Der 45. ordentliche Bundestag des DFB ist Geschichte, Bernd Neuendorf als Präsident wiedergewählt. Schatzmeister Stephan Grunwald wurde ebenfalls wiedergewählt und außerdem mit erweiterter Führungsverantwortung ausgestattet. Und den von Präsident Neuendorf vorgeschlagenen Holger Blask bestätigte das Präsidium in der konstituierenden Sitzung als künftigen Generalsekretär.
Ein Sieg für die widerständigen Kräfte im DFB
Ein Sieg für die widerständigen Kräfte
Blask bleibt daneben weiter Geschäftsführer der DFB GmbH & Co. KG: Erstaunlich, warum die beiden so vielfältigen Aufgabenbereiche nicht – wie in der Vergangenheit – auf mehrere Schultern verteilt werden.
Amt der Vizepräsidentin: Verlorene Macht zurückerobern?
Heike Ullrich, bislang Generalsekretärin, wurde als neue Vizepräsidentin für Frauen- und Mädchenfußball bestätigt. Für sie wich nach lediglich einer Amtszeit Sabine Mammitzsch, die darüber nicht glücklich ist, sich aber beugte: Wenn der DFB-Bundestag startet, geht es eben meist nur noch um die benannten Bestätigungen, nominiert, diskutiert und verschoben wird lange vorher.
Mit einer Ausnahme. Der Süddeutsche Regionalverband hatte im Vorfeld für das Amt einer Vizepräsidentin nicht die amtierende Silke Sinning, Präsidentin des Hessischen Fußball-Verbands, erneut nominiert, sondern ihr Silke Raml entgegengesetzt, Vizepräsidentin des Bayerischen Landesverbandes.
Weil dessen Ehrenpräsident Rainer Koch seinen Posten vor drei Jahren just an Sinning verlor, war im Vorfeld viel diskutiert worden, ob es Bayern darum gehe, verlorene Macht zurückzuerobern. Und während der Frauenanteil im neuen Präsidium insgesamt deutlich sinkt, mussten nun ausgerechnet zwei Frauen gegeneinander ran.
Lebendigster demokratischer Moment des Tages
Denn Sinning wollte nicht vorab klein beigeben, trat gegen Raml an – und setzte sich mit 124:113 Stimmen durch. Emotional dankte sie ihren Unterstützer*innen: „Ihr seid mein Lebenselixier.“ In ihrer Rede hatte sie mit einem klaren thematischen Profil gepunktet: gelebter Kinder- und Jugendschutz, starker Breitenfußball, Wissenschaft und Bildung als Fundament für Fortschritt sowie eFootball und digitale Entwicklung.
Raml hingegen hatte eher unkonkret darauf verwiesen, sie spreche die Sprache, die auf Plätzen, in Kabinen und Vereinsheimen verstanden werde, eine echte Vision war ihrer Rede hingegen nicht zu entnehmen. Sinnings Sieg ist auch einer für die widerständigen Kräfte in den Verbänden.
Es war der lebendigste demokratische Moment dieses Tages. Bei den Bestätigungen anderer Präsidiumsmitglieder gab es kaum mal eine Enthaltung, auch Wortbeiträge wie der von Hans-Joachim Watzke, der jovial erklärte, er habe sich nicht groß vorbereitet, komme aber mit den anderen Männern gut aus, erregten keinen deutlicheren Unmut.
„Traue sich nicht, gegen die Mehrheit zu votieren“
Was auch am System liegt: Beim DFB wird weiterhin per Handzeichen abgestimmt, lediglich die Wahl Sinning gegen Raml war eine geheime. Nach dem offiziellen Teil äußerten einzelne Teilnehmende hinter vorgehaltener Hand, man traue sich so nicht wirklich, gegen die Mehrheit zu votieren.
Die Änderungsanträge zur Satzung, die in ruhiger Manier durchgearbeitet wurden, hatten es teils in sich. Ob die 137 Seiten plus etlicher Änderungen bis kurz vor dem Termin wirklich von allen Delegierten durchgearbeitet wurden, darf bezweifelt werden. So wurde auch ein Antrag, sprachlich zum generischen Maskulinum zurückzukehren, ohne Rückfragen oder Aussprache durchgewunken. Immerhin mit zwei Gegenstimmen aus Braunschweig.
Lediglich ein Antrag fiel durch, gekommen war er aus Bayern: Bei der sechsmonatigen Wechselsperre für Amateur*innen sollten die Monate Dezember, Januar und Februar nicht angerechnet werden. Dafür gab’s eine klare Ablehnung mit 111:70 Stimmen.
Echte Aufbruchsstimmung nicht zu spüren
Man sieht es den Zahlen an: Längst nicht alle Wahlberechtigten waren zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch im Saal. Ebenfalls der Bayerische Fußball-Verband hatte einen mit Vorurteilen behafteten Antrag eingereicht, wonach die erneuerte Spielordnung für trans, inter und nicht-binäre Fußballer*innen wieder verschärft werden sollte. Er wurde aber vorab zurückgezogen.
So einig sich die meisten Akteur*innen auf dem Podium an diesem Tag waren, und so voller Lob für die eigene Arbeit der letzten drei Jahre - eine echte Aufbruchsstimmung war nicht zu spüren. Der alte und neue Präsident Neuendorf hatte seine erste Amtszeit unter das Stichwort Konsolidierung gestellt. Was genau in der zweiten kommt, bleibt abzuwarten.