Sieben Tore und insgesamt sechs Aluminium-Treffer bei seinem ersten Bundesliga-Spiel überhaupt gegen seine alte Liebe: alles für Thomas Schaaf noch lange kein Grund zur Gesichtsakrobatik.
Fünf Stiche ins Bremer Herz
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Nach dem 5:2 (1:1) seines aktuellen Klubs Eintracht Frankfurt gegen seinen Ex-Verein Werder Bremen freute sich der 53-Jährige eher nach innen.
Ohne große Aufregung und ohne Luftsprünge im Stil eines Jürgen Klopp klatschte er alle Frankfurter auf der Bank ab.
"Ich habe hier einen Job zu erledigen und bin absolut im Reinen mit Werder Bremen", sagte Schaaf bei "Sky" und bemühte sich darum, das Spiel als möglichst normal darzustellen: "Die Zeit dort war riesig und weltklasse gewesen. Gewesen. Aber mir vor dem Spiel noch Gedanken zu machen, was auf der anderen Seite passiert, das schaffe ich nicht, tut mir leid."
Dabei hatte das Spiel die Zuschauer die meiste Zeit von den Sitzen gerissen.
Meier trifft doppelt
Toptorjäger Alexander Meier mit seinen Saisontoren neun und zehn (34./68.), Haris Seferovic (52.), Stefan Aigner (76.) und U19-Europameister Marc Stendera (80.) trafen für Frankfurt, Theodor Gebre Selassie (45.) und Luca Caldirola (79.) waren für Werder erfolgreich.
"Natürlich war das Spiel für Thomas Schaaf etwas ganz Besonderes. Aber er ist es die ganze Woche über ganz sachlich angegangen", sagte Eintracht-Manager Bruno Hübner: "Ich bin froh, dass wir so eine Serie hingelegt haben. Von mir aus kann es so weitergehen."
Frankfurt "in der Erfolgsspur"
Klubchef Heribert Bruchhagen meinte: "Die Mannschaft hat gespielt wie eine Mannschaft, die sich in der Erfolgsspur befindet." Meier sei "phänomenal, er hat eine besondere Fähigkeit, Dinge zu erahnen."
Schaaf pries seine Spieler: "Wir machen im Moment viele Dinge richtig, gerade die 50:50-Entscheidung", sagte er. " Deshalb sind wir erfolgreich. Ich hoffe, dass wir das stabilisieren können und zum richtigen Fußball spielen kommen. In dieser Mannschaft steckt spielerisches Potenzial, das wir noch nicht so gezeigt haben." Nach zuletzt drei Siegen in Folge mit insgesamt 10:3 Toren klang das wie eine Drohung.
Eineinhalb Jahre nach seinem letzten Bundesliga-Spiel in Grün-Weiß spürt so mancher bei Werder heftigen Schaaf-Kummer beim Anblick der Frankfurter. Schaafs neue Mannschaft spielt im Moment Fußball ganz in seinem Sinn, wie zu besten, längst vergangenen Zeiten.
Zweite Pleite unter Skripnik
Bremen dagegen kassierte im fünften Spiel unter Trainer Viktor Skripnik die zweite Pleite und liegt auf dem vorletzten Rang.
"Ich bin ein bisschen frustriert", sagte Skripnik: "Das zweite Tor war der Knackpunkt. Danach haben wir nicht mehr an unsere Stärke geglaubt."
Was vor allem Sorge macht: 31 Gegentore kassierte die Mannschaft bereits, hat zusammen mit dem VfB Stuttgart die schlechteste Abwehr der Liga.
Dritte verschiedene Innenverteidigung
In seinem fünften Bundesliga-Spiel als Bremer Trainer wählte Skripnik gegen Frankfurt das dritte verschiedene Paar in der Innenverteidigung; und war früh gezwungen, noch einmal umzustellen.
Sebastian Prödl und Assani Lukimya keuchten regelmäßig hinterher. Prödl sah dazu noch früh die Gelbe Karte und verdrehte sich nach nicht einmal einer halben Stunde das Knie.
Luca Caldirola übernahm seine Position - Innenverteidigung Nummer vier unter Skripnik. Der Italiener traf zwar zum 2:4 aus Bremer Sicht, hinten stieg die Zerfallsrate dafür in der zweiten Halbzeit bedenklich.
Beiden Meier-Toren gingen Pfostentreffer voraus, Werders Abwehr reagierte jeweils viel zu langsam. Als Frankfurt nach der Pause die Schutzkleidung ablegte und sich bereitmachte zum rohen Ringen, blieb Werder mit vergessenem Turnbeutel außen vor. Es ging alles zu schnell und zu kräftig für die Gäste.
Und vor der Winterpause trifft Bremen noch auf Gladbach und Dortmund - die Abstiegszone könnte also zum Weihnachtsquartier werden.