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Flutlicht an! "Im Osten was Neues" - Fußball als sozialer Kitt

Fußball als sozialer Kitt

In ihrem neuen Dokumentarfilm erzählt Loraine Blumenthal von einer Geschichte, in der es um mehr als nur Fußball geht. Die „Flutlicht an!“ Porträt-Kolumne #110.
Loraine Blumenthal erzählt in ihrem Dokumentarfilm über mehr als nur Fußball
Loraine Blumenthal erzählt in ihrem Dokumentarfilm über mehr als nur Fußball
© Bonnie Rodefeld
In ihrem neuen Dokumentarfilm erzählt Loraine Blumenthal von einer Geschichte, in der es um mehr als nur Fußball geht. Die „Flutlicht an!“ Porträt-Kolumne #110.

Glamourös ist Filmemachen nur am Roten Teppich in Hollywood. Im Alltag bedeutet ein Film sehr viel Arbeit, angefangen damit, eine Finanzierung auf die Beine zu stellen. So können Jahre ins Land gehen von der ersten Idee bis zum fertigen Werk.

Aber, erzählt Dokumentarfilmerin Loraine Blumenthal, es gebe eine gute Chance, dass die Rahmenbedingungen von Mal zu Mal besser zu wuppen seien. Eben, weil man nach jedem Film mehr vorzuzeigen habe.

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Blumenthals aktueller Film „Im Osten was Neues“ erzählt von Thomas „Eichi“ Eichstätt. Früher war er in der rechten Szene aktiv, heute trainiert er ehrenamtlich ein Fußballteam, in dem vor allem Geflüchtete spielen.

Eichstätts Vergangenheit ist Thema, die Dokumentation ist aber viel mehr als eine Aussteigergeschichte. Und Blumenthal erzählt nicht nur von Eichi.

Neben dem Trainer geht es in der Doku um den FC Pio, der seinen Spielern mehr als nur ein Hobby bietet. Es geht um Thomas Bundu und die Angst seiner Familie vor der Abschiebung. Um Asad, der nach seinem 18. Geburtstag intensiver als zuvor um seine Zukunft kämpft.

Es geht um Eichstätts Familie, ihre Heimatregion in Ostdeutschland. Darum, was passiert, wenn Menschen aufeinander zugehen, statt sich von Schulderzählungen vereinnahmen zu lassen.

Und es geht um Fußball: Als Kitt, der diese ungewöhnliche Gemeinschaft zusammenhält. „Der Fußball ist für mich Ausgangslage gewesen“, sagt Blumenthal. Er biete das Feld, auf dem die Begegnung zwischen diesen unterschiedlichen Menschen passieren kann.

„Es geht um eine Annäherung“, findet die Regisseurin, oder: um deren Versuch. „Aber es ist ein wunderschöner Versuch.“ Weil die Beteiligten sich auf die Menschen hinter den Narrativen einlassen.

Eichstätt wolle in Dokumentation reinen Tisch machen

Wer den Film schaut, spürt aus der Offenheit der Protagonist*innen deren großes Vertrauen in Blumenthal. „Es gibt so Ansätze, wo ich schon nachvollziehen kann, wie es den Leuten geht“, spielt die Filmemacherin auf eigene Erfahrungen als schwarze Frau vor allem in bestimmten Regionen im Osten an. Gleichzeitig betont sie, Krieg und Flucht ebenso wie die Zugehörigkeit zur rechten Szene seien Felder, die sie sich nicht anmaßen wolle verstehen zu können.

Ein Film wie der über „Eichi“, seine Familie und den FC Pio sei gar nicht denkbar ohne das absolute Einlassen der Menschen, erzählt Blumenthal. Dafür sei sie jeder einzelnen Person sehr dankbar, wobei der Trainer selbst das Projekt auf besondere Weise mitgezogen habe. „Es war nie eine Frage, dass der nicht mehr mitmacht.“ Die Offenheit sei durchaus besonders.

Auch vor den Spielern im Team möchte Eichstätt reinen Tisch machen. Er erzählt ihnen von seiner Vergangenheit, seinen früheren Einstellungen und davon, dass er Fehler gemacht und dazugelernt habe. Sie hören ihm zu, tauschen Umarmungen aus – und anschließend wird wieder gemeinsam gegen den Ball gekickt.

So wie immer beim FC Pio. Wo Menschen zusammenkommen, die der Politik vor allem als Gruppen für Schuldzuweisungen dienen. Aber die hinter die Fassade sehen.