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Flutlicht an! - Almut Sülzle: Feministin mit Fußballdoktor

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Flutlicht an! - Almut Sülzle: Feministin mit Fußballdoktor

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Feministin mit Fußballdoktor

Almut Sülzle ist Feministin mit Fußballdoktor und setzt sich für Vielfalt und Teilhabe im Stadion ein.
Almut Sülzle traf im Fußball "die tollsten Frauen"
Almut Sülzle traf im Fußball "die tollsten Frauen"
© SPORT1
Mara Pfeiffer
Mara Pfeiffer

Zum Feminismus ist Almut Sülzle schon als kleines Mädchen gekommen, zum Fußballs deutlich später. Für viele, sinniert die Wissenschaftlerin, sei in der Zeit völlig klar gewesen, man werde entweder Feminist*in oder interessiere sich für Fußball, nicht beides – und der Feminismus wurde für sie eben zuerst Thema. Sie habe schon als Kind "eine Ungerechtigkeit" festgestellt. "Mädchen dürfen dies, Jungen dürfen das – und das hat mich geärgert." Aus dieser Erkenntnis führt ihr Weg sie fast automatisch in die Geschlechterforschung.

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Zunächst macht Sülzle eine Ausbildung zur Buchhändlerin, weil ihr der Job aber zu viel mit Verkaufen und zu wenig mit Lesen und Lernen zu tun hat, sucht sie eine neue Herausforderung im Studium. Bei der Arbeit an einer technischen Hochschule, wo es darum geht, Mädchen für Technik zu interessieren, spürt Sülzle den alten Unwillen: Ihr gefällt nicht, wie über die Frauen gesprochen wird, die sich für Technik interessieren. "Niemand hat damit gerechnet, dass die einfach da sind, weil sie es gerne machen und sich wohlfühlen."

So beschließt Sülzle, sich als Promotionsthema Frauen in – vermeintlichen – Männerdomänen zu widmen. Neben Technik und Bundeswehr fällt ihr Wahl auf Fußball. "Da kenne ich eine", habe sie gedacht, erzählt die 53-Jährige lachend. Antje Hagel vom Fanprojekt Offenbach, mit der Sülzle seit ihrem Studium verbunden ist, eröffnet ihr im Stadion eine neue Welt. Sülzle promoviert zu "Fußball, Frauen, Männlichkeiten. Eine ethnographische Studie im Fanblock", was eine Freundin so kommentiert: "Die Almut hat einen Doktor in Fußball."

"Flutlicht an. Im Gespräch mit der Wortpiratin", der Podcast von Autorin Mara Pfeiffer auf SPORT1

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Sülzle und Hagel wollen als nächstes Frauen verbinden, die sich mit diesen Themen im Fußball beschäftigen und organisieren eine kleine Tagung. "Schon alleine in der Vorarbeit haben wir gemerkt, das soll so weitergehen. Es ist einfach toll, so zusammenzuarbeiten." So entsteht aus der Konferenz 2003 das "F_in – Netzwerk Frauen im Fußball" als Nahtstelle, zu der jährliche Treffen, Austausch in einer Mailingliste und gegenseitige Unterstützung gehören.

Sülzle traf im Fußball "die tollsten Frauen"

Im Fußball, sagt Sülzle, sei Sie "hängengeblieben", weil sie dort "die tollsten Frauen" getroffen habe. Was etwas mit der Art zu tun habe, wie Fußball von vielen nach wie vor gedacht werde – mit anarchischen Ritualen und festen Vorstellungen von Geschlechterrollen, auf die Frauen oft notgedrungen reagieren. Fußball ist für sie "eine Schule, um patriarchale Männlichkeit zu verstehen und zu lernen: Wie kann ich darauf reagieren – und sie blamieren."

Machtspiele der Geschlechter sieht die Wissenschaftlerin überall, an vielen Orten werde so getan, als ob echte Gleichberechtigung schon da wäre. Im Fußball hingegen sei das Fehlen der Gleichberechtigung offensichtlicher. "Da kann ich es einfach ganz offen beobachten und mit dem Wissen vielleicht in meinen Job zurückgehen." Wo es helfen kann, Ungleichheiten besser zu enttarnen und sich und andere zu zwingen, sich damit auseinanderzusetzen.

Sülzle "Fan von Fankultur"

"Kritik an bestimmten Männlichkeitsmustern trifft den Fußball im Kern", sagt Sülzle, die sich als "Fan von Fankultur" bezeichnet.

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Diese Kritik geht von allen aus: Frauen, nicht binäre, inter und trans Personen, aber auch jenen Männern, die mit diesen Mustern selbst nichts anfangen können und sich darum vom Fußball lange ausgeschlossen fühlten. Dass alle an der Diskussion beteiligt sind, ist zugleich Erfolg und Voraussetzung, sagt Sülzle, für die das Nachdenken über Schutzräume und Diversität im Stadion eine zentrale Aufgabe ist. Wobei Räumen nicht immer mit Wänden zu tun haben, sondern damit, überall für alle Raum zu schaffen – und Lösungen zu suchen. Wenn beispielsweise Stadioneingänge nach Frauen und Männer getrennt werden, schließt das ebenso Menschen aus wie das Fehlen von All-Gender-Toiletten, erklärt sie.

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"Es ist auch wichtig, wenn man an Schutzräume denkt zu fragen: Wo sind Orte, die als gefährlich, als unangenehm wahrgenommen werden – und was kann man da tun?" Da setzt auch Sülzles aktuelle Arbeit bei der "Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene soziale Arbeit KoFaS" an, in der es unter dem Motto "Vielfalt im Stadion" um Zugang, Schutz und Teilhabe beim Stadionerlebnis geht. Und weil es wichtig ist, miteinander zu reden und nicht übereinander, kooperiert die KoFaS dabei mit den Queer Football Fanclubs (QFF).