Im Jahr 2018 musste der Hamburger SV den schweren Gang in die 2. Bundesliga antreten. Genau seit diesem schicksalhaften Jahr ist auch Marcell Jansen als Funktionär aktiv. In seinen Rollen als Aufsichtsrat, Aufsichtsratsboss und ab 2019 zweimal als Präsident versuchte Jansen mit dem Klub verzweifelt, in die Bundesliga zurückzukehren.
Das steckt hinter dem HSV-Paukenschlag um Jansen
HSV-Aus: Jansen spricht über Gründe
Nach einigen fordernden Jahren könnte es in dieser Saison für den aktuellen Tabellenführer endlich mit dem Aufstieg klappen, jedoch wird die Jansen-Ära dann dem Ende nahe sein. Der 39-Jährige hat bereits angekündigt, bei der Mitgliedsversammlung am 21. Juni nicht zur Wiederwahl antreten zu wollen.
Im Interview mit der Sport Bild gab Jansen sowohl persönliche als auch sportliche Gründe für seinen Rückzug an. „Das waren intensive Jahre, in denen ich dem HSV alles untergeordnet habe. Nun ist der Moment gekommen, in dem ich mich um meine berufliche Zukunft stärker kümmern möchte“, schilderte er und sieht dies auch im Interesse des Vereins. „Deshalb ist es für den HSV gut, wenn nun ein neuer Präsident frische Impulse und eine gewisse Dynamik mit in den Verein einbringt“, verdeutlichte er.
Jansen stolz auf seine HSV-Zeit
Jansen blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Zeit zurück. Vor allem im Zuge seiner zweiten Amtszeit ab 2021 habe das Präsidium „sehr viele erfolgreiche Projekte umgesetzt“ und werde „einige unserer gemeinsamen Ziele in diesem Jahr noch erreichen“.
Zudem zeigte er sich stolz darauf, den Klub „durch die harten Corona-Zeiten geführt“ und „im Sinne der Mitglieder einen Rechtsformwechsel geschafft“ zu haben. Ebenso erfreue sich der HSV „dank der Arbeit von Eric Huwer (Finanzvorstand, Anm. d. Red.) an einer sehr stabilen Wirtschaftslage“.
Die Weichen für einen Aufstieg waren eigentlich schon in den vergangenen Jahren gestellt, jedoch scheiterte der HSV immer wieder denkbar knapp. Ein Stück weit sieht Jansen dafür aber auch sich und sein Team in der Verantwortung.
„Wir hatten beim HSV zu viele Phasen, in denen wir nicht selbstkritisch genug gewesen sind – gerade bei Erfolg“, kritisierte er. „Sportlich gesehen hätte man in den letzten sechs Jahren aufsteigen müssen“, machte er klar.
Jansen legt den Finger in die Wunde
Bis zu seinem Rückzug als Präsident wird Jansen nicht ruhen, sondern möchte noch ein Projekt vorantreiben. „Ein All-Star-Spiel im Volkspark mit Spielern der letzten 25 Jahre wäre ein Traum“, erklärte er und zählte Namen wie Mladen Petric, René Adler, Zé Roberto, Guy Demel und Paolo Guerreiro auf.
Dies wäre „ein Neuanfang für den bisher nicht optimalen Umgang mit den Ex-Profis“. Andere Klubs bekämen dies „besser hin als der HSV“. Ein solches Match könne „im Herbst in einer Länderspielpause“ stattfinden.
Tipp für den Nachfolger? Flammendes Plädoyer
Wer ab dem Sommer das Zepter übernimmt, ist noch offen, jedoch hat Jansen für seinen Nachfolger schon einen Tipp parat. „Stärke weiter das Ehrenamt, wo es nur geht! Vereine wie der HSV sind wichtig für die Gesellschaft. Hier sind Miteinander und Toleranz, Diversität und Chancengleichheit, Inklusion und Integration selbstverständlich. In allen Vereinen – egal, ob groß oder klein – wird die Demokratie gelebt“, machte er eine Ansage.
Vereine können Jansen zufolge „die Mitte der Gesellschaft und den Zusammenhalt stärken”, was gerade „in der heutigen Zeit wichtig“ sei.