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Ex-HSV-Trainer Fink hat neuen Job: "Wir wollen 13 bis 15 neue Spieler holen"

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Ex-HSV-Trainer Fink hat neuen Job: "Wir wollen 13 bis 15 neue Spieler holen"

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„Wollen 13 bis 15 neue Spieler holen“

Thorsten Fink übernimmt ab der kommenden Spielzeit den belgischen Erstligisten VV St. Truiden. Im SPORT1-Interview spricht der ehemalige Trainer des Hamburger SV über seinen Ex-Verein und seine neue Aufgabe.
Als Enzo Milliot die Führung für den VfB Stuttgart erzielt, eskaliert die Situation im Hamburger Volksparkstadion. Die Spieler gehen aufeinander los, es kommt zur Rudelbildung. Warum eskaliert die Situation?
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Thorsten Fink ist ab der nächsten Saison der neue Cheftrainer des belgischen Erstligisten VV St. Truiden.

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Der 55-Jährige, der zuletzt Al-Nasr SC in Dubai trainierte, folgt auf Bernd Hollerbach, der wie Fink einst den Hamburger SV trainierte.

Natürlich blickt Fink immer noch zu den Rothosen, die erneut den Aufstieg in die Bundesliga in der Relegation gegen den VfB Stuttgart verpassten.

Thorsten Fink sprach auch über den verpassten HSV-Aufstieg
Thorsten Fink sprach auch über den verpassten HSV-Aufstieg

Im SPORT1-Interview spricht er über seinen neuen Job in der Provinz Limburg, den belgischen Fußball und den HSV.

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SPORT1: Herr Fink, wie war die erste Zeit im neuen Klub?

Thorsten Fink: Ich habe noch nicht richtig angefangen, habe mir aber schon die beiden Spiele Genk gegen Union Saint-Gilloise und Gent gegen Lüttich angeschaut. Am 12. Juni werde ich das erste Training in St. Truiden leiten. Die Zusammenarbeit im Klub ist hervorragend. Allein meine Vorstellung war sehr professionell, seriös und respektvoll. So habe ich mir das vorgestellt.

„Ich möchte auch mal wieder zwei Jahre in einem Verein arbeiten“

SPORT1: Warum haben Sie sich für VV St. Truiden entschieden?

Fink: Mich reizt die Liga in Belgien sehr. Da wird auch toller Fußball gespielt. Ich habe mich im Vorfeld erkundigt. Es wird dort sehr nachhaltig gearbeitet. Ich kenne die Philosophie, es geht sicher auch darum, mit dem japanischen Verband Japaner nach Europa zu holen. Ich war ja in Japan und kenne die Kultur und den Markt dort sehr genau. Und VV St. Truiden wird von einigen Japanern geführt. Der CEO ist auch Japaner. Beides zusammen hat mir ein sehr gutes Gefühl gegeben. Ich möchte auch mal wieder zwei Jahre in einem Verein arbeiten. Meine letzten beiden Stationen waren eher kurze Engagements. Das brauche ich nicht mehr. Der Klub hat in den zurückliegenden sechs Jahren nur einen Trainer entlassen, das gibt mir auch Sicherheit. Das brauche ich.

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SPORT1: Sie waren zuletzt Trainer in Dubai, jetzt sind Sie geografisch wieder deutlich näher an der Bundesliga. War das auch ein wichtiger Grund?

Fink: In Dubai war es nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Es war aber dennoch eine lehrreiche Zeit, da habe ich einiges mitgenommen. Ich konnte dort wertvolle Erfahrungen sammeln. Mein Gedanke ging jetzt nicht in die Richtung, wieder näher an der Bundesliga zu sein, sondern in einer guten Liga in Europa zu arbeiten. Die belgische Liga ist sehr interessant. Es gibt tolle Stadien, es wird Tempo-Fußball gespielt und viele junge, talentierte Spieler spielen dort. Meine Entscheidung für Belgien hat mit der Bundesliga nichts zu tun. Schön ist es aber, dass ich in nur zwei Stunden mit dem Auto zu meiner Mutter und meinen Geschwistern fahren kann. Ich bin in Belgien auch näher bei meiner Familie.

Thorsten Fink ist zurück in Europa
Thorsten Fink ist zurück in Europa

Der Japan-Plan in St. Truiden

SPORT1: Wie sehen Sie den belgischen Fußball?

Fink: Der belgische Fußball ist in den vergangenen Jahren immer interessanter geworden. Superstars wie De Bruyne oder Lukaku kommen aus Belgien. Es ist ein Fußball-Land. Es ist natürlich ganz gut, dass Domenico Tedesco Nationaltrainer geworden ist, das freut mich sehr für ihn. Die Liga reizt mich ungemein. Viele Scouts sind in Belgien tätig. Das ist wirklich ein guter Markt.

