Kurze Hose, blaues Karo-Hemd, die Händen locker in den Hosentaschen. Hinter ihm Palmen und der Strand. Thomas Tuchel hat in Indien ein bemerkenswertes Interview gegeben.
Thomas Tuchel: "Er liebte die Schmetterlinge" - außergewöhnliches Interview auf Youtube
Kurioses Tuchel-Interview auf Youtube
Nach seiner Entlassung beim FC Chelsea nahm der 49-Jährige eine Auszeit, weg vom öffentlichen Trubel und mietete sich unter anderem im Sitaram Beach Retreat, einem Ayurveda Ressort in Thrissur am Nattika Beach ein.
Dort gab er dem Ayurveda-Heiler Dr. Vignesh Devraj ein Interview, ein 40-Minuten-Clip, der vom Ressort Anfang Dezember auf Youtube veröffentlicht wurde. „Lernen Sie unseren geschätzten Gast Thomas Tuchel kennen, der uns kürzlich für eine Panchakarma-Behandlung besucht hat“, wird das Video beschrieben.
Thomas Tuchel „liebte die Schmetterlinge“
Und Tuchel, der nicht gerade als fleißiger Interview-Geber bekannt ist, gab viele interessante Details zum Besten.
„Ich habe viel Gewicht verloren im Vergleich zu meinen erst sechs Jahren als Profi-Trainer. Damals hatte ich nicht die Routine, das Wissen, was gut für mich ist. Ich habe damit nach meinen ersten fünf, sechs Jahren als Profi-Trainer angefangen, mit der Inspiration von Novak Djokovic, seiner Anpassung der Ernährung, glutenfrei und ähnliches. Das hat mich sehr inspiriert“, erklärte der ehemalige BVB-Trainer.
Nach Beschreibung des Ayurveda-Ressorts habe es Tuchel sehr gut gefallen. „Er hatte hier eine bemerkenswerte Erfahrung und schätzte die heilende Atmosphäre des Retreats sehr“, ist in der Video-Beschreibung zu lesen. „Er liebte die Schmetterlinge, die um unseren üppig grünen Campus flatterten, und den beruhigenden Blick auf das Meer.“
Tuchel über seine Routine nach dem Spiel
Tuchel sprach mit Dr. Devraj auch über seinen Umgang mit Kritik, der er im Laufe seiner Trainer-Laufbahn immer wieder ausgesetzt war. „Ich habe mir selbst beigebracht, nicht über mich selbst zu lesen. Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr hat es mich beeinflusst. Auch Lob, nicht nur Kritik. Es arbeitet in dir, ob du willst oder nicht. Ich will es nicht“, sagte er.
Deswegen schütze er sich, zumal er selbst am besten über sein Team Bescheid wisse. Im Falle einer Niederlage analysiere er selbstkritisch die Partie nochmal, wobei er sich manchmal auch den „Luxus“ nehme zu sagen: „Lass uns das Spiel schnell vergessen. Das nächste Match steht in drei Tagen an und lasst uns die Dinge einfach besser machen.“
Er selbst habe eine Routine entwickelt, die er nach jeder Partie einhalte. So gehe er nach Mitternacht raus, um zu joggen. „Ich habe damit in Dortmund angefangen, egal, ob wir gewonnen oder verloren haben“, erläuterte er und ergänzte, dass er die Dinge „ausschwitzen“ wolle.
Tuchel nutzt Coaching bewusst
Er ließ auch sein Coaching am Spielfeldrand nochmal Revue passieren. Während es meistens „Frustration und Stressabbau“ sei, nutze er seine Emotionen manchmal auch ganz bewusst.
„Mir passiert es auch regelmäßig, dass mich die Energie eines Spiels vereinnahmt. Es ist aber auch ein Zeichen an die Bank. Wenn die Auswechselspieler und die Mitarbeiter auf der Bank sehen, dass der Trainer bereit für den Kampf ist und sich nicht scheut, mit dem gegnerischen Trainer zu kämpfen, kann das auch ein Zeichen sein, mutig und aggressiv zu sein“, meinte er.
In diesem Zusammenhang fand er es als Trainer „viel einfacher“, als es während der Corona-Pandemie keine Zuschauer in den Stadien waren. „Ich hatte das Gefühl, dass die Spiele taktischer wurden“, behauptete er.
Allerdings sagte er auch, dass er „die Zuschauer sehr vermisst“ habe. „Das Momentum, das eine Menge kreieren kann, fehlte“, berichtete er und ergänzte: „Für diese Momente leben wir, diese Energie zu erleben. Als Trainer war es kontrollierter ohne Zuschauer, aber kein Spaß.“
Wird Tuchel englischer Nationaltrainer?
Wann er das nächste Mal in den Genuss eines vollen Stadions kommt, ist jedoch noch offen. Aktuell wird er als Kandidat auf den Posten des englischen Nationaltrainers gehandelt.
Welche Herausforderung am Ende auch immer auf ihn warten wird, das Sitaram Beach Retreat hat Tuchel nach eigenen Angaben bestens darauf vorbereitet.
„Er teilte uns mit, dass er bei seinem Besuch beim Retreat neue Kraft und immenses Selbstvertrauen gefunden habe, um neue Anfänge im Leben zu machen“, hieß es vonseiten seiner Gastgeber.