Es gab am Freitagabend viele spektakuläre Szenen beim Saison-Eröffnungsspiel.
Der FC Bayern München siegt gegen den VfL Wolfsburg zum Saisonauftakt
Glückliche Bayern - dank Malanda
FC Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sprach nach dem weltweit in 207 Länder übertragenen 2:1-Heimsieg gegen den VfL Wolfsburg von "einer Werbung für die Bundesliga".
Vermutlich über Jahre hinaus in Erinnerung bleiben wird aber eine Szene, die dem Spiel und vielleicht sogar der gesamten Saison eine ganz andere Wendung hätte geben können.
Nach 79 Minuten kam Wolfsburgs Junior Malanda plötzlich frei zum Abschluss. Manuel Neuer lenkte den Schuss zwar mit einer Glanztat an die Latte, doch der Ball fiel Malanda erneut vor die Füße.
"Platz in jedem Jahresrückblick"
Und dann brachte der Youngster das Kunststück fertig, aus einem Meter das leere Tor und damit das 2:2 zu verpassen.
"Damit hat er wohl schon jetzt einen Platz in jedem Jahresrückblick sicher", meinte VfL-Trainer Dieter Hecking auf SPORT1-Nachfrage sarkastisch. "Aber man muss den jungen Spieler jetzt aufbauen, er schießt sicher nicht im Absicht vorbei."
Gleichwohl konnte Hecking seinen Frust nicht verbergen: "Nach dem Anschlusstor waren wir richtig gut. Da war es ein Spiel mit offenem Visier, ein Spektakel. Der Unterschied war, dass Bayern einfach konsequenter war."
Mit dem Ausgleich gegen die in der Schlussphase nach der kurzen Vorbereitung deutlich platten Bayern wäre sogar das Ende der nunmehr seit April 2009 dauernden Wolfsburger Negativserie gegen den Rekordmeister drin gewesen.
Aufatmen bei Robben und Guardiola
Und welche Dynamik ein Fehlstart in die Saison haben kann, haben ja gerade die Münchner immer wieder nach den Kräfte zehrenden Weltmeisterschaften erlebt.
"So ein Auftaktspiel ist immer komisch. Vor allem, weil wir keine ideale Vorbereitung hatten", sagte der überragende Arjen Robben. "Man muss so ein Spiel über die Bühne bringen und die drei Punkte mitnehmen. Das haben wir geschafft."
Entsprechend groß war die Erleichterung beim Double-Gewinner. "Für jeden Trainer der Welt ist der Sieg das Wichtigste, nicht nur für den Trainer von Bayern München", meinte Pep Guardiola, ergänzte aber selbstkritisch: "Nach dem 2:0 haben wir das Spiel nicht mehr kontrolliert, da war Wolfsburg besser als wir. Wir hatten dann Probleme, und hatten nur für 65, 70 Minuten Beine. Wir brauchen noch Zeit. Daher war der Sieg wichtig für den Kopf."
Müller: Eine Woche mehr Zeit
Ähnlich bewertete auch Thomas Müller die Partie. "Mit dem Sieg haben wir wieder eine Woche mehr Zeit, um fit zu werden", meinte der Torschütze der wichtigen Pausenführung (37.).
"Anfangs läuft nicht alles rund. Da muss man ein bisschen auf die Zähne beißen. Aber wir sind ja nicht im Rentenalter."
Vor allem die Riesenchance von Malanda "war noch mal eine Initialzündung für uns. Das hat uns zusammengeschweißt", erklärte der überzeugende Nationalspieler. In der Tat widersprach Rummenigge niemand, als er behauptete: "Ein Unentschieden wäre nicht gerecht gewesen."
Denn die Gastgeber vergaben nach Robbens schnellem 2:0 nach der Pause (48.) mehrfach leichtfertig die Vorentscheidung, zudem wurde der eigentlich reguläre Treffer des eingewechselten Sebastian Rode (84.) zu Unrecht aberkannt.
Sammer übt Kritik
Und Ivica Olic spielte den Ball vor seinem traumhaften Anschlusstreffer (52.) mit der Hand. "Nach einem 2:2 wäre es für uns natürlich schwer geworden", gab Sportchef Matthias Sammer zu und ärgerte sich daher über die Fahrlässigkeit der Bayern:
"Nach dem 2:0 müssen wir dem Gegner von der Ausstrahlung das Gefühl geben: Da ist nichts zu holen. Wir müssen aufhören damit, dass alles nicht so einfach ist. Jetzt müssen wir angreifen."
Hoffnung machten dabei vor allem die Nachrücker. Etwa Holger Badstuber, der nach 21 Monaten und zwei Kreuzbandrissen sein Bundesliga-Comeback feierte ("Für mich war es ein perfekter Tag") oder Neuzugang Juan Bernat.
Beeindruckendes Debüt von Gaudino
Vor allem aber verblüffte der souveräne Auftritt des erst 17-jährigen Gianluca Gaudino, dem viertjüngsten Debütanten in der Bayern-Historie. Während der Sohn des früheren Nationalspieler Maurizio Gaudino (Sonntag ab 22.15 Uhr zu Gast im Mobilat Doppelpack auf SPORT1) zum Schweigen verordnet wurde, lobte ihn andere in höchsten Tönen.
"Es ist erstaunlich, dass ein 17-jähriger Junge in der ersten Mannschaft des FC Bayern steht und dann so eine Leistung abruft", sagte Rummenigge. "Wir können stolz darauf sein, und er kann auch stolz darauf sein."
Dagegen zeigten Stars wie der später ausgewechselte WM-Held Mario Götze oder Robert Lewandowski, der sich ungekannte Schwächen im Abschluss leistete, eine eher diskrete Vorstellung. Und auch Manuel Neuer hatte einige ungewohnte Unsicherheiten.
Doch dank Malandas Fehlschuss war das nach dem Abpfiff kein großes Thema mehr.