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Wie ein kleiner Azoren-Klub Geschichte schreibt

Ein kleines Fußballwunder

Der CD Santa Clara, ein kleiner Verein aus der Stadt Ponta Delgada auf den Azoren, hat in Portugal für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Als Aufsteiger ist der Klub in den Europapokal eingezogen.
CD Santa Clara sorgt aktuell für ein Fußballlwunder
CD Santa Clara sorgt aktuell für ein Fußballlwunder
© instagram.com/cd_santaclara
Der CD Santa Clara, ein kleiner Verein aus der Stadt Ponta Delgada auf den Azoren, hat in Portugal für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Als Aufsteiger ist der Klub in den Europapokal eingezogen.

Der 34. Spieltag der portugiesischen Liga war an Dramatik kaum zu überbieten. Punktgleich gingen die Lissabonner Stadtrivalen Sporting und Benfica auf den Plätzen eins und zwei in ihre Partien. Am Ende gewann Sporting vor heimischer Kulisse mit 2:0 gegen Guimaraes und triumphierte damit im Fernduell mit Benfica, das nicht über ein 1:1 in Braga hinauskam. Dies war jedoch nicht die einzige weitreichende Entscheidung des Samstags. Was dahinter passierte, war nämlich nicht weniger spektakulär.

Denn nicht nur bei Sporting, sondern auch über 1.400 Kilometer weiter westlich knallten die Korken. Mitten im Atlantischen Ozean, der idyllischen Heimat des Aufsteigers CD Santa Clara. 2:1 siegte der Klub von der Azoreninsel Sao Miguel beim bereits abgestiegenen SC Farense und sprang im letzten Moment vor auf Platz fünf, weil der unmittelbare Konkurrent Guimaraes keine Punkte sammelte. Das heißt: Europapokal!

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Als der Schlusspfiff ertönte, konnten Fans und Spieler ihr Glück kaum fassen. Über die gesamte Saison hinweg beeindruckte der Neuling immer wieder nachhaltig. 17 Siege und sechs Unentschieden standen letztlich zu Buche.

Der Schlüssel zum großen Erfolg war die stabile Abwehr, die in 34 Spielen nur 32 Gegentore zuließ. Mit dem fünften Platz sicherte sich Santa Clara immerhin einen der begehrten Startplätze für die Qualifikation zur Conference League in der kommenden Saison.

“Es ist ein großartiger Ort“

Santa Clara hat seinen Sitz in Ponta Delgada, der Hauptstadt der Insel, die etwas mehr als 70.000 Einwohner zählt - und ist ohnehin schon der einzige Klub aus Sao Miguel, der jemals in einen UEFA-Wettbewerb einzog.

2002 nahmen die Portugiesen am UEFA-Intertoto-Cup teil und erreichten die zweite Runde. 2021 schied man dann in den Playoffs der Conference League nach zwei Spielen gegen den serbischen Vertreter FK Partizan Belgrad aus. Das Hinspiel gewann Santa Clara mit 2:1, das Rückspiel ging jedoch mit 0:2 verloren.

Nun folgt der dritte Anlauf, es bis in die Ligaphase zu schaffen, die seit dem vergangenen Jahr die früher gewohnte Gruppenphase ersetzt.

In den sozialen Medien scherzten Fans bereits über die langen Anreisen der Gegner, sollte Santa Clara es tatsächlich dorthin schaffen – vor allem, wenn der Verein auf Teams wie den FK Astana aus Kasachstan treffen würde, der sich ebenfalls für den Wettbewerb qualifiziert hat. Die Entfernung zwischen beiden Städten beträgt unfassbare 7.260 Kilometer Luftlinie.

„Santa Clara gegen Astana aus Kasachstan, lasst es uns schaffen“, schrieb einer der User auf X. Ein weiterer Kommentar ging in eine ähnliche Richtung: „Ich hoffe, dass der Rekord für die meisten zurückgelegten Kilometer in einem europäischen Spiel aufgestellt wird, wenn sie wie ein Team aus Aserbaidschan antreten. Die Mannschaften könnten sich so glücklich schätzen, auf die Azoren zu kommen. Es ist ein großartiger Ort.“

Weshalb Santa Clara brasilianisch geprägt ist

Das sehen offenbar auch viele Brasilianer so. Ganze 15 Spieler des aktuellen Kaders stammen aus dem südamerikanischen Land. Allein sieben von ihnen standen beim letzten Ligaspiel in der Startelf und bildeten den Stamm der Mannschaft. Der brasilianische Torhüter Gabriel Batista ist gleichzeitig Kapitän und Mittelstürmer Vinícius Lopes mit acht Treffer der erfolgreichste Torschütze.

Zufall ist das natürlich nicht. An der Spitze des Erfolgs steht der Unternehmer und erfahrene Fußballmanager Bruno Vicintin, einst Vorstandsmitglied von Cruzeiro, im deutschsprachigen Raum allgemein bekannt als Cruzeiro Belo Horizonte.

Zwischen 2013 und 2015 arbeitete er zunächst als Jugenddirektor bei Cruzeiro. Später führte er den Klub als Vizepräsident von 2015 bis 2017 zu großen Erfolgen. Er gewann die Copa do Brasil 2017 und erreichte einen beachtlichen fünften Platz in der brasilianischen Meisterschaft.

Im Juli 2022 übernahm Vicintin schließlich die Mehrheit der Anteile an Santa Clara – eine Entscheidung, die sich auszahlte. Dank seines strategischen Geschicks führte er den Verein in der Saison 2023/24 auf Anhieb zur Meisterschaft in der zweiten portugiesischen Liga. Dabei wurde er von früheren Wegbegleitern aus seiner Cruzeiro-Zeit unterstützt, darunter Sportdirektor Klauss Camara.

Das brasilianische Flair scheint Santa Clara also sehr gut zu bekommen.