Es gibt viele tolle Talente. Man ist in zwei Stunden in England, da kann man sich leicht belgische Spieler anschauen. Woanders ist der Fußball einfach nur da in der Stadt, in Belgien wird er schon mehr gelebt. Der Fußball hier ist taktisch auf einem hohen Niveau. Noch besser als in der Schweiz oder in Österreich. Es wäre aber cleverer, erstmal ein Jahr dort zu arbeiten, bevor ich schon jetzt sage, wo ich den belgischen Fußball sehe.

SPORT1: Welchen Plan haben Sie mit Ihrem neuen Klub?

Fink: Ich habe natürlich einen Plan. Wir müssen nicht Erster werden. Ich will die Philosophie des Klubs weiter fortführen, junge Spieler besser machen und weitere Japaner nach Belgien holen. In St. Truiden haben ja Spieler wie Daichi Kamada (zuletzt Eintracht Frankfurt, d. Red.) und Wataru Endo (VfB Stuttgart) gespielt. Das sind gute Jungs. Die Nähe zum japanischen Verband hat mich interessiert. Ich will helfen, dass der Klub in der übernächsten Saison nach Europa kommt.

Daichi Kamada und Wataru Endo spielten gemeinsam in St. Truiden.
Daichi Kamada und Wataru Endo spielten gemeinsam in St. Truiden.

SPORT1: Es wird aber einen Umbruch geben.

Fink: Kurzfristig ist es mein Ziel, eine neue Mannschaft in St. Truiden zu bilden. Wir wollen 13 bis 15 neue Spieler holen und das ist nun mal ein Umbruch. Dies bedeutet natürlich, dass es am Anfang mit den Automatismen schwierig wird. Ich bin aber bei einem Verein, wo ruhig gearbeitet wird. Das ist der kurzfristige Plan. Mittelfristig wollen wir zwischen Platz sechs bis zwölf einlaufen. Ich will auf jeden Fall viele Dinge verbessern.

„Ich hatte keine Lust mehr auf Abenteuer“

SPORT1: Ihre letzten beiden Klubs waren Abenteuer. Hatten Sie keine Lust mehr auf Abenteuer?

Fink: Genau so ist es. Meine letzten Klubs waren Abenteuer und ich hatte keine Lust mehr auf Abenteuer. Ich wollte wieder etwas Nachhaltiges.

SPORT1: Dennis Aogo hat Sie zuletzt im SPORT1-Interview sehr gelobt, Sie als seinen besten Trainer beim HSV bezeichnet. Was sagen Sie dazu?

Fink: Das hat mich schon sehr gefreut, das zu lesen. Dennis hatte tolle Trainer beim HSV und es ist meine Motivation, das weiter zu erreichen, wenn Spieler Jahre später so dankbar sind. Er war damals ein jüngerer Spieler und einem Jungen wie ihm etwas mitzugeben, dafür bin ich Trainer geworden. Keiner erfindet eine neue Taktik, aber natürlich habe ich Dennis taktisch neue Ideen mitgegeben und es ist schön, wenn das bei ihm hängengeblieben ist. Es zeigt mir, dass ich mit meiner Arbeit etwas bewirken kann. Auch menschlich soll da etwas rüberkommen. Ich habe immer noch Kontakt zu Dennis und er wird weiter seinen Weg gehen.

Thorsten Fink hat einen neuen Job
Thorsten Fink hat einen neuen Job

HSV wieder nicht aufgestiegen! „Schon eine Katastrophe“

SPORT1: Kommen wir zu einem Ihrer Ex-Klubs, bei dem Sie gerne länger geblieben wären. Der HSV muss in seine sechste Saison in der 2. Liga. Die Fans wirkten so, als wäre das keine Katastrophe. Ist es das wirklich nicht?

Fink: Es ist so schade, dass es der HSV wieder nicht geschafft hat. Man war so nah dran. Ich denke immer wieder gerne an meine Zeit in Hamburg zurück. Ich war zwei Jahre Trainer beim HSV, das war sehr intensiv und hat mir großen Spaß gemacht. Klar, ich war damals noch jünger und da ist es schwieriger, einen großen Verein zu führen. Das hat man bei Bayern und Julian Nagelsmann gesehen. Man kann inhaltlich gut sein und am Ende reicht es doch nicht. Ottmar Hitzfeld hat das damals großartig gemacht, wie er eine Mannschaft führte. Er war immer ein Vorbild, war einfach großartig. Heute habe ich mehr Erfahrung als damals beim HSV. Es ist schon eine Katastrophe, dass der Klub erneut nicht aufgestiegen ist.

