Nichts wird es mit dem Abschiedsgeschenk! Vor zehn Tagen forderte BVB-Boss Lars Ricken auf der Mitgliederversammlung den Pokalsieg für Hans-Joachim Watzke, der sich aus der Geschäftsführung zurückzog und seitdem Präsident des Vereins ist.
Das größte Problem des BVB
BVB-Abschiedsgeschenk bleibt aus
Eigentlich wollten die Dortmunder zeigen, dass sie mal wieder „titelreif“ sind. Der leichteste Weg zu einer Trophäe ist bekanntlich dieser Wettbewerb. Doch der BVB hat die Chance auf den realistischsten Titel in dieser Spielzeit weggeworfen. Das Problem in dieser Saison wurde beim Achtelfinal-Aus gegen Bayer Leverkusen offensichtlich.
Trotz Übergewicht spielerische Armut
11:0 Ecken standen am Ende für den BVB zu Buche. Dazu 33:2 Flanken. Auch bei den Torschüssen lag der BVB deutlich vor Bayer (20:6).
Doch der x-goals-Wert, der die Wahrscheinlichkeit für Tore vorhersagt, lag bei mickrigen 1,33. Es ist ein Beweis für die spielerische Armut der Dortmunder.
Niko Kovac wehrte sich gegen diesen Eindruck: „Das Einzige, das wir uns vorwerfen müssen, ist, dass wir nicht effektiv genug waren“, sagte der BVB-Coach am SPORT1-Mikrofon.
Doch das ist wohl nur ein Teil der Wahrheit.
Ein Spiegelbild der BVB-Saison
Zugegeben: Die erste Halbzeit des BVB war wohl eine der besten in dieser Saison. Nur die Tore fehlten. Gelegenheiten, gefährlich zu werden, gab es zu Genüge. Doch es fehlte die letzte Durchschlagskraft und der unbedingte Fokus.
Das zeigt auch ein Blick auf die Zahlen. Denn obwohl die Dortmunder gerade in der ersten Hälfte deutlich überlegen waren, gaben sie keinen Schuss aufs gegnerische Tor ab. Sieben gingen vorbei.
Nach dem Seitenwechsel, als die Dortmunder dem Rückstand hinterherlaufen mussten, mangelte es an zündenden Ideen.
Obwohl die Dortmunder satte 26 Ballberührungen im Bayer-Strafraum hatten – Leverkusen hatte dagegen nur zwei – wurde es zu selten richtig gefährlich. Es ist ein Spiegelbild der bisherigen BVB-Saison.
BVB stößt gegen tiefstehende Gegner an Grenzen
Der Mannschaft fällt es in dieser Spielzeit im letzten Drittel ungemein schwer, Chancen zu erspielen. Im Ballbesitz wirkt das oft ideenlos. Es fehlt häufig an Tiefe und raumöffnenden Aktionen, um Abwehrreihen zu überwinden. Gerade gegen tief stehende Gegner stößt der BVB an seine Grenzen.
Und wenn die Dortmunder am Dienstag dann doch - wie zum Beispiel Karim Adeyemi - das ein oder andere Mal in vielversprechende Positionen kamen, wurde die falsche Entscheidung gefällt oder es kam Unvermögen hinzu.
Manch ein Dortmunder redete sich diese limitierte spielerische Klasse zu häufig in dieser Saison mit „Kaltschnäuzigkeit“ und „Effektivität“ schön.
Doch genau das drehte sich am Dienstagabend um. Die Leverkusener waren plötzlich die Mannschaft, die aus wenig viel machte (x-Goals-Wert: 0,33).
Alarmierende Statistik für den BVB
Alarmierend aus BVB-Sicht ist der Blick auf die Eckstöße. Entweder kamen sie als Bogenlampe viel zu weit (Svensson) oder der erste Gegenspieler köpfte sie direkt wieder aus der Gefahrenzone.
„Wenn du zehn oder elf Ecken hast, muss meiner Meinung nach daraus ganz klar ein Tor passieren“, monierte auch Innenverteidiger Waldemar Anton bei SPORT1.
Der BVB muss sich gerade in diesem Bereich deutlich steigern. Für Standardtrainer Alex Clapham gibt es eine Menge zu tun.
„Natürlich arbeiten wir daran. Es geht auch oft um die zweiten Bälle. Da hatten wir ein oder zwei ordentliche, aber nicht mehr“, sah auch Kovac ein.
Wie wichtig gute Standardsituationen sein können, zeigen aktuell Vereine wie Union Berlin und der FC Arsenal in beeindruckender Manier.
In der Champions League läuft es für Dortmund
Kurios anders sieht es – mal wieder – in der Champions League aus.
In der Königsklasse erzielten die Dortmunder in den bisherigen fünf Spielen beeindruckende 17 Tore – zweitbeste Ausbeute hinter Primus Paris (19). Zum Vergleich: Der FC Bayern hat „erst“ 15 Treffer im laufenden Wettbewerb.
Es dürfte – wie schon in den Jahren zuvor - ein Rätsel bleiben, wieso es dem BVB in den internationalen Nächten leichter von der Hand geht. Fakt ist: Auf nationaler Ebene fehlen genau diese Qualitäten.
Ärgerlich, wenn es in der Liga nicht immer zu drei Punkten reicht, „extrem bitter“ laut Anton allerdings, wenn man dadurch aus dem Pokal ausscheidet. Die realistischste Chance auf eine Trophäe ist dahin.
Ein vergleichbares Abschiedsgeschenk dürfte es für Watzke auch im Jahr 2026 nicht geben.