Gewaltsame Übergriffe im deutschen Amateurfußball scheinen inzwischen an der Tagesordnung zu sein und nehmen immer drastischere Ausmaße an.
Schiedsrichter bewusstlos geschlagen
Für den nächsten Eklat sorgte ein Spieler in Hessen bei einem Kreisliga-Spiel (C-Liga Dieburg, 11. Liga) zwischen FSV Münster und TV Semd. Der 28 Jahre alte Akteur von Münster wurde kurz vor Schluss vom Platz gestellt und schlug im Anschluss Schiedsrichter Nils C. zu Boden, wie auch ein auf Twitter hochgeladenes Video zeigt.
Der 22 Jahre alte Spielleiter war mehrere Minuten bewusstlos, während der Übeltäter direkt nach dem Vorfall den Platz verließ, ohne sich um den Referee zu kümmern. Der Schiedsrichter wurde im Anschluss mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Das Spiel wurde abgebrochen.
"Das ist absolut inakzeptabel. Das wird und muss Konsequenzen haben", sagte Kassenleiter Theo Greiner der Bürstädter Zeitung. Auch GSV Breitenbrunn, der Verein von Referee Czekala, verurteilte die Aktion: "Wir wollten nach der schrecklichen Nachricht alles ein bisschen sacken lassen bevor wir uns zu diesem Thema äußern. Fakt ist, das wir gar nicht so viel essen können wie wir kotzen könnten."
In einem kurzen Statement auf der Vereinshomepage hieß es weiter: "Was geht in einem Menschen vor der Gewalt gegen seine Mitmenschen ausübt?? Wer es nicht ertragen kann, dass man sich im Sport an Regeln halten muss, der soll zuhause bleiben. Wir tun alles, damit unser Schiedsrichter wieder auf die Beine kommt." Die Gesundheit des Unparteiischen sei das allerwichtigste. "Den Rest sollen andere entscheiden."
Spieltag in Berlin abgesagt
Im Berliner Amateurfußball wurde unterdessen der Spieltag am vergangenen Wochenende wegen eines Streiks der Schiedsrichter abgesagt. "Wir wollen auf die Gewalt auf Fußballplätzen aufmerksam machen", sagte Schiedsrichtersprecher Ralf Kisting im Deutschlandfunk.
In der laufenden Saison habe es bereits 109 Vorfälle von Gewalt und Diskriminierung auf Berliner Fußballplätzen gegeben, in 53 Fällen sei der Schiedsrichter davon betroffen gewesen.
"Es darf nicht den ersten toten Schiedsrichter in Deutschland geben", bevor sich etwas ändere, erklärte Kisting, der von einem bundesweiten Problem sprach.