Ein paar kleine Probleme gibt es manchmal. In Deutschland wurde Svend Brodersen stets „Schredder“ gerufen. In seiner neuen Heimat Japan können die Menschen diesen Spitznamen aber nicht aussprechen und so wurde er kurzerhand zu „Bro“ umgetauft. Und doch ist der 28-Jährige trotz dieser minimalen Hindernisse in dem asiatischen Land längst einer der größten Fußballstars geworden. Der deutsche Keeper wird geliebt!
Weshalb ein deutscher Keeper in Japan verehrt wird
Deutscher Keeper in Japan geliebt
Dabei passt der gebürtige Hamburger auf den ersten Blick eigentlich gar nicht wirklich in das Land der zurückhaltenden Menschen. Brodersen fällt allein wegen seiner Größe von 1,88 Metern, seiner Frisur und seines Trikots auf. Dazu kommt noch die emotionale und laute Art des Schlussmannes von Fagiano Okayama.
Brodersen wird in Japan gefeiert
„Ich trage Glatze und mein Trikot ist meist pink. Das sind schon die ersten Kontraste. Dann bin ich ein sehr emotionaler Torhüter, der seine Paraden entsprechend feiert“, sagte er im Gespräch mit Transfermarkt einst.
Und dann wäre da noch die Rückennummer 49 in Anlehnung an die internationale deutsche Telefonvorwahl. Und trotz dieser Widersprüche zur japanischen Kultur lieben ihn die Fans im ganzen Land nun schon seit vier Jahren.
Der Norddeutsche erreichte in seiner Heimat an der Elbe nie solche Aufmerksamkeit. Er spielte seit seiner Jugend beim FC St. Pauli. Für die Kiezkicker hütete er immerhin sechs Mal das Tor in der 2. Liga, war aber meist nur Ersatzmann. Und so geriet er in eine Sackgasse. „Als mein Vertrag auslief, hätte ich wohl verlängern können, aber es wäre eine Reservistenrolle gewesen“, blickte er nun bei Web.de zurück.
Also fragte er kurzerhand seinen japanischen Kabinennachbarn Ryo Miyaichi in den Katakomben am Millerntor im Sommer 2021 nach Rat. „Ryo gab mir ein paar Tipps.“ Denn der Torwart wollte statt eines gutdotierten Vertrags lieber Erfahrungen für sein Leben sammeln. „Meine Kindheit wurde durch Nintendo, Godzilla, Samurai, Fast & Furious stark von der japanischen Kultur beeinflusst. Seitdem ist es mein Traum, eines Tages nach Japan zu kommen“, sagte er.
Und so ging es für Brodersen nach Asien zum Yokohama FC. Kurios: Die Olympischen Spiele standen in Tokio an und für die deutsche Auswahl fand sich kein dritter Torwart. Schließlich wurde Brodersen gefragt und sagte zu. Im Gegensatz zu seinen Teamkollegen flog er nach dem enttäuschenden Turnier aber nicht wieder zurück und erlebte seinen famosen Aufstieg im Land der aufgehenden Sonne.
Dabei war der Start nach einer wilden Einstandsparty in einer Karaokebar schwer. Natürlich konnte Brodersen die Sprache nicht. Zudem stieg er direkt im ersten Jahr in die zweite Liga ab. Brodersen blieb jedoch und gab noch mehr Gas - auch neben dem Platz.
Sprache lernen mit Anime und Comics
Er lernte mit Hilfe von Anime und Comics ganz schnell Japanisch und spricht es dank der Serien und Hefte mittlerweile ganz im Gegensatz zu Stars wie Iniesta oder Lukas Podolski damals fließend. „Das machte Spaß, das funktionierte!“
Nun tauchte Brodersen vollends in die Kultur ein. „Die Leute nennen mich hier oft Otaku“, gab er zuletzt grinsend zu. Jene Leute gelten als riesige Fans der Anime- und Manga-Comics. Brodersen untermalt seine Zuneigung für die Bilderreihen immer wieder mit seinen Shirts von bekannten Serien. Die Leute lieben den Keeper dafür.
Auch sportlich schaffte der Keeper die Wende schnell. Der Hamburger Junge stieg direkt in der nächsten Spielzeit mit seinem Team wieder in die erste Liga auf.
Zudem bekam er zwischenzeitlich familiäre Unterstützung. Bruder Leonard spielte 2022 bei Mito HollyHock. Doch nach sechs Monaten kehrte er nach Deutschland zurück und steht nun bei Fortuna Düsseldorf II unter Vertrag.
Brodersen ist einer der besten Keeper in Japan
Doch Svend Brodersen blieb und entwickelte sich immer mehr zu einem der besten Keeper der Liga. Im Januar 2024 zog es ihn schließlich weiter zu Fagiano Okayama und erneut in Liga zwei. Er wollte das nächste Abenteuer trotz Anfragen von Topklubs wie Vissel Kobe. Doch wieder gelang mit Brodersen direkt der Aufstieg - inklusive lustiger Momente. „Einer der Vereine spielt beispielsweise auf einer kleinen Sportanlage, wo rechts und links Picknickwiesen zu finden sind. Solche Erlebnisse vergisst man nicht.“
In der laufenden Saison steht er mit seinem Team aktuell auf Rang elf. “Bro“ hat in 28 Partien gerade einmal 26 Gegentore kassiert und schon zehn Mal zu Null gespielt. Und so erklingt immer wieder in den TV-Übertragungen der Ausruf „Brodersen! Sugoi!“ (unglaublich, dieser Brodersen).