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Georg Koch schreibt bei SPORT1: „Mit diesen Zeilen möchte ich jedem Mut machen“

Koch mit emotionaler Botschaft

Georg Koch blickt auf ein gesundheitlich sehr schwieriges Jahr zurück. Bei SPORT1 lässt der ehemalige Bundesliga-Keeper dieses Revue passieren.
Georg Koch lief bis 2009 für unter anderem Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Kaiserslautern und den MSV Duisburg auf. Gegenüber SPORT1 spricht er offen über seine schwere Krebserkrankung.
Georg Koch blickt auf ein gesundheitlich sehr schwieriges Jahr zurück. Bei SPORT1 lässt der ehemalige Bundesliga-Keeper dieses Revue passieren.

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und auch ich schaue zurück - nicht, um zu jammern, sondern um ehrlich zu sein. 2023 hat mir einiges abverlangt. Seit meiner Diagnose lebe ich mit der Gewissheit, dass meine Zeit begrenzt ist.

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist ein Gegner, der einem nicht viel Spielraum lässt. Trotzdem lebe ich. Und ich kämpfe. So wie mir geht es vielen anderen Menschen auch. Im September hatte ich bei SPORT1 die Möglichkeit, offen über meine Krankheit zu sprechen. Ich trug dabei ein T-Shirt der Toten Hosen mit der Aufschrift „Bis zum bitteren Ende“. Das beschreibt meinen Weg, das bin ich. Ich verliere meinen Humor nicht, auch wenn die Lage ernst ist.

Das gibt mir Kraft

Natürlich gibt es dunkle Tage. Tage, an denen ich einfach liegen bleiben will. Doch ich habe meine Lebenspartnerin und meine Kinder, die genauso stark sind wie ich - vielleicht sogar stärker. Das gibt mir Kraft. Kraft, um weiterzumachen.

Ich war nie jemand, der den Fokus auf sich gerichtet hat. Meine Gedanken gehen zu den Kindern auf den Krebsstationen. Während ich auf eine ereignisreiche Karriere zurückblicken kann, haben sie kaum etwas vom Leben gesehen. Viele verbringen ihre Tage in sterilen Krankenhäusern, während Gleichaltrige die Welt entdecken. Diese Ungerechtigkeit lässt mich nicht los.

Das Benefizspiel für den VfR Marienfeld im Oktober war einer dieser besonderen Momente in meinem Jahr. Freunde, Familie und Weggefährten waren dabei und haben mir gezeigt, dass ich nicht allein bin. Der Moment, als ich mit meinen Kindern, meiner Lebenspartnerin sowie meiner Ex-Frau, der Mutter meiner Kinder, den Platz betrat, wird mir immer in Erinnerung bleiben. Es war ein Herzschlagmoment, der mich getragen hat, auch durch die Rückschläge, die danach kamen.

Aufgeben? Das war noch nie mein Stil

Ich weiß, dass meine Kraft nicht unendlich ist - das musste ich akzeptieren. Aber aufgeben? Das war noch nie mein Stil. Egal ob auf dem Platz oder jetzt im Leben: Ich kämpfe, solange ich kann. Im Februar werde ich 53. Mein einziger Wunsch ist, diesen Tag mit meiner Familie zu erleben. Wenn ich auch sagen muss, dass der Tag gar nicht so elementar wichtig ist. Für mich ist jeder neue Tag, an dem ich morgens aufwache, Geburtstag.

Mir ist ganz wichtig, dass meine Krankheit nicht deshalb so schlimm ist, weil ich da draußen bekannt bin. Im Leid sind wir Menschen alle gleich. Seit dem Benefizspiel für meinen Heimatverein VfR Marienfeld lebe ich zurückgezogen, doch das bedeutet nicht, dass ich verstumme. Mit diesen Zeilen möchte ich jedem Mut machen, der gerade kämpft - egal wogegen.

Der Tag X wird kommen, das ist mir klar. Aber bis dahin mache ich weiter. Dankbar für jeden Moment, jeden Rat und jede Möglichkeit, die Krankheit zu bremsen. Dankbar für das Leben, solange ich es habe.