Der Hamburger SV scheiterte erneut in der Relegation. Diesmal verpassten die Rothosen gegen den VfB Stuttgart den Aufstieg; das lag neben individuellen Patzern vor allem an der spielerischen Ausrichtung des Teams von Tim Walter.
07:08
HSV unaufsteigbar! Ist die Bundesliga-Relegation unfair?

SPORT1: Was sehen Sie positiv?

Fink: Was mich generell freut, ist dieser neue Zusammenhalt zwischen dem HSV und seinen Fans. Und man hat gesehen, dass in der alten Saison nachhaltig gearbeitet wurde und man am Trainer festgehalten hat. Wenn der HSV Dritter wird und nicht aufsteigt, ist es natürlich ein Problem. Hamburg ist eine so schöne Stadt und dieser Klub mit den Voraussetzungen gehört einfach in die Bundesliga. Es geht um Nachhaltigkeit und Kontinuität. Da muss man nur nach Heidenheim schauen. Es geht nicht immer nur um Geld. Leider konnte man nicht den Aufstieg zusammen feiern. Das ist wirklich sehr schade.

SPORT1: Wird der HSV auf lange Zeit Zweitligist sein?

Fink: Ich wünsche dem HSV natürlich den Aufstieg. Jetzt müssen sie einen neuen Anlauf nehmen. Leichter wird es in der nächsten Saison sicher nicht, denn Hertha und Schalke wollen auch wieder hoch. Die Leute beim HSV müssen weiter daran glauben, dass sie es schaffen können. Der Verein ist schon fünf Jahre ein Zweitligist. Man muss versuchen, dass es endlich mal klappt. Der HSV muss aufpassen, dass man sich nicht an die 2. Liga gewöhnt. Das ist eine Gefahr für den Verein.

SPORT1: Sie folgen bei St. Truiden auf Bernd Hollerbach, einen anderen Ex-HSV-Trainer. Haben Sie sich mit ihm ausgetauscht?

Fink: Ich habe mich mit Bernd noch nicht ausgetauscht, werde ihn sicher noch anrufen. Er ist ein super, geradliniger Typ und guter Trainer, der einen anderen Ansatz hat im Fußball. Jeder Trainer hat seine eigene Idee. Ich habe da eine andere Herangehensweise und ich werde mit Bernd noch telefonieren. Vielen in St. Truiden hat seine Art gefallen, vielleicht hat man mit mir deshalb wieder einen deutschen Trainer geholt. Gerade, was Geradlinigkeit und Zielsetzungen angeht, sind wir den Japanern ähnlich.

SPORT1: Wie groß ist Ihre Sehnsucht nach der Bundesliga?

Fink: Ich habe keine Sehnsucht nach der Bundesliga, ich bin ein Kind der Bundesliga. Ich wehre mich nicht dagegen, wenn eine Anfrage aus Deutschland kommt. Einige Male hätte es zuletzt fast geklappt. Aber es ist nicht mein Ziel. Ich war auf dem Markt und jetzt bin ich zufrieden in Belgien anzufangen. Ich muss nicht in der Bundesliga arbeiten. Mich bringen Engagements wie jetzt in Belgien weiter. Und natürlich will ich auch Erfolg haben. Ich bin ganz entspannt, was die Zeit für mich bereithält. Ich bin ein Trainer mit viel Erfahrung und bin mir sicher, dass ich im neuen Klub einiges bewirken kann.

SPORT1: Letzte Frage: Wo sehen Sie sich als Trainer?

Fink: Ich bin jetzt 55 und natürlich wehre ich mich nicht gegen die Bundesliga, aber wenn gerade andere Trainer dort das Zepter schwingen, sollen sie das machen. Ich habe rund 400 Spiele als Trainer auf dem Buckel, war in Österreich, Japan, Deutschland und der Schweiz. Das sind sehr interessante Märkte. Erfahrung kann dir keiner nehmen. Für taktische Themen hat man auch immer wieder Spezialisten dabei, sodass es nicht das Problem ist, dass man auf dem Gebiet hinterherhinkt. Ich lerne in der Fremde immer noch dazu. Das ist auch gut so. Wenn dann die Bundesliga irgendwann wieder ein Thema werden sollte, freue ich mich. Aber jetzt will ich mich ganz auf die zwei Jahre in St. Truiden konzentrieren. Ich will nicht nach sechs Monaten wieder gehen. Der Grund war nicht das Geld. Ich hätte woanders das Vierfache verdienen können, aber der Fußball ist mir wichtig. Ich freue mich total auf Belgien.