Die brisante Abmachung zwischen den Machern der Fußball-WM 2006 und dem zwielichtigen Funktionär Jack Warner diente der Absicherung von Stimmen unmittelbar vor der Turnier-Vergabe.
Radmann: Warner hat "rumgejammert"
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"Wir wollten verhindern, dass er gegen uns arbeitet. Wir wollten verhindern, dass er andere Wahlmänner beeinflusst, auch noch gegen uns zu stimmen", sagte der frühere WM-OK-Vizepräsident Fedor Radmann am Donnerstag.
Allerdings, betonte der engste Vertraute des WM-Organisations-Chefs Franz Beckenbauer: "Es war immer klar, dass das Papier niemals zum Tragen kommen würde. Und Jack Warner hat immer gesagt: Meine Stimme kriegt ihr sowieso nicht." Deutschland gewann die Abstimmung am 6. Juli 2000 in Zürich mit 12:11 gegen Südafrika.
In der Zeitung Die Welt (Donnerstag-Ausgabe) hatte Radmann (71) zuvor von "einer Art Beruhigungsvertrag" gesprochen, was er auch bekräftigte: "Wir wollten Ruhe haben, ihn uns vom Hals schaffen, fertig, aus! Er hat immer, immer wieder so rumgejammert, was die Engländer alles für seinen Verband tun - und wir gar nichts. Da haben wir halt was gemacht."
Das "Beckenbauer-Dokument", ein auf den 2. Juli 2000 (vier Tage vor der WM-Vergabe) datierter Entwurf, war in den Archiven des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) aufgetaucht.
Es wurde von Beckenbauer für die deutsche und dem früheren FIFA-Vize Warner (Trinidad/Tobago) für die andere Seite unterschrieben, es war ein Grund für den Rücktritt des DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach.
Der Entwurf enthielt erhebliche Zusagen an Warner, Beckenbauer nannte es im SZ-Interview im November 2015 dagegen "ein Entwicklungshilfe-Paket mit Ticketing-Möglichkeit" für den Kontinentalverband CONCACAF.
Wie üblich, habe er auch dieses Papier "blind" unterschrieben.
Von der DFB-Interimsführung um die Präsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch wird das Dokument als Bestechungsversuch gewertet.