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Oliver Kahns trotzige Drohung bewahrheitete sich nicht

Kahn-Ansage bewahrheitete sich nicht

Heute vor 23 Jahren krönte Brasilien-Legende Ronaldo sein größtes Jahr mit dem Weltfußballer-Titel 2002. Ausgerechnet der tragische WM-Held Oliver Kahn erreichte Platz 2. Eine trotzige Drohung am Tag der Zeremonie konnte er nicht wahr machen.
Ronaldo Nazario de Lima war einer der besten Spieler der Welt. Er ist Vorbild vieler heutiger Stars und hat die Position des Mittelstürmers revolutioniert. Aber schwere Knieverletzungen standen einer längeren Karriere im Weg.
Heute vor 23 Jahren krönte Brasilien-Legende Ronaldo sein größtes Jahr mit dem Weltfußballer-Titel 2002. Ausgerechnet der tragische WM-Held Oliver Kahn erreichte Platz 2. Eine trotzige Drohung am Tag der Zeremonie konnte er nicht wahr machen.

Oliver Kahn war weit gekommen, weiter als jeder andere Torhüter vor ihm. Aber gegen seinen großen Gegenspieler war nichts auszurichten - einmal mehr.

Ronaldo Luís Nazário de Lima krönte heute vor 23 Jahren das größte Jahr seiner Karriere. Am 17. Dezember 2002 gewann der brasilianische Starstürmer seine zweite Auszeichnung als Weltfußnaller. Der damalige Bayern-Keeper Kahn - als erster Keeper überhaupt in den Top 3 - landete hinter „Il Fenomeno“ und vor Zinédine Zidane auf Platz 2. Bekanntermaßen hatte aber auch die Auszeichnung des Siegers viel mit ihm zu tun.

Oliver Kahns Patzer ebnete Ronaldos größtem Sieg den Weg

Dafür muss man knapp fünf Monate zurückschauen, denn am 30. Juni 2002 trafen Deutschland und Brasilien im WM-Finale in Yokohama aufeinander. Die Südamerikaner und vor allem Ronaldo brillierten über das komplette Turnier hinweg und waren im Endspiel die haushohen Favoriten.

Der Einzige aus dem deutschen Team, der es mit Brasilien aufnehmen konnte, war Kahn. Der Torhüter spielte eine herausragende WM, wurde nach dem Finale zum Spieler des Turniers gewählt. Im Endspiel hielt der Keeper wieder überragend, doch leistete sich dann einen folgenschweren Patzer.

In der 67. Minute ließ Kahn einen harmlosen Schuss von Rivaldo vor die Füße von Ronaldo abprallen, der ohne Probleme die Führung erzielte. Danach war der Bann gebrochen, denn der Stürmer mit der berühmten Dreiecksfrisur legte noch seinen zweiten Treffer nach und schoss Brasilien damit im Alleingang zum fünften WM-Titel. Insgesamt erzielte er bei dem Turnier acht Tore und wurde damit Torschützenkönig. Kahn war der tragische Held, das Bild des traurigen, an den Pfosten gelehnten „Titans“ ging um die Welt.

Ronaldo: Ohne Spielpraxis zum WM-Titel 2002

„Oliver Kahn ist ein ganz Großer. Damals hat er einen Fehler gemacht, den ich ausgenutzt habe. Ich habe rechtzeitig reagiert und stand dort, wo ein Stürmer stehen muss. Dieses Finale war das Spiel meines Lebens“, erklärte Ronaldo später in einem Interview mit 11Freunde.

Seine Leistung konnte man damals nicht zu hoch anrechnen, denn zwischen 1998 und 2002 hatte er mit mehreren schweren Knieverletzungen zu kämpfen.

Dadurch konnte Ronaldo nur einen Bruchteil aller Pflichtspiele absolvieren, und obwohl er in der Saison 2001/02 nur in 16 Partien für Inter Mailand auf dem Platz stand, wurde er trotz fehlender Spielpraxis für die WM nominiert. Das Vertrauen zahlte der Stürmer mehr als zurück und stellte der ganzen Welt unter Beweis, dass er zu jenem Zeitpunkt das Maß aller Dinge war.

Nach der Weltmeisterschaft sorgte der damals 26-Jährige für einen spektakulären Wechsel, denn nach fünf Jahren bei Inter Mailand schloss er sich Real Madrid an. Mit dem Transfer geriet Ronaldo noch mehr ins Rampenlicht.

Ende 2002 folgten die individuellen Krönungen seines größten Jahrs: Neben dem Weltfußballer-Titel gewann Ronaldo auch die damals wie heute getrennt ausgetragene Ballon-d‘Or-Trophäe, vor Teamkollege Roberto Carlos und Kahn.

Verletzungen warfen „Il Fenomeno“ aus der Bahn

Kahn formulierte bei der Weltfußballer-Preiskür in Madrid trotzige Worte: Als die Journalisten ihn fragten, ob er nicht Lust hätte, zu Real zu wechseln und mit Ronaldo und Zidane zusammenzuspielen, formulierte er eine klare Absage: „Ich spiele schon beim besten Verein der Welt und habe deshalb keine Tendenz, den Verein zu wechseln.“

Mit Blick auf die WM 2006 in Deutschland drohte Kahn Ronaldo zudem Revanche an: „Bei uns in Deutschland tut sich etwas Großes. Ich denke, wir haben noch einmal die Möglichkeit, ein WM-Finale zu spielen, und vielleicht bin ich dann auf der Seite des Siegers.“ Es sollte bekanntlich anders kommen.

Auch für Ronaldo verlief die Sommermärchen-WM eher enttäuschend: Er schied mit Brasilien im Viertelfinale aus. Obwohl er damals mit seinem 15. WM-Tor zum Rekordtorschützen aufstieg, dominierten die Negativschlagzeilen um seinen schlechten Fitnesszustand.

Nach drei guten Jahren bei Real hatte Ronaldo ab 2005 wieder verstärkt mit Verletzungen sowie einer Schilddrüsen-Erkrankung zu kämpfen, die zu einer Gewichtszunahme führte. Ronaldo verlor bei Real seinen Stammplatz, wechselte im Januar 2007 zum AC Mailand, für den er in eineinhalb Jahren verletzungsbedingt nur 20 Pflichtspiele absolvierte.

2011 ließ Ronaldo bei Corinthians Sao Paolo in der brasilianischen Heimat seine große Karriere ausklingen.