchgegangen.

SPORT1: Hätten Sie gerne eine Abzweigung früher genommen, um da zu sein, wo die Jungs heute sind?

Klingenburg: Mir wurde nie etwas geschenkt. Egal, bei welchem Verein ich in der Jugend spielte, es war immer schwierig. Ich musste mir alles hart erarbeiten, habe leider zu früh auf die Karte ‚Ich bin, wie ich bin‘ gesetzt. Als junger Kerl machst du Fehler. Ich wollte mir wenig sagen lassen und konnte gewisse Dinge schlecht kanalisieren. Ich war immer ein Gönner und nie missgünstig, habe anderen Spielern geholfen und selbst keine Hilfe angenommen, obwohl man es manchmal nur gut meinte mit mir. Irgendwann sieht man sich vielleicht irgendwo wieder und lacht über die Zeit als Fußballer. Dann hört man sich die Geschichten an und ist dankbar für das, was man hatte. Egal ob man dann Champions League spielte oder den Adler auf der Brust getragen hat. Jeder geht seinen Weg und sollte jedem das gönnen, was er hat.

SPORT1: Was kommt als nächstes bei Ihnen?

Klingenburg: Es gab viele Gespräche. Ich hätte das eine oder andere gerne gemacht - wie im Winter zu 1860 zu wechseln. Aber auch da gibt es Facetten im Geschäft, die ich nicht mehr verstehe. Dieses Rumgeeiere bei Verhandlungen und so weiter. Willst du den Fußballer oder nicht? Ja oder Nein? Klare Ansagen hätten vieles leichter gemacht. Ich habe als Familienvater und Ehemann auch eine Verantwortung und Verpflichtung meiner Familie gegenüber. Wir Sportler denken gerne, dass sich die Welt nur um uns dreht. So funktioniert es aber nicht und dann müssen auch mal Entscheidungen getroffen werden, die für die Familie am besten sind und uns alle glücklich machen. Wir haben unser Unternehmen und die Modeschmuck-Linie LaMé Jewellery, weitere werden folgen. Wie und wo es mit Fußball weitergeht, wird sich zeigen.