Fußball>

Rummenigge umgarnt Müller exklusiv im SPORT1-Interview

Rummenigge umgarnt Müller

Die Bayern-Legende Karl-Heinz Rummenigge wird 70. Im zweiten Teil des exklusiven SPORT1-Interviews spricht er unter anderem über seine Rolle als Fußballfunktionär.
Michael Reschke, Technischer Direktor beim FC Bayern von 2014 bis 2017, beschreibt Uli Hoeneß' und Karl-Heinz Rummenigges Wirken beim deutschen Rekordmeister und wählt einen scherzhaften Vergleich.
Die Bayern-Legende Karl-Heinz Rummenigge wird 70. Im zweiten Teil des exklusiven SPORT1-Interviews spricht er unter anderem über seine Rolle als Fußballfunktionär.

Die Bayern-Ikone Karl-Heinz Rummenigge wird 70. Nach einer erfolgreichen Karriere als Fußballprofi und Vizepräsident beim FC Bayern fungiert Rummenigge nun als Funktionär.

Im exklusiven Interview mit SPORT1 spricht er über seine Funktionärsarbeit und was er den Weltmeistern von 2014 raten würde.

SPORT1: Im Jahr 2002 wurde der Profifußball des FC Bayern in eine Aktiengesellschaft ausgegliedert und Sie wurden Vorstandsvorsitzender. Im Tagesgeschäft waren Sie damit der wichtigste und mächtigste Mann an der Säbener Straße. Hat sich für Sie damals ein Traum erfüllt?

Karl-Heinz Rummenigge: Ich hatte zehn Jahre als Vizepräsident hinter mir und konnte mich im Windschatten von Franz und Uli darauf vorbereiten, was mir sehr geholten hat und wofür ich sehr dankbar bin. Wir mussten den Profifußball in die AG auslagern, um den Bau der Allianz Arena seriös zu finanzieren. Franz hat mir damals den Posten als Vorstandsvorsitzender angeboten, Uli und Karl haben die Entscheidung mitgetragen. Das war natürlich eine große Ehre für mich, ganz klar.

SPORT1: Sie waren und sind auf internationalem Parkett bestens vernetzt. FIFA, UEFA, ECA – überall hatten und haben Sie großen Einfluss. Wie setzt man sich da durch? Half es Ihnen, dass Sie als ehemaliger Weltklasse-Fußballer bereits sehr bekannt waren?

Rummenigge: Das hat natürlich eine Rolle gespielt, ich musste mich nirgends groß vorstellen. (lacht) Mein Netzwerk habe ich mir aber bereits in der Zeit als Vizepräsident aufgebaut. Ich bin viel gereist und habe mit anderen Funktionären diskutiert. Damals gab es dann die G14 [der erste Zusammenschluss europäischer Top-Klubs – Anm. d. Red.], in der Uli Hoeneß und ich eine besondere Rolle gespielt haben, um die Interessen des FC Bayern zu vertreten. Als ich dann Vorstandsvorsitzender wurde, war ich schließlich federführend an der Gründung der ECA beteiligt. Das war dann mein internationaler Durchbruch, das kann man schon so sagen.

Rummenigge: „Der FC Bayern war mir immer am nächsten“

SPORT1: Was war Ihnen als ECA-Vorsitzender, der Sie mehr als neun Jahre lang waren, besonders wichtig?

Rummenigge: Von Anfang an haben der damalige UEFA-Präsident Michel Platini und ich versucht, die richtigen Weichen zu stellen. Seitdem hat der Klubfußball bei der UEFA, aber auch der FIFA, einen ganz anderen Stellenwert. Die ECA ist mittlerweile die Stimme der Klubs, ihr gehören mittlerweile über 770 Vereine an. Man muss in diesem Job – wie in jedem anderen Beruf auch – sehr fleißig sein. Ich bin jedes Jahr zu den Präsidenten von Real Madrid, dem FC Barcelona, nach Italien und zu den englischen Top-Klubs gereist und habe mich dort mit den Verantwortlichen ausgetauscht. Wir haben besprochen, welche Wünsche bestehen und wie wir sie durchsetzen können. Das brachte mir Respekt ein und es entstanden langjährige Freundschaften. Dass der FC Bayern gleichzeitig sportlich sehr erfolgreich war, hat natürlich zusätzlich geholfen.

SPORT1: Wie kann der FC Bayern auf diesem Parkett wieder mehr Präsenz zeigen und Einfluss gewinnen?

Rummenigge: Unser CEO Jan-Christian Dreesen ist ein hervorragender Vertreter des FC Bayern und mittlerweile ECA-Vize. Er vertritt dort speziell die Interessen des FC Bayern und der gesamten Bundesliga. Er hat das Amt und die auch die Qualifikation dazu.

SPORT1: Sind es Ihre Erfolge bei der ECA und in den großen Verbänden, auf die Sie besonders stolz sind? Vielleicht noch mehr als auf Ihre Leistungen beim FC Bayern?

Rummenigge: Der FC Bayern war mir immer am nächsten, sein Wohl war mir am wichtigsten. Erfolge und Misserfolge des eigenen Klubs erlebt man immer am intensivsten. Als UEFA- oder FIFA-Präsident hätte mir immer das Spiel am Wochenende gefehlt, dieses Mitfiebern, Mitzittern und Mitleiden. Das Wichtigste war mir immer, dass der FC Bayern krisenfest ist. Wir haben jedes Tief in den 20 Jahren immer gemeinsam gemeistert. Da lernst Du Leute kennen! Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Karl Hopfer, später Herbert Hainer und Jan-Christian Dreesen – das waren und sind die Menschen, auf die man sich jederzeit verlassen konnte. Alle standen bereit und haben die Fahne des FC Bayern hochgehalten.

Weltmeister von 2014 haben „andere Vorstellungen“

SPORT1: Sie haben Anfang des Jahres gesagt, dass Sie den Eindruck haben, die heutige Fußballer-Generation habe womöglich bereits zu viel Geld verdient und strebe deswegen keinen Job als Funktionär an. Wie kann man zum Beispiel die Weltmeister von 2014 davon überzeugen, dass sich ein solcher Schritt lohnt?

Rummenigge: Sie müssen selbst den inneren Antrieb haben und Freude daran finden. Ich habe den Eindruck, dass viele von ihnen grundsätzlich Lust hätten, etwas zu machen – allerdings nicht unbedingt in einem Umfeld, das sieben Tage die Woche Einsatz verlangt. Diese Generation hat durch den Erfolg und das damit verbundene Einkommen vielleicht andere Vorstellungen von ihrer Lebensplanung. Das ist auch völlig legitim und kein Vorwurf – man muss es einfach respektieren.

SPORT1: Gilt das auch für Thomas Müller?

Rummenigge: Thomas‘ Entscheidung, nämlich weit weg nach Kanada zu gehen, neue Erfahrungen zu sammeln und seinen Horizont zu erweitern, ist goldrichtig. Ich könnte mir vorstellen, dass wenn er zurückkommt und noch diese Lust hat, eine Führungsposition anzutreten, wäre das ein großer Gewinn für den FC Bayern. Vielleicht ist mit Thomas Müller das möglich, was im Moment schwierig erscheint.